Spätestens im Frühjahr tauchen wieder überall Anti-Mücken-Stecker auf, die euch vor Mücken schützen sollen. Die einen versprechen, die lästigen Blutsauger zu verjagen, die anderen wollen sie anlocken und vernichten. Beides ist Unsinn und ihr solltet euer Geld lieber für andere Mittel ausgeben.
Nicht nur in den Prospekten der Discounter begegnen uns die Werbungen für „LED-Mückenstecker“ oder „Ultraschall-Mückenstecker“. Ein Großteil dieser Angebote bei Amazon verspricht sogar eine umfassende Schädlingsvertreibung. Das einzige Problem bei diesen Versprechen: Mücken haben sie nicht gelesen und halten sich nicht daran.
Die Wahrheit: Mücken reagieren nicht auf UV-Licht!
Als ausgebildetem Biologen (Für die Zweifler in der Kommentar-Sektion - der Titel der Diplomarbeit lautete: „Das molekulare Gewicht der langkettigen Muskelproteine im Byssusretraktor von Mytilus Edulis“) stellen sich mir regelmäßig die Nackenhaare auf, wenn ich wieder mal von UV-Lichtfallen oder Ultraschall-Sticks zur Mückenbekämpfung lese.
Insekten sind Spezialisten. Sie haben sich auf bestimmte Reize spezialisiert, von denen sie angelockt werden. Das soll entweder zu mehr Nahrung oder zu mehr Sex führen – die Wünsche eines Insekts sind simpel.
Manchmal gibt es auch Reize, die mit dem ursprünglichen Muster kollidieren. Motten oder Fliegen haben nichts davon, sich von einer Laterne oder einem UV-Licht anlocken zu lassen. Trotzdem können sie dem Ruf nicht widerstehen. Das nutzen entsprechende Fallen aus. Außerdem können Reize ein Tier auch vertreiben. Laute Geräusche gehören dazu, Gerüche, aber auch Ultraschall.
Manche Tiere haben sozusagen eine Achillesferse, die man ausnutzen kann. Mücken gehören nicht dazu. Sie werden von Licht nicht angelockt, egal was man euch erzählt hat. „Mach erst die Fenster zu und dann das Licht an, sonst werden Mücken angelockt“, ist Quatsch. Bei offenem Fenster werden die Mücken unmittelbar von ihrem Opfer angezogen. Von seinen Gerüchen und der CO₂-Konzentration der Atemluft. Deshalb finden sie auch in der Dunkelheit ihre Opfer so treffsicher.
Man hat außerdem aber festgestellt, dass weibliche Mücken – und nur die saugen Blut – nach der Paarung die Männchen meiden. Allerdings ist die Annahme, dass das mit der Geräusch-Frequenz der Flügel der Männchen zusammenhängt, auf jeden Fall nicht zutreffend. Mittlerweile neigt man zu der Annahme, dass es mit dem Geruch zusammenhängt. Mücken sind sehr geruchsgeleitete Insekten und die Weibchen verfügen zu diesem Zweck über speziell aufgefächerte Antennen.
Aus diesem Grund sind die Geräte oder Apps, mit denen Mücken über hochfrequente Töne abgeschreckt werden sollen, ebenfalls wirkungslos. Das hat die Stiftung Warentest in ihrer Untersuchung auch festgestellt.
Genau genommen ist also das Bewerben dieser Gerätschaften mit dem Versprechen, Mücken zu vertreiben beziehungsweise anzulocken und zu töten widerrechtlich. Ein Wunder, dass sich noch keine Abmahner oder Verbraucherschutzorganisationen darauf gestürzt haben.
Zu allem Überfluss haben gerade die insektentötenden UV-Lockfallen noch negative Eigenschaften: Sie töten, insbesondere wenn sie im Freien aufgehängt werden, viele andere Insektenarten, die nützlich sind, aber den Menschen normalerweise meiden.
Und dabei gibt es doch tatsächlich wirksame Mittel, um Mücken zu vertreiben oder gleich fernzuhalten.
Mücken vertreiben, vermeiden oder vernichten – Empfehlung
Die beste Methode, nicht von Mücken gestochen zu werden, ist die Vorbeugung. Man sollte an warmen Sommerabenden „mückenverseuchte“ Gebiete wie Seeufer meiden. Der eigene Wohnraum kann durch „Fliegengitter“ an den Fenstern weitgehend mückenfrei gehalten werden. Und schließlich gibt es noch andere Mittel, mit denen ihr den Kampf gegen die Mücken aufnehmen könnt.
Gute Mittel im Kampf gegen Mücken
Hilfsmittel | Wirkweise |
Fliegengitter | Halten alle möglichen Insekten ab einer bestimmten Größe aus den Räumen heraus. |
Fische im Gartenteich | Mücken entwickeln sich in stehenden Gewässern wie Seen, Teichen und sogar Pfützen. Wenn ihr einen solchen Teich im Garten habt, dann bevölkert ihn mit Fischen. Die fressen die Eier und die Mückenbrut. |
Riskante Mittel gegen Mücken
Hilfsmittel | Wirkung |
Giftsprays oder -Gele zur Mücken-Abwehr – sie helfen, aber nicht ohne Nebenwirkungen. Viele dieser Mittel lösen bei Menschen und insbesondere Kindern Allergien aus oder sind gefährlich für Hunde und Katzen. | Auch als „natürlich“ beworbene Gifte sind für Menschen und Haustiere gefährlich. Einige der gefährlichsten Gifte der Welt werden von kleinen Tieren und Pflanzen produziert. Laut Stiftung Warentest wirken Mittel mit den Wirkstoffen DEET und Icaridin am besten. DEET ist schleimhautreizend. Schwach dosierte Icaridin-Gele können auch bei Kindern eingesetzt werden, wirken dann aber nicht besonders gut. |
Unsinnige Mittel gegen Mücken
Hilfsmittel | Wirkung |
Armbänder, Kerzen oder Sprays mit Wirkstoffen wie Citronella, Lavendelöl oder Teebaumöl | In keinem seriösen Test konnte bislang eine mückenabwehrende Wirkung nachgewiesen werden. |
Stark riechende Pflanzen im Garten oder auf der Fensterbank: Tomatenpflanzen. Basilikum oder Zitronenmelisse | Auch das gehört ins Reich der Mythen. Mit ziemlicher Sicherheit gibt es vertreibende Gerüche, aber sie wurden noch nicht nachgewiesen. |
Tipp: Wenn sie euch doch erwischt hat und der Stich zu jucken anfängt, helfen die angebotenen „Hitzestäbe“ tatsächlich. Sie denaturieren die Eiweiße, die bei einem Stich der Mücke, Biene oder Wespe die Wunde jucken oder schmerzen lassen.
Fazit
Fallt nicht auf die Ultraschall-Sticks oder UV-Fallen herein, die angeblich Mücken vertreiben oder killen sollen. Im besten Fall haben sie keinerlei Wirkung, im schlimmsten Fall nerven sie Haustiere oder töten nützliche Insekten.
Versucht lieber, Mücken aktiv zu vermeiden beziehungsweise ihr Eindringen zu verhindern. Und wenn es gar nicht anders geht, dann greift zu einer chemischen Mückenabwehr. Falls es in den Urlaub geht, kauft die aber lieber hierzulande: In manchen Ländern geht man mit der Dosierung eher sorglos um.