Die Frage, warum auf „Disney+“ weder „Harry Potter“, verschiedene Anime-Serien oder die DC-Helden wie „Batman“ und „Superman“ zu sehen sind, hat mich überrascht – die Antwort ist einfach, aber doch komplex. Wenn man von außen betrachtet, dass sich auf Disneys neuem Streamingdienst beispielswiese „Die Simpsons“, Marvel-Superhelden und das ganze „Star Wars“-Universum tummeln, warum dann nicht auch der Zauberlehrling mit der Narbe auf der Stirn?
Zuerst muss man festhalten, dass der Streamingdienst „Disney+“ etwas anders ist, als die Video-on-Demand-Anbieter, die wir bisher in Deutschland gewöhnt sind. Auch wenn Netflix und Amazon Prime Video immer mehr Serien und Filme selbst produzieren, besteht ein großer Teil deren Angebots aus zeitweise eingekauften Lizenzen. So konnten diese Dienste in der Vergangenheit auch schon Disney-Filme wie „Frozen“ zusammen mit Teilen der „Harry Potter“-Reihe gleichzeitig in ihren Streaming-Katalog anbieten – auf „Disney+“ wird das mit hoher Wahrscheinlichkeit aber nicht passieren.
Warum sind „Die Simpsons“ & „Star Wars“ auf „Disney+“ – „Harry Potter“ & Co. aber nicht?
Im Gegensatz zu Amazon, Netflix oder Sky, besteht das Angebot von „Disney+“ nur aus Serien und Filmen, an denen die „Walt Disney Company“ die Rechte besitzt. Disney ist dabei schon lange nicht mehr nur eine Trickfilmschmiede mit ein paar Freizeitparks. Die Walt Disney Company ist einer der größten Medienkonzerne der Welt. Unter anderem gehören die Pixar Animations Studios, Marvel Studios, Lucasfilm (Star Wars, Indiana Jones), 21st Century Fox (Die Simpsons, X-Men), das ABC-Network und viele weitere Studios, Fernsehsender und Distributoren zu dem Mega-Konzern. Was ihr auf „Disney+“ zu sehen bekommt, gehört Disney.
Neben Disney gibt es aber natürlich auch noch einige andere Medienunternehmen wie beispielsweise „WarnerMedia“. Unter deren Film- und Fernsehgesellschaft „Warner Bros. Entertainment“ sind zum Beispiel die „Harry Potter“-Filme sowie die aktuellen Superhelden-Filme und -Serien des DC-Universums wie „Batman“, „Superman“, „Wonder Woman“ und „Flash“ entstanden. Bekannte Filmstudios und Sender wie „New Line Cinema“, „Turner“, „HBO“ und „The CW“ gehören Warner Bros. Mit „HBO Max“ will WarnerMedia dazu in den USA im Mai 2020 seinen eigenen Streamingdienst starten – der dann ganz ähnlich wie „Disney+“ aus den Inhalten des Medienkonzerns bestehen soll.
Sollte Disney also auch „Harry Potter“ und andere berühmte Filme und Serien fremder Film- und Serienkonzerne anbieten wollen, müssten sie (wie Netflix) dafür eine zeitlich begrenzte Lizenz erwerben. Das ist jedoch aus zwei Gründen eher unwahrscheinlich: Einerseits hat Disney selbst genug Inhalte, um ihren Streamingdienst zu befüttern, andererseits ist es fraglich, ob die direkte Konkurrenz überhaupt die Lizenzen an Disney verkaufen würde.