Ubisoft verbindet in Prince of Persia: The Lost Crown alte und neue Elemente der Reihe. Wie gut die Fusion wirklich funktioniert und was das Spiel ausmacht, verraten wir euch in unserem Test.
Hinweis: Wir haben Prince of Persia: The Lost Crown auf der PlayStation 5 getestet. Während unserer Spielzeit von circa 20 Stunden lief das Spiel flüssig und ohne technische Probleme.
Klischeestory, die aber trotzdem Spaß macht
Persien steht unter dem Schutz der sogenannten Immortals, einer Gruppe aus sieben Elitekriegern. Eines Tages wird Prinz Ghassan entführt und die Königin beruft die Immortals ein, um ihren Sohn retten zu lassen. Es ist übrigens das erste Mal in der Reihe, dass ihr nicht den Prinzen selbst spielt, sondern einen anderen Charakter: Sargon. Er ist das jüngste Mitglied der Immortals, welche Vahram anführt. Somit werdet ihr ein integraler Teil der Mission zur Rettung von Prinz Ghassan.
Die Mission bringt die Gruppe zum Berg Qaf, der Teil eines mysteriösen Landes und zugleich Heimat von Simurgh ist. Simurgh ist in der Spielwelt der Gott über „Zeit & Wissen“ und, wie sollte es auch anders sein, läuft am Berg Qaf nichts nach den Regeln der Realität ab. Zeit läuft innerhalb des Berges nicht wie gewohnt ab, verschiedene Zeitstränge sind miteinander verflochten und der Ort scheint verflucht zu sein, was die Suche nach dem Prinzen natürlich erschwert.
Storytechnisch bietet Prince of Persia: The Lost Crown nicht viel Neues, aber das ist nicht unbedingt schlimm. Obwohl die Geschichte keine wirklichen Überraschungen bietet, hält sie euch bei der Stange und macht trotzdem Spaß. Das liegt vor allem an der Darstellung und dem Artstyle (Cel Shading) des Spiels. Nicht nur das Spielgeschehen selbst, sondern auch die Videosequenzen erhalten hierdurch das gewisse Etwas, was das Spiel manchmal zu einem echten Hingucker macht.
Durch und durch ein Metroidvania
Die Entwickler von Ubisoft Montpellier, die unter anderem an den Rayman-Games arbeiteten, hauchen dem Action-Adventure neues Leben ein. Das gelingt ihnen, indem sie Prince of Persia nicht in der zuletzt gewohnten 3D-Grafik wiederbeleben, sondern es zu einem 2D Side-Scroller machen und es zudem zu einem Metroidvania machen. Wenn ihr bereits wisst, dass euch diese Art von Spiel nicht liegt, dann lasst die Finger vom Game. Falls ihr aber Fans des Genres seid, solltet ihr The Lost Crown unbedingt spielen. Falls euch der Begriff Metroidvania nicht geläufig ist, lest einfach weiter. Gleich folgt eine Erklärung.
Es gibt eine in sich verbundene und ineinandergreifende Karte, die aus mehreren Sektionen besteht. Sie könnt ihr jedoch erst nach und nach erkunden, sobald ihr neue Fertigkeiten bekommt. Die Map bietet viele Geheimnisse, Nebenmissionen oder geheime Wände à la Dark Souls. Hinzu kommt, dass ihr in manchen Kapiteln mehrere Missionsziele erhaltet und selbst entscheidet, welches ihr zuerst verfolgt. Der Fortschritt ist nicht immer auf den ersten Blick erkennbar und verlangt von euch, dass ihr die Gebiete gründlich erkundet. Durch die stetig neu gewonnenen Fähigkeiten, wirkt das Backtracking glücklicherweise nicht mühselig.
Durch das Zusammenführen der Wurzeln der Reihe aus dem Jahr 1989, als das Spiel ebenfalls in der Seitenansicht präsentiert wurde und den Metroidvania-Elementen schafft Ubisoft Montpellier eine in sich stimmige Fusion, die überzeugt. Das zeigt sich vor allem im Gameplay.
