Das Schneeballsystem ist von vornherein auf Betrug angelegt, weil es keine echte Finanzdienstleistung bietet. Als „Ponzi-System“ bekannt geworden, hat es im Lauf der Geschichte Millionen von Menschen um ihr Geld gebracht und Banken in die Pleite getrieben. Aber wie funktioniert es eigentlich?
Das sogenannte Schneeballsystem (oder auch Pyramidenspiel) lebt von der Hoffnung der Teilnehmer, dass kleine Einzelzahlungen vieler Teilnehmer sich zu einem immer größeren „Schneeball“ summieren, der sich in eine große Geldlawine verwandelt. Meist würde eine simple Rechnung schon zeigen, dass solche wunderbaren Geldvermehrungen nicht möglich sind, wie sich etwa am Betrug der WhatsApp-Schenkkreise gezeigt hat. Ponzi-System wird diese Betrugsmasche manchmal nach ihrem Erfinder Charles Ponzi genannt, der um 1920 in den USA Menschen um über 200 Millionen Dollar (nach heutigem Wert) brachte. Allerdings gibt es da Unterschiede.
Wie arbeitet so ein Schneeballsystem?
Ein typisches Schneeballsystem erkennt ihr daran, dass es gegen eines der wichtigsten Gesetze der Finanzwelt verstößt: „Wenn etwas zu gut aussieht, um wahr zu sein, dann ist es auch nicht wahr!“
Ganz kurz lässt sich ein Schneeballsystem folgendermaßen zusammenfassen:
- Die ersten Investoren werden mit sehr hohen Gewinnen gelockt, wenn sie bereits sind, für das System neue Teilnehmer zu werben und es so weiter zu verbreiten.
- Die Gewinne werden durch die Zahlungen der geworbenen Neumitglieder erzeugt, was so auch kommuniziert wird.
- Die Neumitglieder müssen wiederum andere von der Idee überzeugen, um ihrerseits Geld zu bekommen.
Das Problem liegt darin, dass sich in jeder Stufe die Zahl der neuen Mitglieder vervielfachen muss. Nach relativ kurzer Zeit kollabiert das System, weil es nicht genügend Interessenten gibt. Im Fall des erwähnten WhatsApp-Schenkkreises müsste man beispielsweise auf Stufe 11 bereits 8.589.934.592 neue Mitglieder werben – und so viele Menschen gibt es gar nicht.
Wie erkennt ihr so ein Schneeballsystem?
Bei Schneeballsystemen gibt es kein echtes Produkt. Es wird nichts verkauft und es gibt auch keine gewinnbringenden Investitionen im Wertpapiermarkt oder in Firmen.
Stattdessen steht das Anwerben neuer Teilnehmer im Zentrum und es wird nicht verschleiert, dass die Gewinne durch die Zahlungen dieser Neulinge generiert werden. Das funktioniert anfangs auch noch gut, aber wird in jeder Stufe aussichtsloser.
In der Regel sind den Mitgliedern die Gründer der Betrugskette unbekannt und sie haben nur Kontakt zu den Personen, die sie angeworben haben. Da unterscheiden sich typische Schneeballsysteme durch die deutlich raffinierteren Ponzi-Systeme.
Wie arbeiten Ponzi-Systeme?
Das von Charles Ponzi erdachte „Ponzi scheme“ (die Ponzi-Masche) beruhte anfangs tatsächlich auf einer durchführbaren Idee, aber wurde zum Betrug, als Ponzi aufhörte, das eingenommene Geld wirklich zu investieren.
Beim Ponzi-System wird Investoren eine hohe Rendite versprochen, wobei der Sache tatsächlich eine vielversprechende Investition zugrunde liegt. Ponzi hatte beispielsweise entdeckt, dass sogenannte Internationale Antwortscheine (eine Art Rückporto für Postantworten) in Europa 1 Cent kosteten, während in den USA dafür 6 Cent verlangt wurden. Er kaufte also anfangs die europäischen Antwortscheine in Massen auf, um sie in den USA wieder zu verkaufen.
Wenn jemand seinen Gewinn ausgezahlt haben wollte, bezahlte ihn Ponzi mit den Einnahmen neuer Investoren – das war eine gute Werbung.
Das Ponzi-System steht und fällt aber mit Reinvestitionen: Die meisten Teilnehmer freuten sich über leicht gewonnenes Geld und steckten den „vermeintlichen Gewinn“ sofort wieder in das System. Dadurch bekam Ponzi zwar kein neues Geld, musste aber auch nichts auszahlen. Den Ankauf der Antwortscheine hatte er schon lange aufgegeben. Am Ende kam heraus, dass er rund 160 Millionen dieser Scheine hätte kaufen müssen – obwohl nur rund 27.000 im Umlauf waren.
Sein System kollabierte, als die ersten größeren Investoren ihr Geld haben wollten und nicht ausgezahlt wurden. Das brachte schlechte Presse und schließlich beschäftigte sich das Finanzamt mit seinen Einnahmen.
Im Gegensatz zum Schneeballsystem hält sich ein Ponzi-System länger, weil die Teilnehmer der ersten Stufen nicht sofort ausgezahlt werden wollen, sondern glauben, in ein Geschäft zu investieren. So bricht es erst zusammen, wenn entweder die Teilnehmer misstrauisch werden oder so viele Investoren auf Auszahlung drängen, dass die Neuinvestoren-Einnahmen dazu nicht ausreichen.