Manchmal machen uns Innovationen das Leben nicht unbedingt leichter. Eine solche Technologie ist Keyless Go – davor warnt nun der ADAC. Was ihr euch unter der Funktion vorstellen könnt und warum ihr bei eurem nächsten Auto unter Umständen darauf verzichten solltet, lest ihr hier.
Keyless Go: Was ist das überhaupt?
Unter Keyless Go oder auch Keyless Entry versteht man die Funktion, ein Fahrzeug aufschließen zu können, ohne den Schlüssel zu betätigen. Legt ihr die Hand an einen Türgriff, schickt das Auto einen Funkimpuls mit geringem Umkreis ab. Meist sind das zwischen 2 und 7 Meter. Erkennt das Fahrzeug den Schlüssel, entriegelt es die Türen.
Auch die Zündung greift in vielen Autos darauf zurück. Ein Einstecken des Schlüssels ist damit nicht mehr nötig und möglich – auf ein Zündschloss wird verzichtet. Ist der Schlüssel im Inneren des Fahrzeugs, müsst ihr lediglich den Startknopf drücken und währenddessen die Bremse betätigen. Wollt ihr parken, stellt den Motor ab und verlasst das Fahrzeug. Die Zentralverriegelung aktiviert sich automatisch.
Warum warnt der ADAC vor Keyless Go?
Das Zugangssystem ist zweifelsfrei praktisch und gehört aus gutem Grund bei neueren Fahrzeugen zur Serienausstattung. Das Problem ist aber, dass die Technologie eine grobe Sicherheitslücke aufweist. Mit der entsprechenden Hardware, einem kleinen Gerät, lässt sich der Funkimpuls des Systems um mehrere hundert Meter verstärken. Die ETH Zürich wies bereits 2011 öffentlich auf das Problem hin.
Vorgehen der Diebe
Angenommen, ihr sitzt in einem Café und euer Auto steht auf einem Parkplatz, der sich knapp 200 Meter weit entfernt befindet: Ein Dieb muss sich nur ins Fahrzeug setzen und wegfahren. Ein Aufbrechen oder Kurzschließen ist nicht mehr notwendig. Bis ihr merkt, dass euer Pkw weg ist, kann der Spitzbube weite Strecken zurückgelegt haben. Lässt er beim Tanken den Motor laufen, kommt er mehrere hundert Kilometer weit. Immerhin ist ein Schlüssel mit Keyless Go nur beim Starten des Motors nötig.
Vorwurf des Versicherungsbetrugs trotz Diebstahl? Geht das?
Da es keine Einbruchsspuren gibt, könnt ihr nach einem Diebstahl auch Probleme mit der Versicherung haben, kam es beispielsweise zu einem Unfall. Dann kann euch im Zweifelsfall sogar Versicherungsbetrug vorgeworfen werden, wenn ein Diebstahl nicht anderweitig nachgewiesen werden kann.
Welche Autos sind sicher?
Der Langzeit-Test des ADAC zeigt, dass nur erschreckende 7 Prozent von 600 Autos vor Reichweiten-Verlängerern geschützt sind. Daher auch die Forderung des Verbands an die Hersteller, die gesamte Fahrzeugelektronik ausreichend zu sichern, so wie es bereits in so vielen Bereichen der IT gang und gäbe ist.
Das wäre vergleichsweise leicht zu handhaben, so das Urteil des Automobil-Clubs. So wäre die Ultra-Wide-Band-Technik (UWB) deutlich sicherer, da so die Entfernung des Schlüssels zum Fahrzeug genau gemessen werden könnten. Eine Funkverlängerung verliert damit ihre Wirkung. Man könne einen Bewegungssensor im Schlüssel verbauen, der sich nach einer gewissen Zeit selbst abschaltet.
Diese Technologie nutzen mittlerweile die folgenden Autohersteller in den angegebenen Modellen:
Modelljahr | Automarke | Modelle |
seit 2018 | Land Rover | Discovery, Range Rover, Range Rover Sport |
Jaguar | E-Pace, i-Pace | |
seit 2019 | Audi | A3, Q4 e-tron |
Cupra | Born, Formentor | |
Seat | Leon | |
Škoda | Enyaq, Octavia | |
Volkswagen | Golf 8, ID.3, ID.4, ID.5, Caddy, T 7 |
Auch erste Modelle von BMW, Genesis, GWM (Great Wall Motors), Hyundai, Kia, Mercedes und Suzuki nutzen UWB. Genauere Informationen bekommt ihr vom Hersteller eures Fahrzeugs, je nach Erscheinungsjahr und Ausstattung könnten Unterschiede hinsichtlich der Schließsysteme bestehen.
Hausmittel: Was könnt ihr gegen die Sicherheitslücken bei Keyless Go tun?
Je nach Fahrzeug lässt sich unter Umständen die Funktion abschalten. Ist das nicht der Fall, könnt ihr noch immer folgendes probieren:
- Stellt euer Fahrzeug in der Nacht möglichst in die private Garage, geht das nicht, nutzt bestenfalls einen überwachten Parkplatz.
- Lasst euren Schlüssel möglichst nicht an Türen oder Fenstern liegen. Glas schirmt den Funkimpuls nicht ab.
- Apropos Abschirmung: Probiert aus, ob euer Schlüssel das Auto noch immer öffnet, wenn ihr ihn in Alufolie einwickelt, in einen Kochtopf (mit Metalldeckel) oder eine verschlossene Metalldose legt (Quelle: ADAC). Alternativ gibt es mittlerweile auch Schlüsseletuis, die abschirmend wirken sollen.