Der 8. März ist den Frauen gewidmet. Berlin hat, bisher als einziges Bundesland in Deutschland, den Internationalen Frauentag seit 2019 zum Feiertag erklärt. Zu recht, wie wir finden – denn Frauen bekommen selbst heute immer noch viel zu wenig Beachtung geschenkt. Deswegen haben wir uns 15 weibliche Ikonen aus der Tech-Welt ausgesucht, die ihr unbedingt kennen solltet.
Ob Constanze Kurz, Annie Easley oder Sheryl Sandberg: Es gibt viele Frauen, die nicht nur in der Vergangenheit, sondern auch heute einen großen Einfluss auf die digitale Welt haben. Doch selbst im 21. Jahrhundert stehen ebendiese Frauen immer noch im Hintergrund. Wir haben es uns aus diesem Grund zur Aufgabe gemacht, Informatikerinnen, Mathematikerinnen, Wissenschaftlerinnen – einfach verschiedene Frauen herauszusuchen, die einen wichtigen Beitrag für die Tech-Branche geleistet haben.
Constanze Kurz
Beginnen wir mit einer wichtigen deutschen Stimme: Constanze Kurz. Die 1974 in Berlin geborene Informatikerin ist einigen von euch wahrscheinlich als Sprecherin des Chaos Computer Clubs bekannt, der sich für die Informationsfreiheit und Sicherheit von Computern und Internet einsetzt. Constanze Kurz liegt unter anderem das Thema Datenschutz am Herzen, für das sie sich nicht nur ehrenamtlich im Chaos Computer Club ausspricht, sondern ebenso im Bundestag und bis 2019 in ihrer Kolumne in der FAZ. Um Constanze Kurz zu zitieren: „Zu niemandem ist man ehrlicher als zum Suchfeld von Google.“
Marissa Ann Mayer
Apropos Google: Ihr habt euch schon immer gefragt, wer eigentlich die Google-Suche und -Hauptseite entworfen hat? Das war die US-amerikanische Informatikerin Marissa Ann Mayer. Nach ihrem Informatikstudium in Stanford wurde sie 1999 bei Google als erste Technikerin angestellt.
Dort kletterte Mayer die Karriereleiter hinauf, wurde nach ihrer Position als Produktmanagerin sogar Vize-Präsidentin. 2012 wechselte sie dann zu Yahoo und übernahm dort als CEO die Geschäftsführung. Im selben Jahr bekam sie ihr erstes Kind. Mayer zeigt damit ganz klar: Frauen müssen sich nicht zwischen Kind und Karriere entscheiden. Ganz im Gegenteil: Marissa Ann Mayer ist bis heute in der Tech-Branche bekannt, zuletzt durch die App Sunshine, die 2020 auf den Markt kam. Mittels einer KI werden die eigenen Kontakte auf dem iOS-Gerät organisiert.
Ada Lovelace
Augusta Ada King-Noel ist einigen von euch vielleicht besser bekannt als Ada Lovelace. Sie wurde Anfang des 19. Jahrhunderts in London geboren, wo sie später mit noch nicht mal 40 Jahren verstarb. Die Mathematikerin wird heute als erste Programmiererin gewürdigt: Zu Lebzeiten forschte sie zusammen mit dem Mathematiker Charles Babbage an einer mechanischen Rechenmaschine. Kein Wunder also, dass Ada Lovelace heute mit der nach ihr benannten Programmiersprache „Ada“ geehrt wird.
Margaret Hamilton
Okay, eine kleine Korrektur: Ada Lovelace ist nicht nur durch die nach ihr benannten Programmiersprache bekannt, sondern auch durch den Augusta-Ada-Lovelace-Award. Dieser wird von der Association for Women in Computing an Frauen verliehen, die einen wichtigen Beitrag in der Computer-Wissenschaft geleistet haben. 1986 erhielt Margaret Hamilton diese Auszeichnung.
Die 1936 in den USA geborene Informatikerin hat am Massachusetts Institute of Technology (MIT) die Flugsoftware für Apollo 11 mitentwickelt. Durch ihre Arbeit konnte 1969 eine Datenüberlastung des Computersystems und somit auch ein Abbruch der Mondlandung verhindert werden.
