Über das Unternehmen Grover kann man ganz einfach Technik mieten anstatt sie neu zu kaufen. Ich habe den Service ausprobiert und mir einen langjährigen Wunsch erfüllt.
Möchtet ihr Technik nur für einen gewissen Zeitraum besitzen, ohne sie zu kaufen, bietet sich eine Miete an. Grover hat das passende Konzept: Ihr könnt verschiedene Elektronik – von Smartwatches bis hin zu E-Bikes – leihen, der Preis variiert dabei je nach Zeitraum. Das Unternehmen will damit den Produkten ein langes Leben schenken (Stichwort: Kreislaufwirtschaft) und Elektroschrott reduzieren. Ich durfte den Miet-Service testen und möchte meine Erfahrungen mit euch teilen.
Ein E-Piano soll es sein
Grover hatte mir Anfang des Jahres angeboten, für 6 Monate ein Produkt meiner Wahl zu mieten. Das Angebot kam wie gerufen, da ich seit Längerem mit dem Gedanken spielte, mir ein E-Piano zu kaufen, um mein früheres Hobby wiederaufleben zu lassen. Allerdings hatte ich immer Angst vor einem Fehlkauf, dass mich die Muse doch früher als später verlässt und das „mindestens 500 Euro“-Instrument einsam und allein in der Ecke verstaubt. Für mich war es somit die perfekte Lösung, das Instrument zu mieten, um herauszufinden, ob es noch was für mich ist.
Grovers Auswahl an E-Pianos mit passendem Ständer ist relativ begrenzt, sodass ich mich schnell für das 88-Tasten-Digitalpiano Yamaha P-45B mit Yamaha L-85A Ständer entschied. Es ist zwar nicht mehr das Neueste, wird aber in der Musikbranche nach wie vor als gutes Einstiegsinstrument gelobt (zu den Bewertungen bei Thomann).
Wie funktioniert Grover?
Generell baut das Miet-Prinzip laut Grover auf 3 einfachen Schritten: „Wählen. Nutzen. Weitergeben.“ Klingt nicht schwer, ist es auch nicht, trotzdem eine kleine Beschreibung dazu:
Wählen: Als Erstes müsst ihr bei dem Produkt eurer Wahl entscheiden, wie lang ihr es mieten möchtet. Dabei sind Zeiträume von 1 bis 18 Monate möglich. Anschließend erstellt ihr nur noch einen Account und hinterlegt eure Daten.
Nutzen: Nachdem euch das Gerät zugeschickt wurde, könnt ihr es (Überraschung!) nutzen. Sollte es zu Schäden am Gerät kommen, übernimmt Grover 90 Prozent der Reparaturkosten.
Weitergeben: Nach der Miete sendet ihr entweder das Produkt an Grover zurück, damit sie es reinigen und weitervermieten können. Oder, falls euch das Gerät gefallen hat, habt ihr die Möglichkeit, es zu kaufen.
Der Preis des von mir gewählten Digitalpianos liegt für 6 Monate bei jeweils 24,90 Euro, der des Ständers bei 6,90 Euro, sodass man insgesamt 31,80 Euro pro Monat an Grover überweist. In meinen Augen eine hohe Monatsgebühr, aber dazu später mehr.
Lieferung: Nicht ganz so sauber
Nach kurzer Rücksprache mit Grover wurde mir das Gerät zugesendet. Da ich Piano und Ständer getrennt voneinander bestellen musste, hat sich die Zustellung auf mehrere Tage ausgeweitet.
Bei der Lieferung selbst gab es keine Probleme, dafür beim Auspacken eine negative Überraschung: Während Grover auf seiner Website angibt, dass sie die Produkte nach jeder Miete reinigen und diese „so gut wie neu“ bei den nächsten Mietenden ankommen, war das bei mir nur teilweise der Fall. Der separat zugesendete Ständer war in Ordnung, das E-Piano dagegen verstaubt und mit Flecken übersät, die ich schließlich mit etwas Wasser und Geduld wegbekam.
Ein Blick auf Trustpilot bestätigte mir, dass nicht nur ich dieses Problem hatte, sondern auch andere Mietende nicht zufrieden waren mit dem Zustand der Lieferung. So schrieb Nina zu ihren Airpods Max: „Die Kopfhörer Pads sowie der Bügel ROCHEN NACH ALTEM, KÄSIGEN SCHWEIẞ… auf dem rechten Pad waren Rote Flecke.“
Derartige Hygiene-Probleme lassen das Vertrauen in die Versprechen von Grover sinken, ebenso wie die Bereitschaft, ein weiteres Mal bei dem Unternehmen zu mieten. Schließlich möchte man sein Geld nicht für etwas ausgeben, mit dem man selbst noch Arbeit hat oder das man im „schlimmsten“ Fall nicht mal anfassen möchte.
