GIGA-Redakteur Stefan hat die letzten zwei Jahre ein iPhone 8 genutzt, nun ist er zu Testzwecken auf das iPhone 11 Pro umgestiegen. Hier sind seine Erfahrungen und ersten Eindrücke zu Apples aktuellem Top-Smartphone. Ist es gut genug, um einen Wechsel zu rechtfertigen? Update: Nachtrag, 10 Tage nach dem Wechsel.
Nachtrag vom 27.10.2019: Der GIGA-Test vom iPhone 11 Pro ist online.
Nachtrag vom 21.10.2019: Mittlerweile konnte ich iPhone 8 und iPhone 11 Pro für 10 Tage im direkten Vergleich benutzen. Daher ergänze ich diesen Bericht um die Punkte Akkulaufzeit und Kamera, denn da gibt's ein paar neue Erkenntnisse.
Nachtrag nach 10 Tagen: Akkulaufzeit und Kamera
Mein iPhone 8 schafft es für gewöhnlich vom Aufstehen bis zum Schlafengehen mit einer Akkuladung. Das iPhone 11 Pro ist wie zu erwarten ausdauernder, aber auch ein etwas komplizierterer Fall. Konkret: Ich habe eine Laufzeit von 48 Stunden (Samstag 9 Uhr bis Montag 9 Uhr) mit einer Ladung und „normaler“ Nutzung erreicht – ein wie ich finde sehr guter Wert, vor allem weil auch energieintensive Tasks wie Airplay und Videoaufnahmen dabei waren. Der OLED-Bildschirm war insgesamt 6,5 Stunden aktiviert, der „Darkmode“ war auf „automatisch“ gestellt. Schon immer überragend war bei iPhones die Standby-Ausdauer, die ist auch beim iPhone 11 Pro wieder vorbildlich: Rührt man das Handy kaum oder gar nicht an, so leert sich der Akku praktisch in Superzeitlupe. Fazit Akkulaufzeit: Das iPhone 11 Pro läuft wesentlich länger als das iPhone 8 – selbst wenn man berücksichtigt, dass der 8er-Akku schon zwei Jahre hinter sich hat. Ein 24-Stunden-Tag ist garantiert drin; mehr auch, aber dann mit moderater Nutzung und Optimierungen (Dark Mode, Sparmodus).
Die Kamera des iPhone 11 Pro gilt in der Fachpresse als die beste überhaupt, die man zur Zeit in Smartphones finden kann – dieser Einschätzung schließe ich mich an. Zwei Aspekte möchte erwähnen. Erstens: Das iPhone 8 tendiert zu warmen Farben und zu „überstrahlenden“ hellen Flächen. Hier gut zu sehen am Beispiel „Foto bei Kunstlicht“, wo das iPhone 8 die Deckenbeleuchtung zu gelblich wiedergibt und einen zu großen „Fleck“ aus dem Lichtkegel macht. Das iPhone 11 Pro bleibt hier viel näher an der wirklichen Situation und gibt zudem Details (Struktur der Decke) besser wieder:
Der zweite Aspekt ist die Bildstabilisierung beim Filmen: Mit dem iPhone 11 Pro konnte ich im Laufen aus einer Hand heraus Videos drehen, die so geschmeidig aussehen, als hätte ich einen Gimbal verwendet. Die Stabilisierung ist überragend, zudem sind Schärfe, Licht und Farben top. Das eigentlich recht gute iPhone 8 wird im Bereich Video von der neuen Generation deutlich geschlagen – da ist der Umstieg mit einem klaren Mehrwert verbunden, keine Frage. Gut möglich, dass ich nun mehr Videos aufnehme, als das bisher der Fall war.
Originalartikel:
Hier der Originalartikel, der die Eindrücke und Erfahrungen aus den ersten zwei Tagen wiedergibt:
iPhone 11 Pro statt iPhone 8: Erfahrungsbericht nach zwei Tagen
Hand aufs Herz: Die ersten Stunden mit einem nagelneuen iPhone sind einfach immer toll. All die technischen Verbesserungen, das andere Gefühl in der Hand – kein Wunder gibt's immer noch ein paar hartnäckige Camper vor den Apple-Stores, wenn es im Herbst neue Modelle gibt. Mein privat genutztes iPhone 8 habe ich mir gleich nach dem Erscheinen im Jahr 2017 geholt (ohne Campen) und bin seitdem damit glücklich gewesen.