Angelica Ross
Nachdem Angelica Ross über viele Jahre hinweg hinsichtlich ihrer Transsexualität verschiedene Hürden überwinden musste, ist sie heute nicht nur in verschiedenen Filmen und Serien zu sehen („American Horror Story: Double Feature“), sondern ist ebenso eine wichtige Aktivistin in der LGBTQIA+-Community.
Trotz aller Steine, die ihr in den Weg gelegt wurden, hat Angelica Ross nicht aufgegeben: Nach ihrer Arbeit als Model erlernte sie selbständig die Entwicklung von Grafik- und Webdesign und rief 2014 das Unternehmen TransTech Social Enterprises ins Leben. Mit ihrer Firma unterstützt sie Transgender-Personen in Programmierung und Webentwicklung, um ihnen dadurch bessere Karrierechancen zu ermöglichen.
Sheryl Sandberg
Sheryl Sandberg konnte sich nicht nur beim Unternehmensberatungs-Riesen McKinsey und später als Online-Verkaufs-Vizepräsidentin bei Google einen Namen machen. Vielmehr ist sie als Co-Geschäftsführerin von Meta (früher Facebook) bekannt.
In ihrem Buch „Lean In: Frauen und der Wille zum Erfolg“ (bei Amazon ansehen) lässt Sandberg ihre Leserschaft an ihren Erfahrungen teilhaben. Sie zeigt, dass Frauen heute immer noch in ihrer Karriere viele Hürden überwinden müssen. Sheryl Sandberg, heute eine der reichsten Frauen der Welt, setzt sich damit für den Feminismus ein und zeigt ganz klar, dass es noch immer viel zu tun gibt.
Christiane Floyd
Christiane Floyd gilt als „Pionierin der Informatik“: Die 1943 in Wien geborene Mathematikerin arbeitete 25 Jahre später in Stanford, bevor sie 1978 die Informatik-Professur an der TU Berlin übernahm. Trotz ihres hohen Alters hat sich Floyd bis heute nicht wirklich zur Ruhe gesetzt. Offiziell ist sie zwar im Ruhestand, engagiert sich aber nach wie vor für ein IT-Projekt in Äthiopien. Mit diesem sollen Frauen und Kindern ein besseres Verständnis des Gesundheitssystems vermittelt werden.
Carol Shaw
Kommen wir als nächstes zur ersten weiblichen Videospielentwicklerin: Carol Shaw wurde 1955 in Kalifornien geboren. Sie hat mit nur 24 Jahren Tic-Tac-Toe als 3D-Spiel für den Atari 2600 auf den Markt gebracht. Kurz darauf arbeitete sie für das Entwicklerstudio Activision („Guitar Hero“, „Call of Duty“) und veröffentlichte 1982 das Spiel „River Raid“. 2017, also 35 Jahre später, erhielt Shaw, zu Recht, den Industry Icon Award bei den Game Awards.
Karlie Kloss
Ja, auch Karlie Kloss taucht in unserer Liste auf. Falls ihr euch jetzt denkt „Aber Moment, sie ist doch Supermodel!“ habt ihr recht. Allerdings unterstützt Karlie Kloss mit ihren Programmierkursen „Kode with Klossy“ junge Frauen in der digitalen Welt. Ihre Mission ist nicht nur, den Teilnehmerinnen das Programmieren beizubringen, sondern dadurch ebenso deren Selbstvertrauen zu stärken. Karlie Kloss nutzt somit ihre Reichweite, um sich für andere Frauen starkzumachen. Definitiv ein Vorbild!
Annie Easley
Annie Easley wurde 1933 in dem US-amerikanischen Bundesstaat Alabama geboren – in einer Zeit, in der nicht nur die beruflichen Chancen afroamerikanischer Menschen stark umkämpft waren. Dennoch konnte Easley als Mathematikerin, Informatikerin und Raketenwissenschaftlerin Geschichte schreiben. Mit 22 Jahren begann sie ihre Karriere bei der Luftfahrt-Organisation NACA, die der Vorgänger der NASA war. Dort programmierte sie über 30 Jahre lang verschiedene Codes, die unter anderem grundlegend für die spätere Arbeit an Satelliten und Space Shuttles waren.
