Hin und wieder findet man im Netz Anbieter, bei denen man eine „Amazon Retouren-Palette“ kaufen kann. Auch bei Facebook wird mit solchen Palettenverkäufen geworben. Lohnt sich sowas? Wie sind die Erfahrungen mit solchen Paletten? Und wo kann man sowas überhaupt bestellen?
Angebote dieser Art sind Wundertüten in großer Form. Man weiß nicht, was drin ist und hat die Hoffnung, teure Geräte wie ein iPhone zum kleinen Preis zu erhalten. Blind sollte man solche Paletten allerdings nicht kaufen. Oft stecken dahinter betrügerische Absichten und keine lukrativen Schnäppchen-
Retourenpaletten bei Amazon? Vorsicht, Betrug!
Bei den meisten Angeboten von „Retouren-Paletten“ handelt es sich um Betrugsversuche und Fakes. So warnte bereits Mitte März 2023 die Verbraucherzentrale Sachsen vor solchen angeblichen Schnäppchen. Bilder der Anzeigen bei Facebook erwecken den Eindruck, dass man zum günstigen Preis Überraschungspakete erhält, bei denen sich zum Beispiel ein iPhone oder eine Playstation-Konsole verstecken kann. Nutzer, die mehrere solcher angebotenen Paletten bestellt haben, bekamen nicht die versprochenen technischen Geräte, sondern gar nichts. Stößt ihr also bei Facebook, Google-Anzeigen oder auf anderen Plattformen, bei denen solche Amazon-Paletten beworben werden, solltet ihr nicht zuschlagen. Lasst euch auch nicht von Bildern und Kommentaren täuschen. Diese angeblichen Beweise sind meistens gefälscht und zeigen nicht die tatsächlichen Inhalte der Paletten. In der Regel gibt es solche Angebote für Privatkäufer nicht. Heike Teubner von der Verbrauchzentrale Auerbach sagt dazu:
„Wer als Privatkunde auf das große Schnäppchen hofft, sollte bei unverhältnismäßig günstigen Angeboten immer hellhörig werden. Kein seriöser Händler hat etwas zu verschenken. Daher sind Angebote auf sozialen Medien immer mit Vorsicht zu genießen.“
Amazon: Retouren als Palette kaufen
Kauft man online etwas bei Amazon und Co. ein, kann man den Artikel ohne Angabe von Gründen innerhalb von 14 Tagen zurückschicken. Das ist für Kunden bequem, für den Händler ergeben sich aber Probleme, da man einige dieser Retouren nicht mehr als Neuware wieder verkaufen kann. In einigen Fällen werden solche zurückgeschickten Artikel zu Paketen zusammengepackt und als Palette weiterverkauft. Diese Retourenpaletten von Amazon sind also kein Mythos, sondern existieren wirklich. Allerdings gilt es, solche Angebote nicht bei unbekannten Plattformen zu kaufen, da auch in diesem Bereich viele Betrüger unterwegs sind. Üblicherweise stehen diese Paletten nicht für private Interessenten, sondern nur für gewerbliche Käufer zur Verfügung. Mit solchen Anbietern arbeitet Amazon zusammen und es gibt langjährige Verträge. Eines dieser Unternehmen ist Avides, das bereits seit über 20 Jahren mit Amazon-Retouren handelt. Ralf Hastedt, der Geschäftsführer, dämpft die Hoffnung, dass man ein teures Luxus-Gerät in solchen Paketen finden wird (Quelle: Stern.de):
„Sie werden in solchen Boxen niemals ein iPhone, eine Playstation oder ähnliche Ware finden, die Amazon mit Leichtigkeit selbst als Rückläufer verkaufen kann.“
Auch bei seriösen Anbietern geht die Chance also gegen Null, ein zurückgeschicktes, aktuelles iPhone, eine Playstation oder ein anderes Premium-Gerät in solch einer Palette zu finden.
Amazon: Hier werden Retoure-Artikel verkauft
Nachdem ein gekaufter Artikel von einem Kunden zu Amazon zurückgeschickt wird, wird der Artikel mehreren Prüfungen unterzogen. Je nach Zustand wird die Ware neu verpackt oder repariert. In vielen Fällen gehen solche Artikel bei Amazon in die „Amazon Warehouse Deals“ oder in den hauseigenen „Outlet-Shop“. Dort kann man neuwertige Artikel zu einem günstigeren Preis kaufen. Gut erhaltene und nachgefragte Artikel dürften also vor allem dort landen und zu einem Preis verkauft werden, der sich auch für Amazon noch in gewissem Maße lohnt.
Andere, aussortierte Artikel kann Amazon auf der offiziellen Plattform für neuwertige Artikel verkaufen. Wer darüber handelt, muss laut Channelpartner.de aber klare Regeln befolgen. Eine davon ist, dass man bei einem Weiterverkauf den Namen von Amazon nicht verwenden darf. Wer also über den offiziellen Weg B-Waren-Paletten von Amazon bezieht und sie später wie bei den Facebook-Anzeigen beworben als „Amazon Palette“ verkauft, verstößt gegen diese Bedingungen und wird von der Plattform ausgeschlossen. Seriöse Händler für B-Ware würden dieses Risiko nicht in Kauf nehmen.
Vorsicht vor unseriösen Anbietern
Vor allem bei Facebook finden sich also Anzeigen, die entsprechende Paletten mit dem Markennamen des berühmten Online-Shops verkaufen wollen. Hierbei handelt es sich in der Regel um unseriöse Angebote. Ähnlich wie bei den „nicht abgeholten Amazon-Artikeln“, die angeblich zum Verkauf stehen, wird man hier auf eine Seite gelockt, bei der man entweder private Daten leichtfertig aus der Hand gibt oder Pakete mit minderwertiger Ware erhält.
Amazon bietet derzeit noch kein Prüfprogramm für seriöse Händler mit Retourenpaletten. Man kann also bei Anbietern nicht erkennen, ob sie mit Amazon zusammenarbeiten beziehungsweise ob der Palettenhandel gewünscht ist. Vor allem bei eBay, aber auch bei Amazon selbst finden sich viele Verkäufer von „Retouren Paletten“. Genauso wie bei den „Mystery Boxen“ sollte man sich aber die Bewertungen der Händler genauestens anschauen. Während Artikelbilder oft hochwertige Geräte wie iPhones, PlayStation-5-Konsolen oder MacBooks zeigen, liest man in den Rezensionen häufig Begriffe wie „Müll“ und „Schrott“. Bei unbekannten Händlern sowie Anbietern mit nur sehr wenigen Bewertungen solltet ihr also keine Pakete kaufen. Stößt ihr auf einen Online-Shop, der Retoure-Artikel anbietet, überprüft auf einer unabhängigen Seite wie Trustpilot, wie die bisherigen Käufererfahrungen so waren. Seriöse Anbieter verkaufen Amazon-Retouren normalerweise nicht als Palette. Stattdessen greifen sie auf dem offiziellen Weg per Auktion auf diese Artikelsammlungen zu und verkaufen die Artikel einzeln weiter.