Wer sich die Xbox Series X oder PS5 zulegt, sollte auch gleich noch etwas Geld für einen neuen Fernseher einplanen, oder? Die Next-Gen-Konsolen versprechen schließlich eine höhere Auflösung, höhere Bildraten und bieten weitere neue Funktionen. Doch lohnt sich dafür der Kauf eines neuen 4K-Fernsehers wirklich, wenn man aktuell noch ein Full-HD-Modell sein Eigen nennt? GIGA hat es ausprobiert!
4K-Auflösung bei bis zu 120 FPS, HDR, VRR, ALLM – PS5 und Xbox Series X/S bieten zahlreiche interessante Funktionen, die man jedoch nur nutzen kann, wenn man einen entsprechenden 4K-Fernseher besitzt. Dabei reicht es bei Weitem nicht, zum günstigsten Modell zu greifen. Wer alle neuen Features der Konsolen nutzen und ausreizen will, der muss etwas tiefer in die Tasche greifen. Da stellt sich für viele die berechtigte Frage: Lohnt sich das denn auch? GIGA hat es für euch herausgefunden!
Zu diesem Zweck hat uns Samsung ein entsprechendes Testgerät zur Verfügung gestellt: den Samsung GQ55Q90T. Der 55 Zoll große QLED-TV gehört zu den aktuellen Top-Modellen der 4K-Fernseher des Konzerns und ist mit allen Wassern gewaschen. Kostenpunkt: 1.000 Euro.
Das QLED-Display löst in 4K auf, bietet eine native Bildwiederholfrequenz von 100 Hz (unterstützt demzufolge auch Bildraten von bis zu 120 FPS), unterstützt drei HDR-Standards, eine variable Bildwiederholfrequenz und das automatische Umschalten in den Spielemodus – oder anders gesagt: Alle Funktionen der neuen Konsolen können mit dem Samsung GQ55Q90T genutzt werden. Wir haben unsere Xbox Series X und eine PS4 Pro am Fernseher angeschlossen und überprüft, wie groß der Mehrwert im Vergleich zu einem alten Full-HD-Fernseher mit klassischem LC-Display des gleichen Herstellers ausfällt.
Hell wie die Sonne: Der Samsung-Fernseher hat eine besondere Stärke
Aufbau und erste Inbetriebnahme des Fernsehers funktionieren tadellos. Auch das Anschließen der Konsole ist kein Problem, da der entsprechende HDMI-2.1-Port mit einem Controller-Symbol gekennzeichnet ist. Also Xbox Series X einstöpseln, Konsole starten und auf der Couch Platz nehmen. Nach einigen Sekunden hat der Samsung GQ55Q90T das genaue Konsolen-Modell erkannt und wechselt automatisch in den Spielemodus. Dieser deaktiviert einige Effekte, um den Input-Lag so gering wie möglich zu halten.
Nachdem wir im Optionsmenü der Xbox Series X alle Einstellungen getroffen und den HDR-Modus aktiviert haben, wird es Zeit für einen ersten Testlauf in Doom Eternal. Der Ego-Shooter von Bethesda läuft nativ in 4K bei 60 FPS und zeigt bereits eindrucksvoll, wie viel Potenzial die passende Kombination aus 4K-Fernseher und Next-Gen-Konsole bietet.
Das helle QLED-Display sorgt bei direktem Lichteinfall dafür, dass Bildinhalte jederzeit klar und deutlich auf dem Bildschirm zu sehen sind, die Farben sind wirklich unglaublich satt und strahlkräftig. Dank 4K-Auflösung ist das Bild stets knackscharf und aufgrund des Spielemodus fühlt sich auch die Verzögerung zwischen Controller-Eingaben und dem Geschehen auf dem Fernseher erstaunlich gering an. So schnell wie ein Gaming-Monitor reagiert der Q90T zwar nicht, aber im Vergleich mit anderen Fernsehern kann sich das Ergebnis auf jeden Fall sehen lassen.
