An Amazon Dropshipping kommt man kaum vorbei, wenn man über den Versandriesen Geld verdienen will. Wie die Funktion eingerichtet wird, verrät unser Leitfaden.
Hierzulande kam Amazon 2022 auf rund 32,6 Milliarden Dollar Umsatz – Deutschland gilt damit bei dem amerikanischen Versanddienstleister als zweitgrößter Markt. Zudem steht Amazon auf dem ersten Platz der 50 größten Online-Läden und lässt die interaktiven Shopping-Portale von OTTO und MediaMarkt mit 15,68 Milliarden Euro weit hinter sich. In seinem Finanzbericht für das zweite Quartal 2023 berichtet der Versandriese über Umsätze von 134,4 Milliarden US-Dollar, die über alle Betriebszweige erwirtschaftet wurden. Darunter auch das Cloud-Geschäft, das mit zwölf Prozent im Vergleich zum Vorjahr wieder zulegen konnte. Wer als Händler von diesem Kuchen etwas abhaben möchte, sollte eventuell Amazon Dropshipping in Erwägung ziehen. Was es damit auf sich hat und wie es eingerichtet wird, erklärt unser Guide.
Du nutzt Amazon Prime, aber weißt gar nicht, welche Vorteile du damit hast? Das Video unserer kino.de-Kollegen verrät es dir:
Warum sollte ich Dropshipping mit Amazon starten?
Der größte Vorteil von Amazon Dropshipping ist, dass du als Händler kein eigenes Lager betreiben und Artikel vorhalten musst. Statt für diese Logistik-Kosten aufzukommen, arbeitest du mit Großhändlern zusammen, die ihre Waren meist in China produzieren – und die du dann mit Margen von bis zu 50 Prozent an die Kundschaft bringen kannst. Damit hältst du dein eigenes Risiko nicht nur gering, sondern profitierst auch von Amazons Plattform. Mit 300 Millionen Kunden hast du umgehend eine kaufkräftige Klientel an der Hand, kannst die bewährten Logistik- und Service-Prozesse des reichweitenstarken Unternehmens nutzen und setzt damit auf einen zuverlässigen und wachsenden Markt. Neben den Ressourcen deines Großhändlers nutzt du mit Amazon eine mehr als etablierte Plattform, die einen guten Ruf genießt.
So funktioniert Amazon Dropshipping
Über Amazon Dropshipping, das wegen „Fulfillment by Amazon“ auch „Amazon FBA“ genannt wird, gibst du die Verantwortung für die Verkaufs- und Versandprozesse an den hiesigen Online-Händler ab. Du trittst zwar als Verkäufer in Erscheinung, nutzt aber die Ressourcen und den Ruf von Amazon – ob es nun um Verpackung und Versand oder den viel gelobten Kundenservice des Unternehmens geht. Als Dropshipper verkaufst du die georderten Waren als deine eigenen Produkte und nutzt die Ressourcen von Herstellern und Lieferanten, um als Händler aktiv Geld zu verdienen. Deine Kundschaft bekommt von dieser „Verlagerung“ allerdings nichts mit.
Ist Dropshipping über Amazon erlaubt?
Dropshipping ist weder illegal noch auf Amazon verboten. Allerdings gilt es, bei diesem E-Commerce-Modell einiges zu beachten:
- Amazon Dropshipping ist ausschließlich über das FBA-Programm des Versandriesen gestattet.
- Du musst stets als eingetragener Verkäufer der von dir angebotenen Waren ausgewiesen sein – also auf Lieferscheinen, Kartons und Rechnungen.
- Veranlassen Kunden Rücksendungen, bist du immer selbst für die Retouren-Annahme und die entsprechende Bearbeitung zuständig.
- Es ist nicht erlaubt, Produkte bei anderen Online-Händlern zu beziehen und diese mit dem direkten Versand an deine eigenen Kunden zu beauftragen.
- Beachte die Geschäftsbedingungen deines FBA-Vertrags! Du solltest dich an die Amazon-Richtlinien halten und auch etwaige Änderungen berücksichtigen.
Amazon Dropshipping starten: Schritt für Schritt zum Erfolg!
