Die Produktion von Smartphones ist für die Kaufenden nur schwer nachvollziehbar. Die Initiative „Eco Rating“ will für mehr Transparenz sorgen und bewertet die Umweltfaktoren verschiedener Smartphones. Wir erklären euch, was es damit genau auf sich hat.
„Wie nachhaltig ist eigentlich mein Smartphone?“ – um diese Frage zu beantworten, muss man sich meist durch zahlreiche Internetseiten und Nachhaltigkeitsberichte der Hersteller wühlen, um dann am Ende doch frustriert die Nachforschungen aufzugeben. Die Initiative Eco Rating will den Lebenszyklus von Smartphones transparenter machen und für mehr Aufklärung in Richtung Nachhaltigkeit sorgen. Wir haben uns das Öko-Label mal näher angeschaut.
Das Problem mit den Smartphones
Smartphones und Nachhaltigkeit sind in der Regel nur schwer zusammenzubringen, denn die Produktions- und Lieferkette haben ihre dunklen Seiten. Die für Smartphones notwendigen Rohstoffe werden in Minen in verschiedenen Teilen der Welt abgebaut. Das sorgt allerdings nicht nur für diverse Umweltprobleme, sondern ebenso wird Kinderarbeit gefördert und grundlegende Schutzmaßnahmen und -ausrüstung sind ebenfalls nicht immer gegeben (Quelle: Quarks).
Das Problem: Die Lieferketten von Smartphones sind sehr lang, sodass Kaufende diese nur schwer zurückverfolgen können. Ein Beispiel von Quarks: „Von einer Mine in der Demokratischen Republik Kongo geht der Rohstoff Zinnerz nach Asien zur Verhüttung und anschließend nach China zur Verarbeitung in der Elektronikindustrie, bis es dann in Deutschland in Form eines Smartphones auf den Markt kommt.“ Der Wunsch nach mehr Transparenz ist da und wird immer lauter. So haben es sich bereits Hersteller wie Fairphone (Testbericht zum Fairphone 4) und Shiftphone (Testbericht zum Shift6mq) zur Aufgabe gemacht, ihre Smartphones so nachhaltig wie möglich herzustellen und den Kaufenden ehrlich und fair zu begegnen.
Eco Rating als Nachhaltigkeitslabel
Wer und was steht dahinter?
Aus dem Bedürfnis nach mehr Nachvollziehbarkeit im Herstellungsprozess von Smartphones wurde die Intiative Eco Rating von den europäischen Mobilfunkanbietern Telekom, Telefónica, Vodafone, Orange und Telia Company ins Leben gerufen. Immer mehr Smartphone-Hersteller lassen ihre Geräte nach Eco Rating einstufen, darunter Samsung, Honor, Nothing, Oppo, Fairphone, OnePlus und Xiaomi.
Was die Anbieter mit dem Nachhaltigkeitslabel bewirken möchten, wird auf der Website in 3 Zielen festgehalten, die wir an dieser Stellen zitieren wollen:
- Die steigende Nachfrage der Kundinnen und Kunden nach Informationen zu den ökologischen Auswirkungen von Mobiltelefonen zu befriedigen.
- Das Bewusstsein und die Transparenz zu erhöhen, indem eine einheitliche Möglichkeit für Verbraucher geschaffen wird, die nachhaltigsten Mobiltelefone zu identifizieren und miteinander zu vergleichen.
- Anbieter zu ermutigen und dazu zu bewegen, die Umweltauswirkungen ihrer Geräte zu reduzieren.
Mit ihrer Initiative greifen die Gründungsunternehmen also die Fragen auf, die sich bezüglich der Nachhaltigkeit bei Smartphones stellen, um gezielt ebenjene Lücken zu füllen. Wichtig zu wissen: Das Eco Rating ist (zumindest bisher) ausschließlich für Smartphones ausgelegt, andere Unterhaltungstechnik (Kopfhörer, Tablets etc.) wird nicht mit berücksichtigt.
