Nach fast zehn Jahren gibt es mit Gran Turismo 7 endlich einen neuen Hauptteil des Real Driving Simulators und dieser erweist sich in unserem Test als eine zutiefst liebevolle Verneigung vor dem Rennsport und Automobilen im Allgemeinen.
Stilsicherer Rennsimulator mit Herz
Wenn Rennspiele Menschen wären, dann wäre Forza Horizon 5 wahrscheinlich der coole und hippe Influencer, der neue Akzente setzt. Gran Turismo 7 hingegen ist der altgediente Senior, der sich um neue Trends kaum schert und sich lieber auf das Wesentliche beschränkt.
Auch Gran Turismo 7 ist im besten Sinne altmodisch und lässt dem Rennsport und der Detailverliebtheit zu den vierrädrigen Fortbewegungsmitteln vollen Raum zur Entfaltung. Das beginnt schon mit dem ausgiebigen Intro, das die Geschichte der Automobile bis in die Jetztzeit Revue passieren lässt.
Dann gibt es mit der Music Rally aber doch einen frischen Einstieg ins Spiel, bei dem ihr zu klassischen Musikstücken oder treibenden Beats Rennen im Takt absolviert. Nach dieser kleinen Einführung geht es dann aber direkt zur Weltkarte, dem Hub-Bereich des Spiels, von der aus ihr eure Karriere beginnt. Und ja, der klassische Karriere-Modus, den ich in Gran Turismo Sport schmerzlich vermisst habe, ist in Teil 7 endlich wieder zurück. Wie gewohnt starte ich mit einem geringen Startkapital und kann mir erstmal nicht mehr leisten als einen kleinen gebrauchten PKW.
Im Sunday Cup verdiene ich mir meine ersten Sporen und Credits, mit denen ich mir Stück für Stück meinen Autofuhrpark aufbaue und mir dann auch bessere Wagen leisten kann oder mit Tuning meine Leistung verbessere.
Gran Turismo Café als Leitfaden durch die Motorsportwelt
Dreh- und Angelpunkt von Gran Turismo 7 ist ein Café. Klingt komisch, aber passt zur generell gediegenen und unaufgeregten Atmosphäre des Spiels. Hier gibt euch Cafébesitzer Luca Menübücher, die euch mit Aufgaben versorgen. So sollt ihr etwa drei japanische Kleinwagen sammeln, die ihr euch durch Abschluss von Rennen verdient. Ist die Sammlung abgeschlossen, schaltet ihr das nächste Menübuch mit neuen Aufgaben und auch neue Bereiche auf der Weltkarte frei.
Das Café dient dabei aber auch als kleine Lehrstunde, in der euch NPCs mehr Details zu jedem Auto erläutern, das ihr zum Café bringt. Die Liebe der Entwickler zum Rennsport kommt hier voll zum Tragen und man merkt die Detailversessenheit in jedem Polygon der getreu nachmodellierten Autos.
Das Fahrgefühl im ersten PS5-Gran-Turismo ist gleichermaßen eindrucksvoll gelungen. Durch das haptische Feedback des PS5-Controllers spüre ich auf dem Tokyo Expressway jede Bodenwelle. Bei Regenrennen auf dem High Speed Ring wiederum peitschen andere Autos vor mir die Gischt hoch, was die Sicht deutlich erschwert. Zudem wirken sich der fließende Wetterwechsel und Wasser auf der Strecke spürbar auf das Fahrverhalten aus.
Sammelleidenschaft und Auto-Roulette
Fortschritt ist in Gran Turismo 7 auch an eure Sammlerstufe gebunden. Jedes neue Auto in eurem Fuhrpark belohnt euch nämlich mit Sammlerpunkten, die eure Stufe Stück für Stück erhöhen. Dies schaltet euch dann etwa neue Tuning-Teile in der Upgrade-Werkstatt frei, mit der ihr die Leistung eurer Wagen verbessern könnt. Jedes Auto besitzt dabei einen Leistungsindex, der euch durch einen Wert die generelle Leistung des Autos einordnet.
Die Hatz nach den über 424 Autos im Spiel macht dabei einen großen Teil der Motivation aus. Eine Autoliste zu Gran Turismo 7 findet ihr unter dem verlinkten Guide. Zudem schaltet ihr durch Fortschritte im Café regelmäßig Roulette-Tickets frei, bei denen ihr mit etwas Glück Credits, Tuning-Teile oder gar neue Autos gewinnen könnt.
Test-Fazit
Einigen Spielern wird wahrscheinlich auch Gran Turismo 7 zu altbacken sein und natürlich gibt es valide Kritikpunkte. Die Rennstrecken wirken im Vergleich zur opulenten Forza-Konkurrenz geradezu steril. Es gibt auch keine offene Welt, bei der ihr von Event zu Event fahrt.
Stattdessen besinnt sich Gran Turismo 7 auf seine Stärken und lässt nur hier und da ein paar Neuerungen zu. Der Karriere-Modus bekommt durch das Café einen passenden Rahmen verpasst und auch das Sammeln der Autos ist jetzt noch motivierender geworden. Aber ansonsten bleibt ziemlich viel beim Alten. Die Menüstruktur orientiert sich stark an Gran Turismo Sport und versprüht eher Excel-Romantik.
Aber seis drum, ich bin alles andere als ein Autoliebhaber, aber in Gran Turismo 7 werde ich einmal mehr bekehrt. Die Liebe der Entwickler zum Motorsport ist hier einfach ansteckend und ich ertappte mich beim Spielen immer wieder dabei, wie ich mir die kleinen Slideshows zu Autoherstellern anschaute, um mehr über die Geschichte bestimmter Marken zu erfahren. Die stilsichere Umsetzung der Motorsportwelt sagt mir hier einfach zu und das Fahrverhalten neuer Autos auf der Strecke zu testen, lässt mich immer wieder zum Controller greifen.
Stärken und Schwächen
- Fotorealistische Grafik, vor allem auf der PS5.
- Umfangreicher Fuhrpark mit über 424 Autos.
- Sehr gutes Fortschrittssystem durch das neue GT Café.
- Umfangreicher Multiplayer und Splitscreen-Modus für 2 Spieler.
- Haptisches Feedback des PS5-Controllers sehr gut umgesetzt.
- Realistisches Fahrverhalten mit vielen Einflüssen durch das Wetter.
- 34 verschiedene Strecken mit 97 Variationen.
- Lizenzrennen, Karriere und ausgiebiger Fotomodus mit dabei.
- Unfreiwillig komische NPC-Dialoge zum Fremdschämen.
- Teilweise umständliche Menüführung.
- Noch immer eher sterile Streckenatmosphäre.
Wertung
“Das beste Rennspiel auf der PS5. Gran Turismo 7 ist zurück und sorgt mit motivierender Autosammlerei, Karrieremodus und immersivem Fahrverhalten für Euphorie bei Motorsportfans.”