Der wahrscheinlich größte Pluspunkt ist jedoch in meinen Augen die Unterstützung von 120 FPS – das ist ein echter Game-Changer! Bislang unterstützen nur wenige Spiele wie Gears 5 (Versus-Multiplayer) und Ori and the Will of the Wisps die hohe Bildwiederholrate. Schade, denn der Mehrwert ist einfach atemberaubend! Bewegungen wirken auf dem Samsung GQ55Q90T butterweich, Eingaben fühlen sich noch responsiver an – das ist Next Gen!
4K-TV für Xbox Series X und PS5: Die Nachteile des Samsung Q90T im Überblick
Etwas nervig ist das ständige Umschalten zwischen dem normalen und dem Spiele-Modus. Sowohl Xbox Series X als auch PS4 Pro geben das entsprechende ALLM-Signal (Auto Low Latency Mode) erst dann an den Fernseher weiter, wenn ein Spiel gestartet wird. In diesen Momenten wird der Bildschirm einige Sekunden schwarz und schaltet in den jeweils anderen Modus um, mitunter auch kurzzeitig hin und her.
Was in manchen Situationen ebenfalls negativ heraussticht, ist das aggressive lokale Dimming des Samsung-Fernsehers. Im Gegensatz zu OLEDs können QLEDs kein echtes Schwarz darstellen, da ihre Hintergrundbeleuchtung nicht jedes Pixel einzeln ansteuern kann. Um dennoch ein möglichst kontrastreiches Bild zu bieten, setzen viele Hersteller auf sogenanntes „Full Array Local Dimming“.
Dabei wird der Bildschirm in Dutzende, gar Hunderte Zonen unterteilt, deren Hintergrundbeleuchtung separat geregelt werden kann. Der Vorteil: Größere Bildbereiche, die dunkel sind, sind auch wirklich dunkel.
Der Nachteil: Gibt es einen hellen weißen Bildbereich in einer Dimming-Zone, während die nächste Dimming-Zone nur dunkel ist, sieht man das an den Zonenübergängen. Die Zone mit dem hellen Bildbereich wirkt auch in den dunklen Flächen eher grau als schwarz, vor allem im direkten Vergleich zur komplett dunklen Dimming-Zone.
Je mehr Dimming-Zonen ein Fernseher bietet, desto schwächer ist der beschriebene Nachteil sichtbar. Das Problem: Im Vergleich zum Vorgänger, dem Q90R, hat Samsung beim Q90T die Anzahl an Dimming-Zonen von 240 auf 96 reduziert. Eine Entscheidung, die vielen Fans sauer aufstößt.
Weiteres Manko ist das minimalistische Design der Fernbedienung. Die Reduktion der Anzahl an Knöpfen mag zwar durchaus modern wirken, aber auf eine „Quellen“- und eine „Optionen“-Taste hätte man nun wirklich nicht verzichten müssen, Samsung!
Dadurch wird man dazu gezwungen, über das Home-Menü erst ganz nach links zu den entsprechenden Einträgen zu scrollen, um die gewünschten Einstellungen vorzunehmen – ärgerlich und nervig. Zumal das Interface mitunter etwas träge reagiert und erst einige Sekunden nach dem Drücken der Taste seinen Dienst verrichtet. Das darf bei einem Fernseher für rund 1.400 Euro ruhig etwas zackiger vonstattengehen.
Fazit: Lohnt sich ein neuer Fernseher für PS5 und Xbox Series X?
Die kurze und knappe Antwort: Jein. Wer sich eine der neuen Next-Gen-Konsolen zulegt, kann diese ohne Probleme auf einem betagten Full-HD-Fernseher mit 60 Hz betreiben und auf die zahlreichen Zusatzfunktionen pfeifen – doch ganz ehrlich: Dann braucht man sich auch keine Next-Gen-Konsole zu kaufen.
Auch interessant: Xbox Series X/S im Test: Der Startschuss der neuen Konsolen-Generation ist gefallen
Die Anzahl an Exklusivtiteln für Xbox Series X/S und PS5 ist aktuell alles andere als üppig – die meisten Spiele können auch noch auf den Last-Gen-Modellen ohne größere Einschränkungen gezockt werden (Cyberpunk 2077 einmal ausgenommen).