Mehr Miet-Erfahrungen zu Grover könnt ihr in unserem separaten Artikel nachlesen:
Glücklicherweise waren das die einzigen Probleme während meiner Miete. Innerhalb des halben Jahres funktionierte das E-Piano einwandfrei und ich habe den Spaß am Klavierspielen wiederentdeckt. Dahingehend hat sich die Miete also voll für mich gelohnt.
Nach der Miete: Weitergeben oder kaufen?
Die 6 Monate sind nun so gut wie vorbei, wie geht es also mit dem Klavier weiter? Da ich mein Hobby gern weiterverfolgen möchte und das Instrument meinen eigenen Ansprüchen voll und ganz genügt, habe ich mich für einen Kauf entschieden. Für mich ist es zusätzlich eine nachhaltige Lösung, da ich kein neues Gerät kaufen muss, für das neue Ressourcen anfallen.
Die Kaufoption könnt ihr auf der Website von Grover recht easy einsehen: Klickt rechts oben neben eurem Konto auf den Reiter „Gemietet“, wählt das jeweilige Gerät aus und scrollt zum Punkt „Für immer behalten“. Dann habt ihr die Wahl, ob ihr das Gerät noch einige Monate weitermietet und dann für 1 Euro kauft oder den vollen Preis mit einem Mal zahlt und das Produkt sofort behalten könnt.
Jedoch muss ich an dieser Stelle hervorheben, dass die Preise bei Grover in vielen Fällen schlichtweg zu hoch sind: Das neue Google Pixel 7 Pro (bei Grover ansehen) kann man beispielsweise für 12 Monate à 49,90 Euro mieten, was als günstigster Preis bereits sehr teuer ist. Für die Kaufoption muss es für den Preis 23 Monate gemietet werden, sodass man am Ende 1.147,70 Euro dafür bezahlt. Der aktuelle Ladenpreis liegt dagegen bei knapp 800 Euro (Quelle: Idealo) und wird über die nächsten zwei Jahre auf jeden Fall weiter fallen.
Die Nintendo Switch OLED (bei Grover ansehen) kostet für 6 Monate 16,90 Euro – 34 Monate muss sie für die Kaufoption gemietet werden, sodass man am Ende bei 574,60 Euro landet. Idealo fängt da bei 330 Euro an. Kurz: Man zahlt bei Grover in vielen Fällen ordentlich drauf, möchte man ein Gerät mieten oder gar kaufen.
Da ich einen Gutschein von Grover über 6 Monate erhielt, hatte ich einen gewissen Vorteil beim Kaufpreis, sodass mir die Entscheidung, das Piano zu kaufen leichter fiel. Der Kaufpreis für Piano und Ständer zusammen liegt zwar immer noch bei 384 Euro (ohne Gutschein bei 575 Euro), jedoch zahle ich bei Amazon für beides knapp 550 Euro (bei Amazon ansehen) – ich komme hier also tatsächlich besser weg.
Fazit
Würde ich bei Grover wieder mieten? – Jein. Es gibt definitiv einige Punkte, die gegen eine Miete bei Grover sprechen: Sei es der Zustand der gelieferten Geräte oder (wahrscheinlich der wichtigste Punkt) der oft sehr hohe Preis. Zusätzlich wird bei Trustpilot die schwierige Kommunikation mit dem Unternehmen kritisiert, was ich persönlich nur bedingt nachvollziehen kann.
Wiederum mag ich das Konzept der Miete sehr: Einerseits ist es praktisch, möchte man ein Gerät nur für eine bestimmte Zeit nutzen – wie beispielsweise einen Beamer für den weihnachtlichen „Herr der Ringe“-Marathon. Man muss dann nicht den vollen Preis zahlen und zusätzlich verstaubt das Produkt nicht im Schrank. Andererseits bietet eine Miete auch die Möglichkeit, herauszufinden, ob die jeweilige Elektronik etwas für einen ist – wie in meinem Fall das E-Piano.
Grovers Service hat in meinen Augen zwar noch einige Schwächen, unterstützt allerdings Nachhaltigkeit in verschiedene Richtungen: Sei es, dass Elektronik so lang wie möglich genutzt wird oder man selbst lernt, bewusster zu konsumieren.
Wir waren mit der Nachhaltigkeitsexpertin von Grover im Gespräch. Im Interview gab sie uns Einblicke in die Arbeit und die Zukunft von Grover: