Diablo 2: Resurrected verpasst dem altehrwürdigen Action-Rollenspiel eine Frischzellenkur. Dadurch wird jedoch nicht nur die Begeisterung für den Klassiker neu entflammt, sondern es werden auch alte Schwächen offenbart. Wir haben die Alpha angespielt.
Diablo 2 ist ein Stück Videospielgeschichte, das auch nach 20 Jahren noch zu begeistern weiß. Dabei ist Diablo 2 eines ganz und gar nicht: gut gealtert.
Wer das Original heute startet, wird mit einer Auflösung von maximal 800x600 begrüßt. Während heutzutage bereits 30 Frames pro Sekunde eine Zumutung sind, kann Diablo 2 selbst das unterbieten und läuft daher mit ganzen 25 Frames pro Sekunde. Daran ändert auch der leistungsstärkste Rechner nichts, da das Spiel und die Animationen in weiten Teilen auf handgezeichneten Sprites basieren. Game Design aus dem Jahr 2000 eben.
Dennoch ist die Faszination und Anziehungskraft von Diablo 2 nicht zu leugnen, schließlich wird das Spiel nicht ohne Grund auch nach 20 Jahren noch von treuen Fans am Leben gehalten. Dabei helfen nicht nur dicke Nostalgie-Brillen, sondern auch umfangreiche Mod-Projekte, die in Sachen Auflösung und Framerate zumindest teilweise Abhilfe schaffen.
Neue Grafik, alte Macken
Vorhang auf für Diablo 2: Resurrected. 4K-Auflösung, weiche Animationen, unbegrenzte Framerate und trotzdem das selbe Spiel wie vor 20 Jahren. Resurrected ist kein Remake, stattdessen ticken im Inneren der Neuauflage noch immer die guten, alten 25FPS bei 800x600 Bildpunkten. Resurrected legt jedoch eine neue Grafikebene darüber, die endlich den zeitgemäßen Sehgewohnheiten entspricht. Trotzdem muss noch einmal betont werden, dass unter all dem noch immer das original Diablo 2 steckt. Auf Knopfdruck kann nicht nur zwischen der Original-Optik und der Resurrected-Version umgeschaltet werden, in der fertigen Version sollen sogar alte Speicherstände kompatibel sein.
In der Technical Alpha konnte ich bislang nur drei Charaktere und die ersten zwei Akte des Spiels ausprobieren, der Funke ist aber bereits nach kurzer Zeit wieder übergesprungen. Dennoch merkt man Diablo 2 das Alter trotz der optischen Verbesserungen spürbar an. Resurrected ergänzt das Spiel um ein paar optionale Comfort-Features, etwa dem automatischen Aufheben von Gold, insgesamt ist Diablo 2 aber deutlich sperriger als moderne ARPGS.
Ein Beispiel sind die mageren, bis hin zu nicht vorhanden Bossmechaniken. Statt Angriffsmuster zu lesen und Attacken auszuweichen, hilft in Diablo 2 häufig nur die Rettung per Portal. Um etwa Duriel, den Endgegner des zweiten Aktes zu besiegen, besteht die effektivste Strategie darin, zum Kampfbeginn ein Portal zu öffnen, für einige Sekunden so viel Schaden wie möglich auszuteilen, per Portal in die Stadt zu fliehen, Tränke auffüllen, Begleiter wiederbeleben, per Portal zurück in den Kampf und das Ganze je nach Level und Ausrüstung 10 bis 20 Mal wiederholen. In diesen Momenten wird das Alter von Diablo 2 offensichtlich, daran ändert auch die optische Überarbeitung nichts.
Das bedeutet keinesfalls, dass Diablo 2 nicht auch in der Resurrected-Version wieder jede Menge Spaß macht und für hunderte Stunden an den Bildschirm fesseln wird. Wer den Klassiker jedoch bisher nicht gespielt hat, wird noch immer eine große Hürde überwinden müssen, um einige der besonders antiquierten Mechaniken zu verinnerlichen. Ob Diablo 2: Resurrected trotzdem auch komplette Neueinsteiger begeistern kann, hat mein Kollege Michael auf spieletipps für euch beschrieben.
Für Veteranen führt an Diablo 2: Resurrected hingegen kein Weg vorbei. Meine Zeit mit der Alpha hat mich nicht nur extrem optimistisch gestimmt, sondern hat bis auf einige Performance-Probleme meine Erwartungen sogar übertroffen. Eigentlich kein Wunder, schließlich ist für die Neuauflage Vicarious Visions verantwortlich, die zuletzt mit dem fantastischen Tony Hawk's Pro Skater 1+2 überzeugt haben. Vorbestellen könnt ihr Diablo 2: Resurrected über das Battle.net.
Bis Diablo 2 Resurrected erscheint, könnt ihr die Wartezeit mit dem sehr gut gealterten Diablo 3 überbrücken:
Wann genau Diablo 2: Resurrected erscheint, ist bisher nicht bekannt. Klar ist nur, dass ihr noch 2021 in den Genuss kommt. Dann erscheint das Spiel nicht nur für den PC, sondern auch auf der PlayStation, Xbox und Nintendo Switch.