Noch stehen nicht allzu viele Spiele für die neuen Konsolen zur Verfügung – das dürfte sich in den kommenden Jahren jedoch ändern:
Mit anderen Worten: Wer zu Hause noch einen alten „HD Ready“- oder Full-HD-Fernseher sein Eigen nennt, der sollte beim Wechsel auf die Next-Gen-Konsolen auf jeden Fall über den Kauf eines neuen Fernsehers nachdenken – denn der Mehrwert ist tatsächlich erstaunlich! Vor allem die Möglichkeit, ausgewählte Spiele in butterweichen 120 FPS zu erleben, ist meiner Meinung nach schon Grund genug, um auf ein aktuelleres Modell wie den Samsung Q90T umzusteigen. Doch auch andere Hersteller wie LG, Sony oder TCL bieten diverse TV-Modelle, die von allen Funktionen der Next-Gen-Konsolen Gebrauch machen:
- Alternative von LG: LG OLED55CX9LA (55 Zoll, OLED, 4K)
- Alternative von Sony: Sony KD-55XH9005 (55 Zoll, LCD, 4K)
- Alternative von TCL: TCL 65C815 (65 Zoll, QLED, 4K)
Wer hingegen erst vor ein paar Monaten oder Jahren auf ein eher preiswertes 4K-Modell mit entsprechender HDR-Unterstützung umgestiegen ist, der kann den Kauf ruhig noch etwas aufschieben. Zwar würde sich auch hier ein Sprung bei der Bildqualität bemerkbar machen, wenn man von einem klassischen LCD auf OLED oder QLED wechselt – doch der erste Wow-Effekt nutzt sich meist schnell ab.
Die wichtigsten Fragen zum Schluss: Greift man beim Kauf eines neuen Fernsehers jetzt am besten zu OLED oder QLED? Und welche Funktionen muss der neue 4K-TV bieten, wenn man wirklich alles aus den neuen Konsolen rausholen will?
Grundsätzlich gilt: OLEDs bieten bessere Kontraste, QLEDs sind heller und damit strahlkräftiger. Besonders bei hellen Szenen in HDR kann man diesen Unterschied sehen. QLEDs erreichen in diesen Fällen oftmals Spitzenhelligkeiten, die beinahe in den Augen wehtun – beispielsweise, wenn man in einem Spiel wie Ghost of Tsushima direkt in die Sonne schaut. Dafür muss man Abstriche in dunklen Szenen in Kauf nehmen, da QLEDs selbst mit FALD kein echtes Schwarz bieten.
Die große Helligkeit von QLEDs hat aber auch noch einen weiteren Nutzen: Steht der Fernseher in einem Zimmer, in das tagsüber viel Sonnenlicht einfällt, spiegeln QLEDs deutlich weniger als OLEDs – das Bild bleibt besser sichtbar.
Alle weiteren Unterschiede und Besonderheiten haben wir für euch im Video zusammengefasst:
Zum Abschluss noch eine kleine Liste an Funktionen, die euer neuer Fernseher bieten sollte, wenn ihr wirklich alles aus euren Konsolen rausholen wollt:
- 4K-Auflösung (3.840 x 2.160 Pixel)
- natives 100- oder 120-Hz-Panel
- HDR-Unterstützung
- Auto Low Latency Mode (ALLM)
- Variable Refresh Rate (VRR)
- HDMI-2.1-Anschluss
- eARC
Soll euer neuer Fernseher all diese Kriterien erfüllen, müsst ihr etwas tiefer als sonst in die Brieftasche greifen. Preiswerte Modelle gibt es während einer Rabattaktion in seltenen Fällen schon für rund 800 Euro zu kaufen – in den meisten Fällen solltet ihr jedoch mindestens 1.000 Euro für den Kauf eines neuen 55-Zoll-Fernsehers einplanen, der wirklich alle Funktionen der PS5 und Xbox Series X/S unterstützt – dann ist jedoch meist ein schlichtes LCD im TV verbaut.
Wollt ihr ein QLED- oder OLED-Panel in eurem neuen Fernseher haben, solltet ihr noch ein paar Hundert Euro mehr einplanen.