Auch 2023 konnte Deutschland beim ESC nicht punkten. Doch wie viel bezahlt Deutschland eigentlich für die Teilnahme und wie hoch sind die Kosten im Vergleich zu anderen Ländern?
Der Eurovision Song Contest gehört zu den ältesten Musikwettbewerben weltweit. Jedes Jahr treten Künstler:innen ihres jeweiligen Landes auf und performen ihren Originalsong auf der Bühne vor einem Millionenpublikum. Typisch für den ESC sind ausgefallene Tanzeinlagen, vielfältige Themen und spektakuläre Kostüme. Nach den Auftritten votiert das Publikum aus allen teilnehmenden Ländern für ihren jeweiligen Lieblingsbeitrag. Diese Zuschauerzahlen fließen in die offizielle Bewertung der Musikjury ein. Am Ende verfolgen die Zuschauer:innen live, wer gewinnt. Beim diesjährigen ESC gewann Loreen aus Schweden mit ihrem Song „Tattoo“. Deutschland landete mit der Metal-Rock-Band Lord of the Lost und ihrem Song „Blood & Glitter“ auf dem letzten Platz.
Der ESC wird auch bezüglich der Gewinnerin von 2023 kontrovers diskutiert. Im Video erfahrt ihr mehr.
Wie viel zahlt Deutschland für den ESC?
Für Kritiker ist der letzte Platz beim diesjährigen ESC keine Überraschung mehr. Immerhin belegten die deutschen Künstler in den letzten sieben von acht Wettbewerben lediglich den letzten Rang. Auch daher stellen einige Prominente wie Moderator Thomas Gottschalk inzwischen öffentlich die Frage nach einer Teilnahmepause. Ein Grund: die hohen Kosten. Denn gemeinsam mit Ländern wie Frankreich, Italien und Spanien zählt Deutschland zu den „Big Five“ des Wettbewerbs. Das bedeutet, dass Deutschland zu den größten Geldgebern gehört, die den ESC finanzieren. Zwar nimmt man aufgrund dessen im Finale teil, allerdings beläuft sich die Startgebühr allein in diesem Jahr auf mehr als 470.000 Euro.
ESC: Das zahlen andere Teilnehmerländer
Andere Teilnehmerländer, die nicht zu den „Big Five“ gehören, zahlen erheblich weniger. So musste Griechenland beispielsweise „nur“ rund 184.000 Euro an die European Broadcasting Union zahlen. Hierbei handelt es sich um einen internationalen Zusammenschluss aus öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. Schon im Jahr 1956 organisierte die EBU den ersten Eurovision Song Contest in der Schweiz. Auch andere Länder wie Montenegro zahlen mit rund 23.000 Euro (Stand 2012) vergleichsweise wenig. Ursächlich für die unterschiedlichen Teilnahmegebühren ist das Punktesystem der EBU: Mitglieder mit hoher Reichweite und höheren Nutzungsgraden der Eurovisionsangebote zahlen mehr. Wirklich offen gelegt wurden die Kosten allerdings erst ab dem Jahr 2016, nachdem in Spanien eine Klage gegen den öffentlich-rechtlichen Sender TVE eingereicht wurde.
Rechnen sich die ESC-Kosten für Deutschland noch?
Rein rechnerisch übernimmt Deutschland nicht unbedingt den „Löwenanteil“ beim ESC. Gemessen an den Gesamtkosten, die weit über die reine Teilnahmegebühr hinausgehen, zahlen auch die „Big Five“-Länder lediglich einen meist einstelligen Prozentsatz. Im Vergleich zu anderen Live-Übertragungen fallen die Kosten für eine Minute ESC sogar vergleichsweise günstig aus. So verschlingt beispielsweise eine Minute eines Fußball-Europameisterschaftsspiels, wie spanische Medien einst vorrechneten, mehr als 20.000 Euro, während der ESC pro Sendeminute bei (noch) unter 1.000 Euro bleibt.
Insgesamt bewerten Experten wie beispielsweise der ehemalige ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber das Kosten-Nutzen-Verhältnis beim ESC durchaus positiv: „Der Anteil, den die ARD an den Produktionskosten der EBU trägt, ist sehr überschaubar. Die ESC-Startgebühren für Deutschland liegen 2017 bei rund 380.000 Euro – deutlich unter den durchschnittlichen Produktionskosten von Unterhaltungsshows im Hauptabend. Der Gegenwert ist hoch, er besteht aus der Übertragung des ESC-Finales und der beiden Halbfinale – insgesamt rund acht Stunden Fernsehen.“
ESC ist Quotengarant im deutschen Fernsehen
Aller Ernüchterung über die diesjährigen 18 Punkte zum Trotz, ist und bleibt der ESC ein Quotengarant im deutschen Fernsehen. Auch in diesem Jahr schalteten wieder rund 7,5 Millionen Zuschauer ein, wenngleich viele von ihnen nach dem Auftritt von Lord of the Lost wieder abschalteten. Angesichts der Quoten ist es also fraglich, ob eine Nicht-Teilnahme Deutschlands zukünftig die eingesparten Kosten aufwiegen könnte.