Was Smartphone-Nutzer schon lange beklagten, findet seine Bestätigung in einem jüngsten Report: Das deutsche Mobilfunknetz ist nicht nur mittelmäßig, sondern gehört weltweit zu den schlechtesten seiner Gattung – o2, Vodafone und Telekom bekleckern sich hierzulande nicht mit Ruhm. Der Aufreger der Woche in meiner aktuellen Kolumne.
LTE-Abdeckung in Deutschland: Nur zwei Staaten sind schlechter
Schon mal in Deutschland mit LTE gesurft? Glückwunsch, denn nicht jedem Nutzer wird dieser Geschwindigkeitsrausch zuteil. Der aktuelle Speedcheck-Report (via Spiegel Online) deckt auf: Nur Irland und Weißrussland sind beim 4G-Netzausbau noch schlechter. Na wunderbar, die letzte Diktatur Europas und eine Insel voller Kühe und streichfähiger Butterstücke müssen sich der Mobilmacht Deutschland geschlagen geben.
Hierzulande sind tatsächlich nur 65,5 Prozent der Fläche mit LTE erreichbar. Die Spitzenreiter (Japan, Südkorea, USA, Benelux und Co.) erreichen dagegen 80 Prozent und mehr 4G-Netzabdeckung. Deutschland ist abgehängt, so lautet die unbequeme Wahrheit, die auch ich zu spüren bekomme.
Wir haben noch nicht mal überall 4G, da wird der Vorgänger schon abgeschaltet – grandios:
Aus dem Tal der Ahnungslosen wurde das Land der Empfangslosen
Kennt ihr das Elbsandsteingebirge? Dieses Kleinod im Elbtal oberhalb von Dresden zieht nicht nur jedes Jahr Millionen von Touristen an, sondern darf sich auch als meine eigentliche Heimat bezeichnen. Wer hier Wandern geht, der sollte Vorzugsweise aber auf Offlinekarten im Smartphone zugreifen, denn die Mobilfunkversorgung lässt stark zu wünschen übrig – schnelles Internet unterwegs bleibt oft ein Wunschgedanke. Besonders gilt dies für arme Kunden der Telefónica Deutschland (o2). LTE? Keine Chance. 3G? Nicht hier, mein Freund – maximal ab Pirna elbabwärts möglich. In der Sächsischen Schweiz muss man sich mit 2G beim „surfen“ begnügen, wenn denn überhaupt – in der Praxis bleib ich meist ohne Verbindung. Früher wurden wir aufgrund des fehlenden „Westfernsehempfangs“ als Tal der Ahnungslosen bezeichnet, heute sind wir das Tal der Empfangslosen – was für ein Fortschritt.
Ja, ja … die Berge. Ein schwieriges Terrain für den Netzausbau, in der Fläche halt einfacher umsetzbar. Mag sein, aber sonderlich glaubwürdig sind diese Ausflüchte nicht. Bewege ich mich nämlich in Richtung Grenze, findet sich mein iPhone kurze Zeit später im tschechischen Schwesternetz von o2 wieder – 4G und volle Geschwindigkeit inklusive. Wohlgemerkt in der Böhmischen Schweiz, dem tschechischen Teil des Elbsandsteingebirges. Dieselben Berge, aber am Ende das bessere Netz.
Meine Gedanken zum Wochenende: Die Kolumne möchte Denkanstöße liefern, zur Diskussion aufrufen und den „News-Schwall“ der Woche zum Ende hin reflektieren. Eine kleine Auswahl der bisherigen Artikel der Kolumne:
- Der Abgang des Formgestalters: Kann Apple ohne Jony?
- Apple Pay und Google Pay immer beliebter: Ist digital wirklich (immer) besser?
- iPhone 2019: Die „verlorene“ Generation des Apple-Handys?
Hosen runter, liebe Mobilfunkanbieter …
Der wahre Grund fürs schlechte, deutsche Netz dürfte in der Investitionsfaulheit zu suchen sein. Die Netzanbieter haben hierzulande viel zu lange auf 3G gesetzt (was ja bald abgeschaltet wird) und selbst das haben sie, wie mein Beispiel zeigt, noch nicht mal ordentlich hinbekommen. Bessert sich die Situation zukünftig mit 5G? Immerhin hat es doch unsere Bundesregierung versprochen.
Die ersten Handys mit 5G an Bord gibt es schon, das passende Netz jedoch muss erst noch in Deutschland gebaut werden:
Was die Politiker nicht sagen, Techniker aber heute schon wissen: Der Ausbau wird aufgrund der Vielzahl der nötigen Funkmasten noch problematischer und es gibt jede Menge Auflagen. Zudem gibt’s die leistungsfähigen Netze im Bereich von 26 Gigahertz (mmWave) nur in Städten. Wie will man all dies meistern, wenn man schon bei 4G gescheitert ist? Ich bleibe skeptisch und auf der Suche nach dem besten Netz … in Deutschland werde ich es wohl auf absehbare Zeit nicht finden, was ein Jammer.
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