Eigentlich ist die eSIM recht praktisch: Wann immer man will, wechselt man den Tarif für Smartphone, Tablet und Smartwatch und muss nicht jedes Mal die SIM-Karte wechseln. In der Praxis fristet die eSIM bei Apple (beispielsweise im iPhone) und Co. noch ein trauriges Dasein und ist nahezu unbekannt. Woran liegt dies und wie kann dies geändert werden?
Vorweg fragt sich der eine oder andere vielleicht: eSIM, was ist das überhaupt? Kurz umschrieben ist eine eSIM eigentlich gar keine klassische SIM-Karte mehr, wie man sie bisher von den Mobilfunkprovidern kennt. Der Chip ist fest in Smartphone, Tablet oder Smartwatch verbaut und kann quasi immer wieder neu mit den Daten des jeweiligen Anbieters programmiert werden und wird so zur Identifikation des Teilnehmers genutzt. Daher auch der vollständige Name: „embedded subscriber identity module“; was übersetzt so viel heißt wie „eingebautes Teilnehmer-Identitätsmodul“. Die Vorteile, zumindest theoretisch, dieses Verfahrens liegen klar auf der Hand:
- SIM-Karten müssen nicht mehr getauscht werden.
- Mobilfunkverträge können so schneller, quasi wie im Fluge, gewechselt werden.
- Hersteller sparen sich den Platz der bisherigen SIM-Slots.
- Defekte SIM-Karten (beispielsweise durch Beschädigung beim Tausch) gehören der Vergangenheit an.
- SIM-Karten können auch nicht mehr verlorengehen.
Google Pixel 3a und 3a XL gehören zu den jüngsten Geräten auf dem Markt mit eSIM-Unterstützung:
Aktueller Status der eSIM bei Smartphones und Co. von Apple, Samsung und Google
Leider gehört die eSIM nicht zum Standard aller Smartphones, Tablets und Smartwatches. Wenngleich beispielsweise Samsung mit der Gear S2 das erste Gerät mit eSIM schon vor über drei Jahren vorstellte, bietet noch immer keines der aktuellen Smartphones der Südkoreaner heute das Feature. Vorbildlich dagegen Apple, die die eSIM bereits auf breiter Front unterstützen. Zur Übersicht und zum besseren Verständnis alle Geräte mit eSIM auf dem deutschen Markt:
- Samsung Gear S2 3G Smartwatch
- Apple Watch Series 3 und Series 4
- iPhone XS
- iPhone XS Max
- iPhone XR
- iPad Pro 2018 11 und 12,9 Zoll
- iPad Air 3. Generation
- iPad mini 5. Generation
- Google Pixel 3 und Pixel 3 XL
- Google Pixel 3a und 3a XL
Erwähnenswert: Mit Ausnahme der Smartwatches unterstützen die Smartphones und Tablets auch noch klassische SIM-Karten (nano-Format). Aber ganz ehrlich: Wirklich viele Smartphone-Hersteller sind das noch nicht. Wo bleiben die Android-Geräte von Huawei, LG und Konsorten?
Ebenfalls recht unbefriedigend ist die Unterstützung bei den Mobilfunkanbietern. Zwar gibt’s entsprechende Verträge mittlerweile bei allen drei großen Anbietern (Telekom, Vodafone, o2), bei den sonst so flexiblen Discountern herrscht dagegen nicht gerade Aufbruchsstimmung, nur Blau und Ay Yildiz (beide im Netz von o2) offerieren Verträge mit eSIM-Unterstützung. Da verfliegt der Vorteil des schnellen Anbieterwechsels aber ganz schnell, wenn es nur wenige davon zur Auswahl gibt.
Diese Probleme gehören mit der eSIM der Vergangenheit an:
eSIM hebt ab: So könnte es klappen
Kurzum, für mich eine unbefriedigende Situation, denn das volle Potential der eSIM wird derzeit noch nicht genutzt – zu wenig Hersteller von Smartphones und Tablets unterstützen den Standard und zu wenig Auswahl und Flexibilität bei den Mobilfunkprovidern. Wie kann man diese Situation ändern? Zwei Ansätze gibt es.
Gedanke #1: Es bräuchte einen Smartphone-Hersteller, der gänzlich nur auf eSIM setzt und den klassischen SIM-Slot streicht. Klingt radikal, aber hat in der Vergangenheit bei anderen, antiquierten Technologien funktioniert. Wir erinnern uns wie Apple beispielsweise rücksichtslos USB pushte und ältere Anschlüsse wegrationalisierte, oder wie man ebenso später optisch Laufwerke und Festplatten verbannte. Möchte man das Feature Dual-SIM beibehalten, könnte man ja gleich zwei eSIMs integrieren. Und ja … dieser Hersteller wäre am Ende wohl wieder mal Apple.
Gedanke #2: Es brächte auch einen innovativen Mobilfunkprovider, der beispielsweise täglich künd- und buchbare Vertragsoptionen bietet. Ach gibt’s schon? Stimmt, da fällt mir ganz taufrisch freenet Funk ein, bei denen man derartiges einfach per App auswählt. Funktioniert leider aber noch nicht mit der eSIM und auch noch nicht im Ausland. Allerdings, laut Anbieter testet man derzeit schon eSIM und auch Multicards – na immerhin.
Ich muss wohl noch etwas Geduld haben und darauf hoffen, dass die eSIM irgendwann mal durchstartet. Bei der erwähnten „radikalen“ Hardware dauert es wohl noch etwas, aber die Mobilfunkanbieter dürfen gerne schon mal vorlegen. Drücken wir die Daumen für eine kartenlose Zukunft.
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