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Sind In-Ear-Kopfhörer gesundheitsschädlich? Wir haben einen Experten gefragt

Bose QuietComfort Earbuds 2 im Ohr (© GIGA)
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Verursachen In-Ear-Kopfhörer Gehörschäden oder sind sie gar für Infektionen verantwortlich? Wir haben bei der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde nachgefragt.

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Kopfhörer in der kompakten In-Ear-Bauweise eignen sich vor allem für mobile Einsätze und sind als platzsparender Begleiter fürs Smartphone beliebt. Der Hauptunterschied zu Over-Ears ist die Nutzungsweise: In-Ear-Kopfhörer werden mit einem passenden Gummi- oder Schaumstoffaufsatz versehen und direkt ins Ohr gesteckt, was unter Umständen gesundheitliche Folgen haben kann.

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Unsere Fragen beantwortet Prof. Dr. Thomas Zahnert vom Universitätsklinikum Dresden:

In-Ear-Kopfhörer und Hörschäden

GIGA: Besteht bei der Verwendung von In-Ear-Kopfhörern ein erhöhtes Risiko für Gehörschäden?

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Prof. Dr. Zahnert: „Das Risiko ist nicht davon abhängig, welche Bauform ein Kopfhörer hat. Entscheidend ist, welche Schallenergie am Trommelfell ankommt und wie lang die Nutzungsdauer ist. Dazu gibt es ein ganz klares Schalldosis-Schadensmodell: Wenn sie beispielsweise einen Kopfhörer mit einem Schallpegel von 95 dB aufdrehen, dann müssen sie bei einer Nutzung von 6 Stunden am Tag mit einem Risiko für das Innenohr rechnen. Bei einem Pegel von 100 dB reichen schon 2 Stunden aus.“

In-Ear-Kopfhörer und Ohrenschmalz

GIGA: Wattestäbchen sind in den letzten Jahren in Verruf geraten, weil sie das natürliche Ohrenschmalz in den Gehörgang drücken können. Gilt ähnliches auch für In-Ear-Kopfhörer?

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Prof. Dr. Zahnert: „Das Problem mit dem Ohrschmalz ist, dass wir unsere Ohrschmalzdrüsen nur im äußeren Teil des Gehörgangs haben. Der Gehörgang ist etwa zwei Zentimeter lang und in dem äußeren Zentimeteranteil befinden sich diese Drüsen und dort wird das Ohrschmalz auch automatisch nach außen transportiert. Wenn jetzt durch irgendetwas – seien es Wattestäbchen oder Ohrhörer – das Ohrschmalz in den inneren Teil des Gehörgangs und in die Nähe des Trommelfells gelangt, dann kann sich das Ohr dort nicht mehr selbstständig reinigen. Das kann zu Entzündungen oder zeitweisem Hörverlust führen – man muss dann zum Ohrenarzt und sich das Ohrschmalz entfernen lassen.“

GIGA: Kann man das beim Einsetzen der In-Ear-Kopfhörer irgendwie verhindern?

Prof. Dr. Zahnert: „Normalerweise ist die Ohrschmalzbildung so moderat, dass sich keine Pfropfen im Gehörgang bilden. Es gibt allerdings individuelle Unterschiede, der eine neigt mehr zu Ohrschmalzbildung, der andere weniger. Wer weiß, dass er zu Ohrschmalzproblemen leidet, sollte mit In-Ear-Kopfhörern vorsichtig sein und im Vorfeld mit seinem Ohrenarzt eine Strategie besprechen, welche die Reinigung des Gehörgangs sicherstellt. Hier helfen spezielle Sprays, die das Ohrschmalz auflösen, und dann wischt man das einfach außen ab.“

Äußeres Ohr, Mittelohr und Innenohr mit Hörschnecke, Sacculus und Bogengängen (© Geo-Science-International, CC BY-SA 4.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, from Wikimedia Commons)

In-Ear-Kopfhörer und Infektionen

GIGA: Stichwort „Schmierinfektion“ – bekanntermaßen werden Erkältungen häufig über die Finger übertragen, etwa weil man sich an die Nase fasst. Wie ist das bei In-Ear-Kopfhörern? Ist das Risiko für Infektionen erhöht, weil ich Erreger von den Händen über das Ohrstück direkt in meinen Gehörgang befördere?

Prof. Dr. Zahnert: „Ja, theoretisch ist das Risiko höher, als wenn Sie keine In-Ear-Kopfhörer tragen und Sie nichts in den Gehörgang hineinstecken. Aber durch das Ohrschmalz, welches einen antientzündlichen, sauren Fettfilm auf der Haut bildet, ist eigentlich eine gute Abwehrlage gegeben. Wenn man allerdings im Sommerurlaub häufig Tauchen oder Schnorcheln geht, dann trocknet die Haut aus und das Ohrschmalz verschwindet, die Haut wird rissig. Dann kann es tatsächlich zum Infektionsrisiko kommen. Das kann ein Zeigefinger sein, den man da hinein steckt oder eben auch ein In-Ear-Kopfhörer, wenn dieser vorher kontaminiert wurde.“

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Über unseren Interviewpartner:
Prof. Dr. med. Dr. h.c. Thomas Zahnert ist Direktor der Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- Ohrenheilkunde am Universitätsklinikum Dresden und Mitglied im Präsidium der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e.V., Bonn. Das Interview fand im Februar 2019 statt.

Nässender Gehörgang, seltsamer Geruch? Was es mit Otomykose auf sich hat, erklären wir euch hier:

Zum Schluss noch eine Grundregel: Sowohl Kopfhörer als auch Aufbewahrungs-Case sollten regelmäßig gereinigt werden, um Infektionen vorzubeugen. Dafür reicht ein angefeuchtetes Mikrofasertuch, für schwer zugängliche Etuis eignen sich Wattestäbchen. Bei hartnäckigen Verschmutzungen kann ein Reinigungsmittel (zum Beispiel Isopropanol) helfen – dabei gilt es aber, die Anmerkungen des Kopfhörerherstellers zu beachten.

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