„Bielefeld – ach, das gibt es doch gar nicht!“ – Sätze dieser Art hört man, wenn man Menschen in einer fremden Stadt erzählt, man komme gebürtig aus Bielefeld, hätte dort studiert oder wäre anderweitig mit der Stadt in Ostwestfalen verbunden. Was ist dran an der Bielefeld-Verschwörung und woher kommt die Story, nach welcher es den beschaulichen Ort am Teutoburger Wald gar nicht geben soll?
Bereits 2010 wurde an der Universität ein Film mit dem Thema „Bielefeld-Verschwörung“ gedreht, 2012 wurde das Mysterium in der 35. Episode der ZDF-Krimiserie „Wilsberg“ thematisiert. Die Verschwörung an sich ist jedoch weitaus älter.
Bielefeld-Verschwörung: Der Ursprung und das Ziel
Erste Aussagen darüber, dass es die Stadt Bielefeld nicht geben soll, fanden sich bereits 1994. Ursprung für die Theorien ist das Usenet. Seitdem wurde die Story immer weiter gestrickt, auch 30 Jahre später ist die Verschwörung ein fester Teil der Netzkultur.
- Zentrale Aussage der Theorie ist, dass die Stadt „Bielefeld“ nicht existiert.
- Als Initiator der Theorie wird der Informatiker Achim Held aus Kiel genannt. Auf einer Studentenparty zeigte sich Held überrascht, als er tatsächlich einer Person aus der Stadt gegenüberstand. Aus der Party fand der Gedanke seinen Weg in den Usenet-Channel „de.talk.bizarre“.
- Zu der Zeit, als die Geschichte ihren Lauf nahm, gab es umfangreiche Bauarbeiten an der A2 Richtung Bielefeld. Dies führte dazu, dass der Stadtname auf den Autobahnschildern weitgehend überklebt war, schließlich waren die Auffahrten baubedingt gesperrt.
- Im Usenet wurde die Annahme, dass es Bielefeld nicht gibt, weitergesponnen. Die „Verschwörung“ war dabei von Anfang an satirisch gemeint. Ziel war es, gängige Verschwörungstheorien zu überspitzen.
- Einwände, dass man Personen aus Bielefeld kennt, werden knallhart widerlegt, wonach man einer Gehirnwäsche unterzogen worden sei.
- Personen, die die Existenz von Bielefeld bestätigen wollen, werden als Teil der Verschwörung angesehen.
- An der Stelle, an welcher sich Bielefeld eigentlich befinden soll, liegt laut Verschwörungstheorie eine Militärbasis.
- Der Zweck der Militärbasis variiert. So wird häufig genannt, dass dort John F. Kennedy gefangen gehalten wird. Zudem soll Elvis Presley hier noch Leben.
- Auch Google tat sein Werk, um die Verschwörung anzuheizen. Im üppigen Kartenwerk bei Google-Earth war zeitweise durch einen Bug nur eine Waldlandschaft an der Stelle zu sehen, wo Bielefeld hätte eigentlich sein sollen. Der Fehler wurde jedoch nach kurzer Zeit behoben.
- Neben Google hat auch Facebook vor einigen Jahren Futter für die Verschwörungstheoretiker gebracht: Ende Januar 2017 hieß der offizielle Facebook-Auftritt der Stadt Bielefeld plötzlich „Bielefeldverschwörung“. Ursache hierfür ist vermutlich, dass die Seite „Bielefeldverschwörung“ automatisiert mit dem offiziellen Stadtprofil zusammengeführt und hierbei der falsche Name übernommen wurde.
- Bundeskanzlerin Angela Merkel griff spaßeshalber die Bielefeld-Verschwörung bei einer Preisverleihung 2012 auf.
- Die Stadt selbst feierte ihr 800-jähriges Bestehen mit dem Slogan „800 Jahre Bielefeld - Das gibt's doch gar nicht“.
- 2019 startete man eine Kampagne, in der das Ende der „Bielefeld-Verschwörung“ eingeläutet werden sollte (Quelle: Bielefeld Marketing). Das scheint aber nicht bei jedem angekommen zu sein, sodass man auch heute noch hin und wieder hört „Ach, Bielefeld gibt es doch gar nicht“. In der Stadt wurde aber ein Gedenkstein aufgestellt, der an die Verschwörung erinnern soll.
Die Universität, ein riesiger Bauklotz, soll ein Raumschiff sein. Diplome, Zeugnisse und andere vermeintliche Beweise für die Stadt Bielefeld sollen allesamt gefälscht sein. Alle Personen, die behaupten aus Bielefeld zu kommen bzw. dort gewesen zu sein, sollen demnach in die Verschwörungstheorie eingeweiht sein. Eingeweihte werden zudem damit beauftragt, Autos mit dem Fake-Kennzeichen „BI“ zu fahren, um den Eindruck einer echten Stadt aufrechtzuerhalten. Anders als die meisten Verschwörungstheorien, zum Beispiel der Theorie der „Flat Earth“ oder der „Bilderberger-Verschwörung“ war die Bielefeld-Verschwörung seit ihrem ersten Tag aber nie ganz ernst gemeint.
Bielefeld-Verschwörung: Filme, Merkel und mehr greifen Thema auf
Auf der Webseite von Achim Held findet ihr viele weitere Hintergrundinformationen zu der Bielefeld-Verschwörung. Dort gibt es ebenfalls einen Verweis darauf, dass die Geschichte endlich beerdigt werden soll. Den Gedenkstein könnt ihr euch auf der Webseite anschauen.
Einen Stream zum Film über die Bielefeld-Verschwörung gibt es leider nicht. Auch eine DVD ist derzeit nicht verfügbar. Der Trailer zum 2010 erschienenen Film:
Immerhin gibt es jedoch die Wilsberg-Folge auf DVD.