Gameplay ist König
Ihr weicht im Berg Qaf tödlichen Fallen aus, entdeckt Geheimnisse, löst Puzzles, bewältigt immer schwerer werdende Jump’n’Run-Abschnitte und bekämpft immer stärker werdende Monster, die aus der persischen Mythologie stammen. Durch die stetig präzise, schnelle und direkte Kontrolle von Sargon überragt das Gameplay alle anderen Aspekte. Es ist so gut, dass die Geschichte euch fast schon egal sein kann und ihr trotzdem Spaß am Spiel habt.
Ihr könnt Kombos nahtlos ineinander übergehen lassen und selbst mitten in einer Angriffskombination die Richtung wechseln. Das Kampfsystem ist leicht zu verstehen, aber knifflig zu meistern. Die Kombos sind nie so schwer wie beispielsweise in Fighting-Games, aber durchaus so komplex, dass ihr einen Unterschied zwischen geübten und ungeübten Spielern sofort bemerkt. Außerdem verlangt das Spiel von euch, dass ihr zumindest einen Teil der unterschiedlichen Kombos lernt.
Denn wenn ihr immer und immer wieder dieselbe Kombo hintereinander benutzt, verliert die Kombination an Kraft und richtet somit weniger Schaden an. Im Gefecht stehen euch Nahkampf- und Fernangriffe zur Verfügung, ebenso Paraden und Ausweichmanöver.
Falls euch das Timing einer Parade misslingt, erhaltet ihr mehr Schaden als ohne den Versuch einer Parade. Sitzt sie jedoch, erhaltet ihr ein größeres Zeitfenster, um selbst mehr Schaden anrichten zu können. Es bleibt also euch überlassen, ob ihr das Risiko für den möglichen Vorteil eingehen wollt oder nicht.
Neben den bereits erwähnten Angriffsmöglichkeiten stehen euch zudem noch die Athra-Fertigkeiten zur Verfügung. Durch erfolgreiche Attacken und Paraden lädt sich die Athra-Leiste auf. Sobald genügend Ladung vorhanden ist, könnt ihr spezielle und mächtige Fähigkeiten einsetzen. Insgesamt gibt es 10 unterschiedliche Athra-Fähigkeiten, wovon ihr immer zwei gleichzeitig ausgerüstet haben könnt. Außerdem könnt im Kampf ebenfalls von den sechs Zeitfähigkeiten Gebrauch machen.
In Prince of Persia: The Lost Crown gibt es übrigens keinen Skilltree. Um euren Spielstil zu individualisieren und anzupassen, müsst ihr euer Amulett mit unterschiedlichen Anhängern ausstatten und die zu euch passenden Athra-Fähigkeiten auswählen. Wenn ihr euer Amulett genug erweitert und es mit verschiedenen Anhängern ausrüstet, kann es euren Spielstil entscheidend unterstützen. Es ist also kein unnützes Gimmick, sondern wirklich hilfreich. Hierdurch wird auch die Motiviation hochgehalten, um nach neue Amuletten in der Spielwelt zu suchen.
Das gilt auch für die Athra-Fähigkeiten, denn sie erhaltet ihr nicht alle automatisch im Spielverlauf. Nach ihnen müsst ihr ebenfalls suchen. Nur alle sechs Zeitfähigkeiten bekommt ihr automatisch, um die Story weiter voranzutreiben.
Test-Fazit
Ein überzeugendes Kampfsystem, komplexe und immer schwerer werdende Jump’n’Run-Abschnitte, mehrphasige Bosskämpfe, eine tolle Map mit einzigartigen Biomen und Zeitfähigkeiten, die in allen Lagen helfen. Das alles macht Prince of Persia: The Lost Crown zu einem Überraschungshit für das noch junge 2024.
Zwar kann das Spiel storytechnisch „nur“ unterhalten, da die meisten Twists bereits aus kilometerweiter Entfernung zu erkennen sind (bis auf eine Ausnahme) aber das kann vielen Metroidvania- und Action-Adventure-Fans egal sein. Gameplay und Artstyle überzeugen auf allen Ebenen. Die Fusion aus alt und neu ist mehr als geglückt.
Wertung
“Pflicht für jeden Metroidvania-Fan, der auf Gameplay setzt und keine superinnovative Story braucht.”