Damit du nicht ins kalte Wasser geworfen wirst, wenn du dein Business über Amazon Dropshipping starten willst, halte dich an unseren Leitfaden, der dir Schritt für Schritt den Einstieg erklärt:
Amazon-Verkäuferkonto einrichten
Um dein Dropshipping-Geschäft einzurichten, ist ein Verkäuferkonto auf Amazon zwingend notwendig. Dafür navigierst du in die amazon seller central und registrierst dich für das Programm. Du kannst entweder ein Basiskonto einrichten oder ein professionelles Verkäuferkonto. Ersteres eignet sich, wenn du planst, weniger als 40 Artikel monatlich zu verkaufen und nur zahlen möchtest, wenn du tatsächlich Waren an die Kundschaft bringst. Zudem fällt für das Verkäuferkonto keine monatliche Abo-Gebühr an. Mit dem Profi-Konto kannst du zwar mehr als 40 Artikel pro Monat verkaufen, zahlst aber auch eine Grundgebühr. Allerdings fällt hier bei größeren Verkaufsmengen das Kosten-Nutzen-Verhältnis optimaler aus. Informiere dich ausführlich über alle anfallenden Kosten wie Verkaufsgebühren und Steuerabgaben.
Produktsuche
Wichtig für dein Dropshipping-Business sind natürlich die Waren, die du anbietest. Am besten liest du dir Produktrezensionen durch, um die Artikel qualitativ einschätzen können. Eventuell hast du mit diversen Produktgruppen selbst schon Erfahrung. Für den Anfang kannst du auf beliebte Sparten wie Haushalt, Garten, Sport und Outdoor setzen, die für die Kundschaft grundsätzlich relevant sind. Aus deinem eigenen Kaufverhalten kannst du womöglich auch ableiten, welche Produktkategorien beliebt und vielversprechend sind. Kennst du dich mit speziellen Waren aus, weil du hobbymäßig Erfahrungen hast, nutze dieses Wissen. Du kannst außerdem prüfen, ob Nischenprodukte für „Special-Interest-Kundengruppen“ relevant sind.
Lieferanten kontaktieren
Bist du auf interessante Waren gestoßen, tritt mit deinen Großhändlern und Lieferanten in Kontakt. Denn nichts lässt dich als Verkäufer in einem schlechteren Licht dastehen, als Artikel anzubieten, die gar nicht verfügbar sind. Informiere dich also darüber, ob die Dropshipping-Produkte überhaupt lieferbar sind. Berücksichtige, wie schnell und zu welchem Preis du die entsprechenden Waren anbieten kannst. Lieferbarkeit, flotter Versand und gute Preise entscheiden über deine Wettbewerbsfähigkeit. Mit dem FBA-Rechner kannst du bequem nach bestimmten Produkten aus dem Amazon-Katalog suchen und schon vorab deine Einnahmen kalkulieren.
Produkt anlegen
Solltest du nun eine oder mehrere Produktkategorien ausgewählt haben, musst du die Waren in deinem Amazon-Shop einpflegen. Bedenke aber, dass für diverse Sparten eine Freischaltung erforderlich ist. So müssen beispielsweise Produktkategorien wie Blu-rays und DVDs, Musik, Schmuck oder Beauty erst von Amazon abgesegnet werden. Um ein Produkt anzulegen, loggst du dich in deinen Account in der amazon seller central ein und navigierst über „Lagerbestand“ zu „Produkt hinzufügen“. Danach klickst du auf „Neues Produkt erstellen“. Wähle die entsprechende Produktkategorie und gib dann die benötigten Informationen wie Name und Marke des Artikels an. Denke vor Abschluss des Vorgangs daran, im Endpreis die Amazon-Gebühren einzukalkulieren.
Dropshipping mit Amazon: Die Kosten im Überblick
Startkapital
Da du bei Amazon Dropshipping kein eigenes Lager unterhalten und aufwendige Logistik-Ketten selbst am Laufen halten musst, sollte das Startkapital moderat ausfallen. Allerdings solltest du bedenken, dass du oft nachgefragte Produkte lieferbar haben solltest. Um bei Großhändlern und Lieferanten rechtzeitig nachbestellen zu können, ist ein gewisses Startkapital empfehlenswert. Rechne mit 1000 bis 3000 Euro, um nicht nur deine Kundschaft zuverlässig versorgen zu können, sondern auch, um die anfallenden Amazon-Gebühren zahlen zu können.
Amazon FBA-Kosten
Wählst du für den Start das Basiskonto, fallen pro verkauftem Artikel 99 Cent, aber auch prozentuale Verkaufsgebühren kann. Dafür entfällt die monatliche Abo-Gebühr von knapp 40 Euro, die bei der Nutzung eines professionellen Verkäuferkontos berechnet werden. Dafür kannst du mit diesem aber mehr als 40 Artikel monatlich verkaufen. Eine prozentuale Verkaufsgebühr musst du aber auch hier einkalkulieren. Grundsätzlich liegen die Dropshipping-Verkaufsgebühren zwischen 10 und 15 Prozent – abhängig von der jeweiligen Produktkategorie.
