Natürlich weiß ich nicht, was ihr wolltet, aber solltet ihr Resident Evil 2 Remake gespielt haben, liegt die Annahme nahe: Das ist es gewesen, was ihr wolltet. Ein nächstes RE2 Remake, das sich über die Leichen der Zombies des nächsten Teils ringelt, gleich blutig, gleich spannend. Im Test sage ich euch, warum RE3 Remake euch dahingehend erfreuen und traurig machen wird (was aber nicht seine Schuld ist, eigentlich).
Was ist Resident Evil 3 Remake?
Das Ding ist: Solltet ihr nicht wissen, was Resident Evil 3 Remake ist – solltet ihr weder die alten Teile noch RE2 Remake gespielt haben, so empfehle ich euch eines: Wendet euch zunächst dem Remake von Resident Evil 2 zu, das uns Capcom vor einem Jahr liebevoll an den Kopf geworfen hat. Es spielt sich praktisch gleich, mit anderen Charakteren und einer anderen Story. Ich wage anzunehmen, dass ihr euch wie in einem überlangen Film fühlen würdet, solltet ihr frecherweise beide Teile hintereinander spielen.
Resident Evil 3 Remake spielt zur selben Zeit wie RE2 Remake, und auch der Schauplatz überschneidet sich: In den straffen Stiefeln der S.T.A.R.S.-Agentin Jill Valentine erlebt ihr hautnah den Ausbruch der durch das T-Virus ausgelösten Zombie-Krankheit in Raccoon-City. Die Stadt brennt wenige Minuten nach Spielstart lichterloh und ihr versucht, dem Ganzen ein Schnippchen zu schlagen und zu entkommen. Dicht an euren Versen jedoch, ihr wisst es bereits, stampft die BioWaffe Nemesis, begleitet von tausenden blutenden und sabbernden Zombies. Werdet ihr entkommen? Oder gibt es gar noch Hoffnung für Raccoon City?
RE3 Remake wartet nicht wie das Remake von Resident Evil 2 mit zwei Charakter-Durchläufen auf, sondern wechselt in der Hauptstory die Charaktere: Neben Jill Valentine werdet ihr noch Carlos Oliveira steuern dürfen, ein Söldner, der für Umbrella arbeitet. Das Original aus dem Jahr 1999 spielt sich circa sechs Stunden lang, das heutige Remake bewegt sich zwischen sechs und zehn Stunden Spielspaß. Zudem, auf dass ihr es nicht vergesst: Mit im Spiel enthalten ist der asymmetrische Multiplayer Resident Evil Resistance.
Test-Fazit mit Stärken und Schwächen
Resident Evil 3 Remake in a nutshell:
Resident Evil 3 Remake wird euch blutig schlagen, durch Wände prügeln und fragt dann süffisant, „Na, willst du wieder aufstehen?“ JA, SCHON GUT.
Für alle Liebhaber des Originals: Die feste Kamera-Perspektive fällt (leider?) weg, dafür gibt's jene Third-Person-Sicht, die ihr schon aus RE2 Remake kennt. Insgesamt ist RE3 Remake actionreicher als RE2 Remake, basiert aber auf derselben Engine, die unser Angstzentrum schon in Resident Evil 7 gekitzelt hat. Mit Sadismus werden strategische Kämpfe, Rätsel und unheimliche Schachtel-Maps gegen euch eingesetzt, zudem ploppen hier und da Horden widerlicher Monster auf. Ihr besitzt aber keine Munition mehr? Na na, dann müsst ihr wohl wieder laden!
Es ist ein sehr gutes Spiel. Und leider zu kurz – wofür es nichts kann.
