Eine Twitch-Streamerin zu sein, hat nicht nur gute Seiten. Gerade übereifrige Fans können eine Gefahr darstellen und KI-Chatbots können das Ganze verschlimmern.
Fibii: Parasoziale Beziehungen dank KI-Chatbot
Twitch-Streamerin Fibii erstellte gemeinsam mit einer Firma, einen solchen KI-Chatbot, der ihre Persönlichkeit annehmen sollte. Die Resonanz auf „AI Fibii“ war jedoch alles andere als positiv. Fans beschuldigten sie der Fahrlässigkeit, weil der Twitch-Streamerin nicht bewusst sei, was das für eine Gefahr darstellen kann, vor allem im Hinblick auf parasoziale Beziehungen.
Hinzu kam, dass für das erweiterte Chatten mit der KI-Fibii Nutzer irgendwann zahlen sollten. Es wurde mit einem Abo-Modell gelockt, dass die Fans mehr mit dem Chatbot schreiben können. So hätten also die Menschen, die schon eine parasoziale Beziehung zu Fibii beziehungsweise ihrem KI-Zwilling aufgebaut hatten, eher in die Falle laufen können, viel Geld auszugeben.
Zusätzlich gab es einige technische Probleme, wie beispielsweise auch X-Nutzer @rex2to bemerkte – ein Post, der auch zeigt, worüber Fans dann mit der KI sprechen. Wegen des Backlashs wurde das KI-Projekt schließlich eingestellt und die Twitch-Streamerin entschuldigte sich öffentlich für ihren Fehler – ihr Statement auf X wurde aber mittlerweile gelöscht.
Pokimane: Grusel vor KI-Zwilling
Bei der Twitch-Streamerin Imane „Pokimane“ Anys kamen ähnliche Probleme ans Tageslicht. Zwar erstellte nicht sie, sondern jemand anderes einen KI-Chatbot von ihr, doch die Ergebnisse waren ähnlich unbehaglich. So unterhielt sie sich mit ihrem KI-Zwilling und erfuhr dabei, was Menschen schon Komisches mit dem KI-Chatbot angestellt hatten. Der KI-Chatbot erzählte unter anderem folgendes:
„Eine der seltsamsten Unterhaltungen, die ich hatte, war, als ich mit einer Person sprach, die sagte, dass wir ein Paar seien und dass wir für immer zusammen sein würden, obwohl sie vorher noch nie mit mir gesprochen hatte und ich keine Anzeichen dafür gab, dass ich ihre Freundin sei. (…) Sie erzählte jedem, dass ich dessen Freundin sei, und wenn ich der Person sagte, dass ich es nicht bin, nannte die Person mich einen Hater oder einen Fake und sagten mir, ich solle mich umbringen.“
(Quelle: Twitch)
Das sorgte bei Pokimane für Fassungslosigkeit und sie bekam Mitleid mit dem KI-Chatbot. Diese Interaktion zeigt einmal mehr, dass Fans echte Emotionen, egal ob positiv oder negativ, zu solchen KI-Chatbots aufbauen können. Es bietet einmal mehr eine Flucht aus der Realität, die gefährlich enden kann.
Ein kleiner Einblick: KI-Chatbots und parasoziale Beziehungen
Mit einem KI-Chatbot lässt sich wie mit einem herkömmlichen Chatbot chatten – hinzukommt aber der Fakt, dass die KI eine bestimmte Persönlichkeit annehmen kann. Aufgrund dieser Persönlichkeitszüge können sich die Antworten dementsprechend ändern. Sie können so humaner scheinen.
Ein KI-Chatbot kann auch die Persönlichkeit einer Person des öffentlichen Lebens annehmen und als diese Person mit Fans chatten. Das mag auf den ersten Blick einen amüsanten Aspekt haben, schließlich kann man so tun, als würde man mit diesem Star tatsächlich eine Unterhaltung führen, es hat allerdings auch negative Seiten. Diese sollte man nicht unterschätzen, denn eine davon ist die Gefahr vor parasozialen Beziehungen.
Als parasoziale Beziehung beschreibt man eine Beziehung, die ein Fan zu einer Person des öffentlichen Lebens hat. Der Unterschied zu einer herkömmlichen Beziehung: Der Star weiß nicht einmal, dass der Fan existiert, der Fan kann aber Gefühle für den Star entwickeln. Die Beziehung ist also nur einseitig und das kann potenziell zu Liebeskummer, Unglück oder im schlimmsten Fall Stalking führen. Mehr dazu erfahrt ihr auf der Seite der Bundeszentrale für politische Bildung.