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Chipmangel – was bedeutet der Halbleiter-Engpass?

Computerchips
Die eigenen Chipfertigung wird für Mobilfunk-Anbieter in Asien zum wichtigen Standbein.
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Chip-Knappheit, Chipkrise, Halbleiter-Engpass, Halbleitermangel – viele Namen, ein und dasselbe Problem. Wer in letzter Zeit sein Zuhause mit neuer Unterhaltungselektronik und das Home-Office mit wichtiger Hardware ausstatten wollte oder über die Anschaffung eines Neuwagens nachgedacht hat, ist wahrscheinlich auf Nichtverfügbarkeit, unverschämte Preise oder lange Wartelisten gestoßen. Was bedeutet der Chipmangel, warum fehlen Mikrochips plötzlich überall und wie lange wird das Problem noch bestehen?

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Was bedeutet der Halbleitermangel?

Mikrochips finden sich heutzutage zuhauf in jedem elektronischen Gerät sowie Fahrzeug. Aktuell kommt die Produktion der Nachfrage nicht mehr hinterher, was gleich mehrere Gründe hat. Für uns als Endverbraucher bedeutet das, dass wir an bestimmte Waren nur noch schwer oder gar nicht rankommen. Wer beliebte Elektroartikel wie die PlayStation 5 oder Xbox Series X, das iPhone 13 oder das neue Samsung-Flaggschiff haben möchte, muss früh aufstehen und braucht eine Extraportion Glück. Was Neuwagen betrifft, führen die meisten Autohersteller bereits lange Wartelisten.

Die Begriffe Halbleitermangel oder Halbleiter-Krise sind dabei etwas missverständlich. Zwar bestehen Computerchips zum überwiegenden Teil aus dem elementaren Halbleiter Silizium – an diesem mangelt es uns aber nicht. Immerhin gehört Silizium neben Sauerstoff und Eisen zu den häufigsten Elementen der Erde. Der Halbleiter wird hier gleichbedeuten mit dem Computerchip gemeint. Das Problem ist also nicht wie beim Erdöl, dass uns das Material irgendwann ausgeht, sondern das es aufgrund der erhöhten Nachfrage aktuell zu wenig Chip-Hersteller und Produktionsstätten gibt.

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Erschwerend kommt hinzu, dass die Herstellung von Mikrochips ein sehr aufwendiges und genaues Unterfangen ist. Computerchips werden in Reinräumen produziert, in denen Lichtstrahlen die mikroskopischen Leiterbahnen im Vakuum auf das Silizium brennen. Jeder Staubkorn könnte verhindern, dass ein Chip am Ende funktionsfähig ist. Eine Beschleunigung des Herstellungsprozesses ist nicht ohne weiteres möglich und für größere Stückzahlen müssten zuerst mehr Machinen und entsprechend Raum vorhanden sein. Dazu wurden Mikrochips bisher für gewöhnlich nach dem „Just-in-time“-Prinzip hergestellt, also war die Produktion genau an die Nachfrage gekoppelt – die erhöhte Nachfrage sorgt nun für den Chipmangel.

Was sind die Ursachen des Chipmangels?

Es gibt nicht die eine Ursache, die den aktuellen Chipmangel verursacht hat, vielmehr ist es eine Verkettung verschiedener größerer und kleinerer Faktoren.

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  • Anstieg der Nachfrage: Schon in den Jahren vor der Pandemie zeichnete sich das Problem ab, dass die Produktion von Mikrochips bald nicht mehr ausreichen könnte. Lockdowns und Home-Office führten zu einer gestiegenen Nachfrage an Unterhaltungselektronik zur Beschäftigung zuhause und wichtigem technischen Equipment, welches für Home-Office und die Unternehmenskommunikation erforderlich war.
  • Schwankungen: Gerade zu Beginn der Pandemie schwankte die Nachfrage aber auch sehr stark, weil in der Krise nur noch wenige einen Neuwagen kaufen wollten, sodass die Autohersteller ihre Chip-Bestellungen reduzieren mussten. Mittlerweile wächst die Nachfrage wieder, aber die Chips wurden bereits an andere Branchen verkauft.
  • Die Pandemie: Die Corona-Krise hat gleich in mehrfacher Weise Produktion und Vertrieb von Mikrochips beeinträchtigt und so wesentlich zur aktuellen Chip-Krise beigetragen. So war die Produktion aufgrund von Lockdowns, Kurzarbeit sowie Problemen bei den Lieferketten, also der Zulieferung und dem Transport, abgebremst.
  • Geopolitische Konflikte: Auch der Wirtschafts-Streit zwischen den USA und China ist ein Faktor. So setzte die US-Regierung 2020 den größten chinesischen Chip-Hersteller „Semiconductor Manufacturing International Corporation (SMIC)“ auf die Schwarze Liste, was den weltweiten Chipmangel zusätzliche verstärkte. Aus Angst vor weiteren Sanktionen tätigten chinesische Firmen zuvor schon Hamsterkäufe im Bereich der Computerchips, was ebenfalls zum Ungleichgewicht beitrug.
  • Unfälle: Da ein Unglück selten allein kommt, gab es dazu 2020 und 2021 gleich mehrere Brände bei verschiedenen Chip-Herstellern. So führte im Oktober 2020 eine Explosion zu schweren Schäden bei dem japanischen Hersteller „Asahi Kasei Microdevices“, im März 2021 brannte es in einem japanischen Werk von „Renesas“ und bei dem taiwanesischen Werk von „Unimicron Technology“ brach im Abstand von drei Monaten gleich zweimal das Feuer aus.

Die Chip-Krise ist aber auch nicht allein dafür verantwortlich, dass viele beliebte elektronische Produkte aktuell sehr schwer zu bekommen sind. Aus der knappen Verfügbarkeit hat sich ein lukratives Geschäft für sogenannte „Scalper“ entwickelt. Diese kaufen mittels Bots die Warenbestände leer, um die Smartphones, Konsolen und andere begehrte Produkte mit unverschämten Preisaufschlag zur eigenen Bereicherung wieder zu verkaufen. Bei Grafikkarten gesellt sich neben Chip-Knappheit und Scalpern noch das Mining von Crypto-Währungen hinzu, wodurch die Verfügbarkeit noch schlechter und die Preise noch höher werden.

Wann gibt es wieder genügend Chips?

Diese Frage lässt sich nur schwer beantworten. Manche Marktforschungs-Unternehmen erwarten bereits im Jahr 2022 wieder eine Normalisierung der Lage, während die CEOs großer Chip-Hersteller wie Intel und ARM davor warnen, dass sich die Krise auch bis 2023 oder darüber hinaus ziehen könnte.

Momentan arbeiten viele Firmen daran, der erhöhten Nachfrage Herr zu werden und neue Produktionsstätten zu errichten. Gleichzeitig bemühen sich viele Länder, die Produktion in ihre Nähe zu verlagern, damit weniger Abhängigkeiten bestehen und somit Engpässe verhindert werden können. Aber auch das wird einige Zeit in Anspruch nehmen.

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