Stärken von RE3 Remake
- Ausbalanciertes Gameplay mit genau der richtigen Menge an Munition und Gegnern
- Boss-Kämpfe, die (zumeist) fordern und doch nicht verzweifeln lassen
- Verschachtelte Maps, die zum Erkunden und Suchen einladen
- Viele Geheimnisse und Sammelobjekte
- Schmackhafte Belohnungen für jene, die alles mitnehmen wollen
- Treibende Story, die trotz zweier Perspektiven spannend bleibt
- Nahtlos eingesetzte Videosequenzen
- Mehr Action, und dennoch genug Gore und Grusel-Elemente
- Gratis zum Spiel: der Multiplayer Resident Evil Resistance
Schwächen von RE3 Remake
- Spieldauer für heutige Verhältnisse sehr kurz
- sechs bis zehn Stunden, wie auch im Original
- Kein wirkliches New Game+
- Wiederspielwert?
- Wenige Boss-Kämpfe zu einfach
- Geringe Inventar-Größe gelegentlich nervig
Warum es das Spiel ist, das ihr wolltet
Resident Evil 3 Remake kennt seine Schwester RE2 Remake sehr gut. Sie sind nicht nur verwandt, nein, sie sind Zwillinge – zweieiige, würde ich einmal behaupten, aber Augen, Nase und Haare sind gleich.
Nach dem erfolgreichen Remake von RE2 blieben Entwickler Capcom nämlich genau zwei Möglichkeiten: Nochmal genauso bei RE3 machen, oder lieber alles ändern? Was Kritiker und Fans – zu denen ihr vielleicht gehört – erbeten haben, war ein Remake im ähnlichen Stil; und genau das ist Resident Evil 3 Remake geworden. Mit anderen Worten: Es ist eine beinahe gleiche Erfahrung, gespickt mit anderen Schauplätzen, neuen Charakteren und einem alteingesessenen Feind, der all eure Munition schluckt und trotzdem irgendwann – ganz sicher! – auf eurem Grab tanzen wird. Ich seh's in seinem zähne-blitzenden Grinsen.
Vergessen wir die Neuerfindung des zweiten Teils, bleibt RE3 Remake ein angemessenes, weder staubiges noch blitzblank modernes Remake, das der Zeit des Originals geschuldete Schwäche ausmerzt, Gedärme-Gore für Liebhaber bietet und eben diesen Gore in malerischer Grafik umsetzt. Malerisch blutig; ihr versteht schon. Und da wir gerade von Blut reden.
BLUT UND ELEND: Here we go again
Kaum im Spiel, explodiert Raccoon City um euch herum, Zombies grabbeln von allen Seiten – WO IST MUNITION? – und alles erscheint hoffnungslos und hoffnungsloser, je weiter ihr voranschreitet. Ihr spielt hauptsächlich Jill Valentine, eine grazile Zerstörungsmaschine, die mit Köpfchen, Sparsamkeit und einem unerschrockenen Durchstehvermögen gegen Blut sabbernde Wesen antritt, und immer wieder beweist, dass Gore und zerplatzende Gedärmsäcke ihr nichts ausmachen.
Während ihr Raccoon Citys Armageddon zu entkommen versucht, steckt ihr mehr ein, als ein menschlicher Körper eigentlich aushalten sollte: Da sind filmreife Action-Sequenzen, Raketen, die euch an die nächste Häuserwand werfen und Zombies, die euch wieder und wieder beißen, solltet ihr nicht schnell genug ausweichen. Das ganze Spiel ist eine Flucht vor dem Tod, wobei euch jeder zerschossene Gegner stärker und abgebrühter werden lässt. Wie auch im vorherigen Remake wird euch im nahezu perfekten Tempo beigebracht, welche Zombie-Ausgeburten ihr wie tötet, und wie ihr dabei am besten noch Munition spart.
Denn einfach loslaufen und abknallen ist nicht: Verschiedene Waffen haben verschiedene Stärken, etwa eure normale Standard-Pistole, für die ihr am meisten Munition findet und craften könnt. Ihre Schüsse sind schnell und präzise, machen aber selbst bei normalen Untoten nicht viel Schaden – außer, ihr übt euch in Kopfschüssen. Klar ist es da einfacher, die Schrotflinte oder die Magnum zu benutzen, aber wollt ihr jene seltene Munition wirklich sofort aufbrauchen? In Sicherheitsräumen derweil dürft ihr euren Speicherfortschritt in eine alte Schreibmaschine tippen, und zuweilen lohnt es sich, trotz erfolgreichem Kampf zurückzukehren und das Ganze mit weniger verschossener Muni zu versuchen. Ganz besonders, wenn ihr auf euren Erzfeind trefft: Nemesis.