Sonstige Kosten
Neben den Gebühren für dein Amazon-Verkäuferkonto solltest du auch andere Kosten im Auge behalten. Selbstredend fallen für dich als Gewerbetreibender beispielsweise Steuern an. Als zukünftiger Händler darfst du außerdem nicht vergessen, bei deiner Stadt ein Gewerbe anzumelden. Je nach Gemeinde kostet ein Gewerbeschein zwischen 10 und 65 Euro. Legt das zuständige Amt Wert auf Dokumente wie Handelsregisterauszüge oder polizeiliche Führungszeugnisse, sind auch hier noch mal Ausgaben fällig – die in der Regel aber überschaubar sind. Grundsätzlich ist es sinnvoll, vorab zu klären, welches Geschäftsmodell für dich infrage kommt. Zu Beginn greift für dein Vorhaben womöglich die Kleinunternehmerregelung, da deine Betriebskosten und Investitionen im Fall von Amazon Dropshipping eher niedrig ausfallen.
5 Tipps für deinen Start mit Amazon Dropshipping
Prüfe die Produktqualität
Idealerweise prüfst du vorab die Waren, die du deiner potenziellen Kundschaft anbieten willst. Zwar ist das zunächst auch mit Kosten verbunden, aber es empfiehlt sich, die Produkte selbst zu bestellen. Sicherlich kannst du als Händler vom Hersteller ein Muster anfordern, aber unter Umständen liefert dieser dir ein ausgewähltes Exemplar, das vielleicht nicht der Qualität entspricht, die letztlich beim Kunden ankommt. Bestelle also einfach als Privatkunde das entsprechende Produkt.
Gewinne die Buy Box
Die Buy Box ist bei Amazon das Feld auf einer Produktseite, auf dem unter anderem die Schaltflächen für „In den Einkaufswagen“ und „Jetzt kaufen“ erscheinen. Doch warum solltest du die Buy Box für dich gewinnen? Ganz einfach: Bieten andere Dropshipper dasselbe Produkt unter der gleichen ASIN-Nummer an, kann nur einer die Buy Box dominieren. Alle anderen Shops werden weiter unten als „Andere Verkäufer auf Amazon“ gelistet. Allerdings bedeutet eine „einzigartige“ ASIN nicht automatisch, dass du in der Buy Box die Pole Position inne hast. Letztendlich entscheidet immer noch Amazon darüber.
Führe eine Keyword-Recherche durch
Auch Keywords sind entscheidend für deinen Erfolg als Dropshipper. Tools wie MerchantWords, Quaro oder Semrush können dir dabei helfen, die entsprechenden Schlagwörter herauszufinden, die für deine Kundschaft relevant sind. Das Pay-per-Click-Programm von Amazon gibt dir sogar relevante Keywords vor.
Erhalte gute Kundenbewertungen
Sicherlich hast du schon selbst Produkte auf Amazon bewertet. Auffällig ist, dass Rezensionen oft dann geschrieben werden, wenn Kunden mit ihren Bestellungen eher unzufrieden sind. Da du bei Amazon Dropshipping vieles im Kaufprozess nicht selbst übernimmst, ist der Kundenservice umso wichtiger. Gehe kulant mit deiner Kundschaft um, biete kurze Reaktionszeiten auf Anfragen und lege den Käufern keine unnötigen Steine bei Retouren in den Weg. Amazon wird immer wieder für seinen reibungslosen Service belohnt – das solltest du als Dropshipping-Händler auch beherzigen.
Nutze die Werbemöglichkeiten
Mit seinem Pay-per-Click-Programm (PPC) bietet Amazon ein sinnvolles und effektives Marketing-Instrument an. Mit diesem Tool kannst du deine Produkte bewerben und anhand deiner Schlüsselwörter in den Suchergebnissen nach oben schieben – so ähnlich wie beim Ranking auf Google. Sichtbarkeit ist entscheidend für erfolgreiche Verkäufe.
Fazit
Wer in den Online-Handel einsteigen will, findet mit Amazon Dropshipping ein adäquates Sprungbrett. Da weder aufwendige Lieferketten aufgebaut noch kostspielige Mitarbeiter für Administrations- und Logistikaufgaben eingestellt werden müssen, bietet sich das E-Commerce-Geschäftsmodell für Einzelunternehmer geradezu an. Der Einstieg verläuft recht unkompliziert und ist mit wenigen Hürden verbunden. Natürlich ist es nicht ausgeschlossen, zwischen all den ambitionierten Konkurrenten unterzugehen – aber mit Fachwissen und einem ausgeprägten Sinn für Kundenorientierung kannst du dich sicherlich von deinen Mitbewerbern absetzen. Nutze aber die vorhandenen Werbemöglichkeiten und schaffe mit Expertise ein Alleinstellungsmerkmal.
Wer alternativ doch einen eigenen Online-Shop erstellen will, kann dies über Dienste wie Wix, Squarespace sowie Webador oder Ionos tun.