Grace Hopper
Grace Brewster Murray Hopper wurde Anfang des 20. Jahrhunderts in New York City geboren und beschäftigte sich mit Programmiersprachen. Sie wollte weg von den Einsen und Nullen hin zu einer verständlichen Sprache. Damit hat sie einen wichtigen Grundstein für heutige Programmiersprachen gelegt. Bis zu ihrem 80. Lebensjahr war sie als Admiralin in der US-Marine aktiv. Hopper verstarb 1992 in den USA. Neben ihrer wegweisenden Arbeit ist bis heute ihr Zitat weltbekannt: „Der gefährlichste Satz einer Sprache ist: ‚Das haben wir schon immer so gemacht‘.“
Caroline Criado-Perez
Falls ihr das Buch „Unsichtbare Frauen: Wie eine von Daten beherrschte Welt die Hälfte der Bevölkerung ignoriert“ (bei Amazon ansehen) kennt, dürfte es euch nicht wundern, dass es die Autorin Caroline Criado-Perez in unsere Liste geschafft hat. Mit ihrer Arbeit zeigt die mit einem Ritterorden ausgezeichnete Journalistin, Feministin und Aktivistin, dass Frauen tatsächlich oftmals unsichtbar sind – nicht nur in der Wissenschaft und Medizin, sondern ebenso in der Technik. So sind Smartphones in der Regel zu groß für die durchschnittliche Frauenhand, Crashtest-Dummies orientieren sich an Männerkörpern und verschiedene Spracherkennungssysteme an Männerstimmen.
Criado-Perez wirkt zudem an der Website „The Women's Room“ mit. Auf dieser können sich Expertinnen verschiedener Fachbereiche registrieren, um mehr Reichweite und Bekanntheit in den Medien zu erlangen. Denn immer noch wird angenommen, dass nur deswegen so viele männliche Experten öffentlich auftreten, weil es angeblich zu wenig Frauen in den jeweiligen Bereichen gibt. Frustrierend, oder?
Adele Goldberg
Vielleicht wäre die Social-Media-Welt heute ohne Adele Goldberg eine andere. Die US-amerikanische Informatikerin hatte bereits in den 1970er-Jahren die Vision einer digital-vernetzten Welt. Zusammen mit dem Informatiker Alan Kay entwarf sie die Programmiersprache „Smalltalk“, die jegliche Elemente in weniger abstrakte Objekte und Symbole umwandelt. Diese viel benutzerfreundlichere Bedienung diente später sogar Steve Jobs als Vorlage für die Entwicklung von Apple.
Susan Kare
Wir bleiben bei Apple: Falls ihr euch gefragt habt, woher bei Apple, Microsoft und Co. die Ideen für die verschiedenen Schriftarten und Icons stammen – Susan Kare ist die Schöpferin. Die 1954 in New York geborene Grafikdesignerin ließ in den 1980er Jahren für den Macintosh, dem ersten Computer von Apple, ihrer Kreativität freien Lauf. Das Speicher-Symbol, der Papierkorb, der lächelnde Macintosh-Computer, ebenso die Schriftarten Geneva und Chicago und noch mehr stammen von der Künstlerin.
Und ja, Kunst ist es wirklich, wenn nicht sogar eine Wissenschaft für sich. Schließlich kommt es darauf an, dass die Symbole nicht nur ansprechend, sondern ebenso leicht verständlich und eindeutig sind. Susan Kare hat mit kleinen Dingen wirklich Großes geleistet, schließlich kennen und nutzen wir alle die verschiedenen Icons heute noch.
Lilith Wittmann
Wir haben mit Constanze Kurz begonnen und beenden unsere kleine Bilderserie mit einer anderen deutschen und sehr wichtigen Stimme, wenn es um Computersicherheit geht. Die Informatikerin Lilith Wittmann engagiert sich aktivistisch in genau diesem Bereich und offenbart immer wieder verschiedene Sicherheitslücken.
In einem ihrer Blogbeiträge zeigte Wittmann auf, dass man selbst mit ein wenig Recherche die Arbeit von Behörden nachverfolgen und infrage stellen kann und sollte (Quelle: Medium). Ebenso machte Wittmann deutlich, dass die Luca-App, mit der für eine mögliche Covid-19-Infektionsverfolgung die Daten der Nutzerinnen und Nutzer gespeichert werden (mussten), ebenjene Daten zentral gespeichert und dadurch relativ schnell gehackt werden können. Daraus lernen wir wieder einmal, stets gut aufzupassen, wo wir unsere Daten hinterlegen.