Aber wie das nun mal so ist, laufen aktuell viele Mobilfunkverträge aus, die zu diesem Zeitpunkt geschlossen wurden und es eröffnet sich die „Chance“, auf die aktuelle Generation zu wechseln. Hier käme das preislich attraktiv positionierte iPhone 11 (UVP 849 Euro) in Frage. Mit Blick auf das kompaktere Gehäuse und die Triple-Kamera zieht aber so manch einer auch das teurere iPhone 11 Pro (UVP 1.149 Euro) in Betracht. Von 8 auf 11 Pro – ich habe dazu einige Notizen gemacht.
1. Das Design
Das simplere Design des iPhone 8 gefällt mir in Summe besser als das des iPhone 11 Pro. Das sieht zwar wirklich nicht schlecht aus, aber drei Linsen auf der Rückseite und ein Notch (Display-Einschnitt) vorne – das ist technischer Fortschritt auf Kosten der Gestaltung. Zum Glück macht Apple aber weiterhin einen Bogen um bunt schillernde Rückseiten und ästhetisch fragwürdige Kooperationen. Schön am iPhone 11 Pro: Die vollendeten Rundungen des OLED-Displays (außen und am Notch), wie sie vom iPhone X (2017) eingeführt wurden. „Visuell äußerst ansprechend“, hat der Industrie-Designer Sarang Sheth in einer geometrischen Analyse festgestellt. Ja, da hat er Recht.
2. Das Gehäuse
Etwas größer, etwas schwerer – das iPhone 11 Pro ist im Vergleich zum iPhone 8 kein riesiger Sprung, was Ausmaße und Gewicht angeht. Mir persönlich war aber schon das iPhone 8 einen Hauch zu schwer, das wird mit dem neuen Modell nicht besser. Naja, das ist eben der Preis für den eleganten Glas-Trend der letzten Jahre. Dazu kommt, dass Apple wohl auch die Forderungen vieler iPhone-Nutzer erhört hat: Statt möglichst dünner Gehäuse seien bessere Laufzeiten (größerer Akku + Effizienz) wichtiger – da stimme ich zu. Aber luftig-leicht wie das einstige Spitzenmodell iPhone 6 – davon ist das Handling des iPhone 11 Pro ein ganzes Stück weggekommen. Wenigstens liegt es recht ausbalanciert in der Hand, auch mit Case.
Wer sich das iPhone 11 Pro im Detail anschauen möchte, kann es hier tun:
3. Die Bedienung
Als Fan des Homebuttons war ich im Vorfeld skeptisch, ob Face ID und Wischgesten wirklich ein adäquater Ersatz für ein zweifellos bewährtes Feature sein können. Diese Skepsis war nach weniger als einer Stunde wie weggefegt. Die Entsperrung per Gesichts-Scan funktioniert hervorragend und die neuen Gesten (z.B. am unteren Rand nach oben Wischen für den Homescreen) sind schneller selbstverständlich, als man darüber nachdenken kann. Was natürlich fehlt, ist der wohltuende Klick, den der Homebutton vermittelt.
4. Das Display
Wo das iPhone 8 mit 4,7-Zoll-Diagonale und 326 ppi (LCD) eher den Anspruch „gut genug“ erfüllt, setzt das iPhone 11 Pro mit 5,8 Zoll Diagonale und 458 ppi (OLED) in jeder Hinsicht einen drauf. Das spielt beim Checken des Twitter-Feeds oder des Wetterberichts kaum eine Rolle, aber sobald es um den Medienkonsum geht, sieht das ganz anders aus. Der Bildschirm des iPhone 11 Pro ist irre gut, vor allem im direkten Vergleich. Ich habe über über die TV-App den Batman-Film „The Dark Knight“ auf beiden Geräten parallel laufen lassen – die Vorteile des „Super Retina XDR Displays“ sind ohne Zweifel enorm, Kontrast und Schärfe sind top. Nicht, dass das iPhone 8 ein schlechtes Display hätte, aber hier ist der technische Vorsprung zwischen den Handy-Generationen sehr leicht erfahrbar.
