Lohnt sich eine eigene Windkraftanlage im Garten oder auf dem Dach des Einfamilienhauses? Und wieviel Strom erzeugen die kleinen Windräder wirklich? Das hängt von vielen Faktoren ab, die man beim Kauf nicht vernachlässigen sollte.
Sieht man sich die Angebote in den Onlineshops an, sind kleine Windkraftanlagen fürs Eigenheim günstig zu bekommen und erzeugen jede Menge kostenlosen Strom. Liest man hingegen die Beurteilungen von Experten, dann raten die eher zu Solaranlagen, denn wenn man sich eine zukunftssichere Windkraftanlage holen will, dann muss man kräftig investieren. Eventuell sogar so kräftig, dass man draufzahlt.
Lohnt sich das private Windrad?
Wer sich ein privates Windrad zuhause in den Garten oder aufs Dach stellt, hat vermutlich die Hoffnung, einen deutlichen Stromüberschuss zu erzeugen und diesen für viel Geld an die Energiebetriebe zu verkaufen. Damit soll sich die Anschaffung nicht nur amortisieren, sondern euch in eine Gewinnzone bringen.
Das könnt ihr vergessen!
Durch private Windkraftanlagen erzeugter Strom wird derzeit mit einem Bruchteil des Preises vergütet, den die Energieversorger vom Endkunden verlangen. Das ist langfristig rentabel für die Betreiber großer Windräder, aber nicht für private Windkraftanlagen.
Das liegt einerseits an den Investitionskosten, die pro Kilowatt bei Kleinwindkraftanlagen höher liegen. Andererseits ist gerade in Siedlungsgebieten durch die Bebauung die Windausbeute auch geringer, wenn die Anlagen maximal 10 Meter hoch sein dürfen.
Kosten einer privaten Windanlage bis 10 Meter
Private Windräder für zuhause könnt ihr sogar bei eBay oder Amazon kaufen. Doch bei einer solchen langfristigen Investition solltet ihr nicht direkt am Anfang sparen. Die Einspeisungsvergütung bekommt man für 20 Jahre und so lange sollte die Anlage mindestens halten. Wenn ihr es schafft, den gesamten selbst erzeugten Strom selbst zu verbrauchen, sollte euer Windrad noch länger stehen.
Und außerdem sollte euch klar sein, dass viele Aussagen der Händler und Hersteller in erster Linie Werbung darstellen. Jeder weiß, dass bei Autos eine Herstellerangabe des Verbrauchs sehr skeptisch gesehen werden muss und kaum etwas mit der Realität zu tun hat. Bei Windkraftanlagen ist das ähnlich.
Aus diesem Grund solltet ihr euch für eine zertifizierte Windanlage entscheiden, deren Leistung nach der Norm IEC 61400 festgestellt wurde. Einen Überblick solcher Anlagen findet ihr bei smallwindcertification.org. Dort werden zu jeder Anlage die erwartete jährliche Energieausbeute, die Lautstärke sowie die Energieausgabe bei standardisierten Bedingungen angezeigt.
Neben den Werten sind aber auch ganz grundlegende Dinge wichtig, die sich teilweise in den Kosten niederschlagen:
- Wie hoch ist die durchschnittliche Windstärke am geplanten Standort?
- Wie sieht es mit der Standsicherheit aus? Muss ein Fundament gegossen werden und ist das Teil des Kaufpreises?
- Ist der Wechselrichter im Preis inbegriffen? Ihn braucht man, um den Strom ins Netz einspeisen zu können.
- Was ist mit der Servicegarantie? Ihr wollt nicht den Preis eines Mittelklassewagens für ein privates Windrad ausgeben, um dann in wenigen Jahren weder Ersatzteile noch Reparaturdienste oder Updates der Steuerung zu bekommen.
Davon abgesehen ist natürlich wichtig, ob ihr in eurer Wohngegend überhaupt so eine Anlage aufstellen dürft und welche Verordnungen dabei gelten. Kleinwindräder bis 10 m Höhe sind in der Regel in deutschen Bundesländern genehmigungsfrei. Alles darüber muss genehmigt werden, was zwar Zeit und Geld kostet, aber auch Planungssicherheit bringt: Windkraftanlagen mit Baugenehmigung können nicht so einfach durch neue Verordnungen oder gestörte Nachbarn gefährdet werden. Wir haben für euch zusammengestellt, welche Gesetze und Verordnungen für private Windkraftanlagen gelten.
Was kann man mit einem Windrad am Haus verdienen?
Kurz und knapp: Eine private Windkraftanlage wird sich bei den aktuellen Anschaffungspreisen sowie der augenblicklichen Einspeisungsvergütung innerhalb der üblichen 20-Jahres-Nutzung nicht amortisieren. Knapp 8 Cent bekommt ihr für denselben Strom, den ihr mit 30-40 Cent bei den Anbietern bezahlt.
„Gewinn“ macht ihr bestenfalls bei der kompletten Eigennutzung des erzeugten Stroms. Wenn ihr alles selbst verbraucht, was euer Windrad erzeugt, erspart ihr euch die hohen Stromkosten der Anbieter. Im Gegensatz zu einer Solaranlage arbeitet ein Windrad auch in der Nacht. Ihr seid zwar nicht gezwungen, wie bei einer PV-Anlage, möglichst jeden Strom tagsüber zu verbrauchen, aber müsst eventuell den erzeugten Strom speichern – und diese Batterien sind absurd teuer.
Ihr könnt mit der erzeugten Energie euer E-Auto aufladen und den Strombedarf einer Wärmepumpe decken, aber beim durchschnittlichen Haushalt ist die private Windkraftanlage in erster Linie etwas für euer „ökologisches Gewissen“: Ihr nutzt selbst gemachten Ökostrom – zu einem hohen Preis.
Wenn ihr für ein Windrad mit einer Leistung von 5 kW einen durchaus realistischen Anschaffungswert von 25.000 bis 30.000 Euro veranschlagt, könnt ihr euch selbst ausrechnen, ob sich das über den geplanten Betriebszeitraum lohnt. Dabei ist auch wichtig, wie und wann ihr diesen Strom selbst „verbrauchen“ könnt, denn Wind weht zwar meist den ganzen Tag, aber in der zweiten Jahreshälfte deutlich mehr als im Frühling und Sommer.
Möglicherweise wird sich in den nächsten Jahren diesbezüglich einiges ändern. Höhere Vergütungen, Anschaffungssubventionen sowie eine Verbilligung der Anlagen könnten dafür sorgen, dass sich private Windkraft wirklich lohnt.