Die Bundestagswahl 2021 steht an und es sind nur noch wenige Wochen, bis zum entscheidenden Kreuz. Doch welche Partei passt zu mir? Wer immer noch unentschlossen ist, kann den Test per „WahlSwiper“ auf dem Smartphone machen.
„WahlSwiper“ ist eine Mischung aus Wahl-O-Mat und Tinder. Zur anstehenden Wahl werden 36 Fragen gestellt. Eure Antworten werden mit denen aus der Politik abgeglichen, um das perfekte Match in Form einer Partei zu finden. GIGA hat die Smartphone-App ausprobiert.
WahlSwiper 2021: Wen soll ich wählen?
Die Bundestagswahl 2021 steht vor der Tür: „Kitagebühren abschaffen, Volkentscheide einführen, Cannabis legalisieren – Ja oder Nein?“ Im WahlSwiper werden 36 Fragen gestellt, die sich nach den Wahlprogrammen der Parteien richten. Ihr beantwortet die Fragen per „Swipe“ nach links oder rechts und bekommt im Ergebnis vorgeschlagen, welche Parteien zu den ausgewählten Positionen passen.
Die App ist kostenlos für iOS und Android erhältlich, der Dienst kann aber auch einfach im Browser genutzt werden, indem man die WahlSwiper-Webseite öffnet.
Welche Partei passt am besten zu mir? Welche Argumente bieten die politischen Lager in den verschiedenen Themengebieten? Die Antworten gibt man per Wisch („Swipe“) nach links oder rechts ab – das kennen wir von der Dating-App Tinder. Für ein tieferes Verständnis gibt es zu jeder Frage ein Erklärvideo in der App.
Auf 36 aktuelle Fragen zur Politik muss man antworten, dann bekommt man eine Wahlempfehlung für die Bundestagswahl 2021 in Form einer Liste. Die Liste zeigt dabei die prozentuale Übereinstimmung der eigenen Antworten mit den Wahlprogrammen der Parteien an. Anders als beim Wahl-O-Maten 2021 könnt ihr nicht nur eine Handvoll Parteien für das Ergebnis auswählen, sondern gleich 35 Kandidaten, die bei der Wahl 2021 auf ein Kreuz hoffen. Wie das in der Praxis funktioniert, zeigt dieses Video zur Bundestagswahl 2017 :
WahlSwiper für die Bundestagswahl 2021: Schnelle politische Entscheidungsfindung
Wir haben uns innerhalb von drei Minuten durch die Fragen zur Bundestagswahl 2021 geswipt und ein nachvollziehbares Ergebnis erhalten. Fragen können optional doppelt gewichtet werden, um ihnen einen größeren Einfluss auf die Partei-Vorschläge am Ende zu geben. Wenn man sich unsicher ist, kann man Fragen auch einfach überspringen, indem man unten auf den Pfeil nach rechts tippt.
Die Menschen hinter der App WahlSwiper sind nach eigenen Angaben „ein Team rund um den Politikwissenschaftler Prof. Uwe Wagschal und Journalisten, Politik-Studenten, App-Entwicklern, Grafikern, Freiwilligen und Videoproduzenten, das gemeinsam in seiner Freizeit an dem Projekt gearbeitet hat. Die Inhalte erarbeiten wir gemeinsam mit unabhängigen Partnern, beispielsweise Universitäten.“ Neu im Team ist der Sozialaktivist Ali Can, der die Übersetzungen vorangetrieben hat.
WahlSwiper ist für die anstehende Wahl nicht nur in deutscher Sprache, sondern auch auf Englisch, Russisch, Türkisch, Arabisch, Persisch und Kurdisch verfügbar. Neben Fragen zur Bundestagswahl 2021 kann man sich hier auch Fragen zur Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern und zum Abgeordnetenhaus in Berlin beantworten lassen. Auch diese beiden Wahlen finden Ende September statt. So könnt ihr den WahlSwiper nutzen, um gleich für alle Wahlscheine die passende Partei zur Hand zu haben. Die Ergebnisse könnt ihr übrigens direkt über den dafür vorgesehenen Button mit Freunden und Kontakten über andere Social-Media-Apps teilen.
Im Video erklärt der Politikwissenschaftler Prof. Uwe Wagschal die WahlSwiper-App:
Für Amazon-Echo-Besitzer interessant: Der WahlSwiper lässt sich auch per Alexa aufrufen. Dazu muss der kostenlose Alexa-Skill „WahlSwiper“ von MOVACT installiert sein.
Fazit: WahlSwiper ist gut und einfach, aber nicht ausreichend für eine solide Wahlentscheidung
Politische Fragestellungen auf eine Ja-oder-Nein-Antwort zu verkürzen, ist ein sehr pragmatischer Ansatz. Movacts Projektmanager Matthias Bannert hat dafür eine simple Begründung: Auf dem Wahlzettel kann man auch nur ein Kreuz machen. Da hat er recht und im Rahmen der App und für das, was sie leisten soll, ist das absolut in Ordnung.
Das einfache Prinzip und die App an sich haben natürlich auch ihre Grenzen und kleinere Schwächen. Natürlich sollte man das Ergebnis nicht als ultimative Empfehlung sehen, sondern als Vorschlag. Um sich tatsächlich sicher zu sein, das Kreuz am 26. September an der richtigen Stelle zu machen, solltet ihr euch über die App hinaus mit den Wahlprogrammen vertraut machen.
Einen jahrelangen Prozess der politischen Meinungsbildung durch Lesen, Diskutieren und Nachdenken kann WahlSwiper aber beim besten Willen nicht ersetzen. Manchmal findet man seine eigenen Antworten eben nur, wenn man alle Argumente betrachtet hat und dann noch einmal darüber schläft. Ein schnelles Wischen nach links oder rechts könnte so gesehen sogar zu falschen Entschlüssen führen, die man eines Tages bereut. Immigration, Volkswirtschaft oder Umweltpolitik sind nur drei Beispiele für komplexe Themen, bei denen man sich – nicht nur als junger Wähler – etwas mehr Zeit nehmen sollte.
Uns hat der WahlSwiper gefallen, er dürfte vor allem politisch unerfahrenen Wählern dabei helfen, sich zurechtzufinden. Denn mal ganz ehrlich: Wer liest sich schon alle Parteiprogramme durch? So bekommt man wenigstens für diese 36 Fragen sehr zügig die dazugehörigen Antworten und zudem einen guten Überblick über die vielen Facetten der aktuellen Politik. Das alleinige Entscheidungskriterium bei der Bundestagswahl 2021 sollte die App aber nicht sein.