5. Der Sound
Beim Filmschauen fällt auch der bessere Lautsprecher-Sound des iPhone 11 Pro auf: Lauter und voller, das ist sofort zu hören. Apple bewirbt „3D-Sound“ und Dolby Atmos, ich habe das zunächst für Marketing-Quatsch gehalten. Aber wenn man den oben genannten Batman-Streifen laufen lässt und absurd nah (ca. 15-20 cm Abstand) an das Handy herangeht, dann funktioniert das wirklich – man wird von einer beeindruckenden Sound-Wolke umhüllt, die das iPhone 8 so nicht hinbekommt. Braucht man das dringend? Nein. Wird man sich abends im Bett liegend darüber freuen, wenn man sich die neuesten Film-Trailer unter der Decke reinzieht? Ja.
6. Die Performance
Beide sind schnell, es ist im Alltag kein wesentlicher Unterschied feststellbar.
7. Die Kamera
Endlich Slofies, mein Leben ergibt einen Sinn! Das iPhone 8 hat mich zwei Jahre lang nicht nur als Telefon und Taschencomputer begleitet, sondern auch als zuverlässige Point-and-Shoot-Knipse für Instagram und Reiseerinnerungen. Nachdem die Android-Fraktion in der Zwischenzeit beeindruckende Vorstöße in verschiedenen Bereichen gemacht hat (vor allem Low-Light-Fotografie), hat Apple mit den 11er-iPhones einen Platz an der Spitze zurückerobert. Noch kann ich hierzu nicht allzuviel sagen, aber meine ersten Fotos und Videos konnten die hohen Erwartungen erfüllen und sogar übertreffen. Ob der Namenszusatz „Pro“ beim iPhone 11 Pro im Hinblick auf die Kamera wirklich gerechtfertigt ist, darüber werde ich kein Urteil fällen, denn ich bin kein Berufsfotograf. Mein Eindruck ist jedoch, dass wir nun endgültig an dem Punkt angelangt sind, bei dem ein Durchschnitts-User sein Smartphone zugleich als seine Hauptkamera betrachtet. Für mich war's mit dem iPhone 8 schon so, nun dürfte Apple auch noch die anspruchsvolleren Nutzer abholen.
8. Der Akku
Mein iPhone 8 kommt auch nach zwei Jahren (Akkuzustand: 89 Prozent) noch gut durch einen „Tag“ normaler Nutzung. Wobei hier „Tag“ als der Zeitraum zwischen Aufstehen und Schlafengehen definiert ist. Das iPhone 11 versteht den „Tag“ schon eher buchstäblich, sprich 24 Stunden. Ich hatte nach dem ersten Tag ambitionierter Nutzung am nächsten Morgen noch ein paar Prozent übrig, das ist schon mal ein gutes Zeichen. Mehr dazu kann ich dann später sagen.
48 Stunden mit dem iPhone 11 Pro: Erstes Fazit
Auch wenn das iPhone 11 Pro sich in praktisch allen Belangen als das bessere Smartphone herausstellt (schon nach wenigen Minuten) – pauschal empfehlen würde ich es bisher noch niemanden. Außer ich weiß, dass derjenige immensen Wert auf Displayqualität und Kamerafähigkeiten legt (und Geld keine Rolle spielt). Das iPhone 8 (UVP 529 Euro) ist als solider Alltagsbegleiter schlichtweg so gut, dass der Zugewinn beim Wechsel an Stellen entsteht, wo vielleicht gar kein Bedarf da ist. Was ich schon jetzt sicher sagen kann: Die Umgewöhnung ist deutlich milder, als ich mir das im Vorfeld ausgemalt habe. Etwas mehr Volumen und Gewicht in der Hand, dazu die Änderungen, die Face ID mit sich bringt – das ist wie wenn man von einem VW Polo in einen Golf umsteigt, ein großer Schock oder eine unangenehme Lernkurve finden nicht statt. Apple hat das iPhone ein iPhone sein lassen und das ist gut so.
Konnte ich euch näherbringen, wie sich der Wechsel von iPhone 8 auf iPhone 11 Pro anfühlt? Ich freue mich über Fragen und Anmerkungen in den Kommentaren. Das iPhone 11 Pro wurde GIGA freundlicherweise von o2 zur Verfügung gestellt.