Umbrellas gewaltliebende Biowaffe ist auch in Resident Evil 3 Remake euer steter Begleiter: In den unpassendsten Momenten (also immer) taucht das böse grinsende Muskelwesen auf, verfolgt euch, schießt auf euch, prügelt euch, wirft euch durch die Luft, wirft anderes auf euch, schießt Raketen auf euch, trampelt euch und wartet in Boss-Kämpfen nur darauf, alles zu tun, was ich eben erwähnt habe.
Nemesis ist überall.
Nemesis lässt euch genervt aufstöhnen, nur um euch im nächsten Moment in einen fordernden Boss-Kampf zu verwickeln, aus dem ihr im allerbesten Fall humpelnd entkommen könnt. Wie gegen etwas kämpfen, das sich nicht töten lässt? RE3 Remake ist ein Fitness-Kurs für eure Finger am Controller, entfacht eure Sammellust und lernt euch immer neue Techniken, die ihr mit Verstand einsetzen solltet. Es ist außerdem kurzweiliger als RE2 Remake, da nicht derart viele Rätsel auf euch warten – ein paar schon, sicher. Das Hauptstück ist aber die immer wiederkehrende, verzweifelte Action, die mehr und mehr von euren beiden Charakteren abverlangen wird.
Allerdings: Mit dem Vollpreis von 59,99 Euro ist RE3 Remake zu schnell vorbei, und lohnt sich womöglich erst dann voll, solltet ihr auch Spaß am zugelegten Multiplayer Resident Evil Resistance haben. Oder ihr wartet darauf, dass das Spiel irgendwann heruntergesetzt wird. Geht ja auch. Kaufen könnt ihr euch die UNCUT-Version von Resident Evil 3 Remake für die PS4 auf Amazon.
Wir packen unseren Koffer: RE3 Remake, RE Resistance, Goodies
Noch sind wir aber nicht ganz fertig. Neben der Story-Kampagne und dem bereits erwähnten Multiplayer RE Resistance schmückt sich das Remake von RE3 noch mit ein paar Goodies. Über InGame-Herausforderungen zahlt ihr Punkte auf ein Konto, die ihr wiederum für Belohnungen ausgeben könnt.
Was da auf euch wartet? Findet es selbst heraus, aber auch ohne New Game+ wird euch dieses Punkte-System einen neuen Spieldurchlauf schmackhaft machen können.
Das, was Marina denkt
Da wir nun unter uns sind: Meine Song-Empfehlung zum heutigen Test zu Resident Evil 3 Remake ist Animal von Neon Trees, und ich bin ernsthaft enttäuscht, dass dieser Song nicht in den Credits gelaufen ist.
Ihr werdet niemals erraten, wer im Song gemeint ist.
Ich bin ganz subjektiv begeistert von Resident Evil 3 Remake, mit seinen schlangenartigen Maps, dem etwaigen Mangel an Munition – der erfinderisch werden lässt – und dem steten Schatten von Nemesis, welcher euch auf Schritt und Tritt folgt, um euch wieder und wieder bis an die Grenzen zu treiben. Mit seiner Kurzweiligkeit befriedigt es genau jenen Nerv im Körper, der gern zwischen ein wenig Unheimlichkeit und KRACHBUMM erzittert, also ja: Ihr könnt süchtig werden. Was den Trip dann leider noch kürzer erscheinen lässt, als er ohnehin schon ist. Resident Evil 3 Remake erscheint am 3. April 2020 für PC, PS4 und Xbox One.
Wertung
“Resident Evil 3 Remake ist ein Höllenritt, kurz und blutig – und verdammt gut.”