In unserem Artikel geben wir euch Tipps, wie ihr beim Handy-Kauf auf mehr Nachhaltigkeit achten könnt:
Wie funktioniert das Eco Rating?
Anhand verschiedener Faktoren berechnet Eco Rating die Ökobilanz des jeweiligen Smartphones auf einer Skala von 0 bis 100, wobei 0 sehr schlecht und 100 sehr gut ist. Die Faktoren teilen sich dabei in 13 Umweltindikatoren (von Klimawandel über Einfluss auf die Ozonschicht bis hin zu Ressourcennutzung) und 6 zur Materialeffizienz (Langlebigkeit, Reparierbarkeit, Recyling, Verpackungsmüll, Nutzung recycelter Materialien und gefährlicher Substanzen) ein.
Die Intiative merkt dabei an, dass sich die Bewertung an dem kompletten Lebenszyklus eines Smartphones orientiert, sodass der Weg von der Rohstoffgewinnung über den Transport, die Verpackung und Nutzung bis hin zu Entsorgung und Recycling betrachtet wird (mehr über die Methodik von Eco Rating erfahrt ihr hier). Die Informationen, anhand derer die jeweiligen Geräte eingeordnet werden, erhält Eco Rating von den Herstellern selbst.
Wie kann man Eco Rating nutzen?
Eco Rating ist als Nachhaltigkeitslabel vor allem dafür gedacht, euch als Smartphone-Usern mehr Informationen rund um euer Smartphone mit an die Hand zu geben. Besitzt ihr somit ein Gerät eines kooperierenden Herstellers, könnt ihr auf der Website von Eco Rating unter dem Reiter Ratings speziell nach eurem Gerät suchen:
So sieht man beispielsweise anhand des OnePlus 10 Pro (zum Testbericht), dass es vor allem bei der Ressourcenschonung (die Nutzung natürlicher Ressourcen) einen hohen Score erreicht, auch in puncto Langlebigkeit, Reparaturfähigkeit und Recyclefähigkeit schneidet es gut ab. Lediglich bei der Klimaverträglichkeit schneidet es nicht gut ab. Wie ihr im obigen Screenshot seht, erhält das Smartphone insgesamt 68 Punkte.
Damit liegt es 17 Punkte hinter dem Fairphone 4. Die ergatterten 85 Punkte teilen sich beinah gleichmäßig auf die 5 Faktoren, wobei Klimaverträglichkeit am „schlechtesten“ und Reparaturfähigkeit (begründet durch den modularen Aufbau) am besten abschneidet (volle Punktzahl).
Fazit: Ist das Eco Rating sinnvoll?
Dank der Gerätesuche funktioniert das Eco Rating in beide Richtungen: Nicht nur Hersteller können an die Initiative herantreten, um ihre Smartphones bewerten zu lassen und somit auch bezüglich des Themas Nachhaltigkeit konkurrenzfähiger zu werden. Auch Smartphone-User, bei denen das Gerät am Ende ankommt, können die Seite nutzen. Somit bekommt man selbst ein Gefühl dafür, wo das eigene oder Wunsch-Smartphone auf der Nachhaltigkeitsskala einzuordnen ist.
Allerdings kann Eco Rating nur bis zu einem gewissen Grad für Transparenz sorgen. Dadurch dass die Initiative von der Zuarbeit der Hersteller abhängig ist, kann nicht vollständig unabhängig bewertet werden.
Dennoch: Die Initiative fordert und fördert mehr Aufklärung bei den Herstellern und den Nutzenden. Das steigert ebenfalls das Bewusstsein zum Thema Nachhaltigkeit bei beiden Parteien. Auch wir achten bei unseren Tests darauf, wie nachhaltig das jeweilige Produkt ist. In einem separaten Artikel erfahrt ihr mehr dazu: