Immer wieder werden Balkonkraftwerke mit Speicher angeboten und auch fürs Dach wollen die Händler am liebsten eine PV-Anlage mit Batterie verkaufen. Doch lohnt sich das und könnt ihr damit Strom für dunkle Zeiten sparen? Wir klären euch über die häufigsten Irrtümer und Mythen rund um Batterien für Solaranlagen auf.
Die Sonne scheint, überschüssiger Strom wird in eine Batterie geleitet und den könnt ihr dann verbrauchen, wenn der Sommer vorbei ist… So stellen sich viele den Zweck eines Speichers für die PV-Anlage vor. Aber so stimmt das eben nicht. Ihr könnt den Strom nicht für „schlechte Zeiten“ oder Stromausfälle sammeln. Dagegen sprechen technische Gründe.
Wann lohnt sich eine Solaranlage oder ein Balkonkraftwerk mit Speicher?
Eine PV-Anlage auf dem Dach oder ein Balkonkraftwerk funktionieren erst einmal auf dieselbe Weise: Die Sonne scheint auf die Solarmodule, die erzeugen Strom, der wird in euer eigenes Stromnetz geleitet.
Bei den „großen“ Solaranlagen fällt so viel Strom an, dass er in der Regel während des Tages nicht vollständig verbraucht werden kann. Der wird ins öffentliche Stromnetz eures Anbieters eingespeist und dafür erhaltet ihr eine Vergütung. Die ist allerdings wesentlich geringer als das, was ihr für den Strom normalerweise zahlen müsst.
Darum ist es verlockend, euren überschüssigen selbstgemachten Strom in einer großen Batterie zu speichern, um ihn dann abends und in der Nacht zu verbrauchen, wenn ihr normalerweise wieder für den Strom zahlen müsst.
Bei Balkonkraftwerken ist es so, dass ihr kaum genug Strom erzeugt, um einen Überschuss zu haben. Deshalb wird dabei nichts vergütet.
An diesem Punkt ist die Entscheidung, ob ihr eure Solaranlage mit einem Speicher ausrüstet oder sogar dem kleinen Balkonkraftwerk eine Batterie verpasst, ein reines Rechenspiel. Wenn man davon ausgeht, dass es sich erst nach etwa 5-10 Jahren amortisiert, dann wird ein teurer Speicher diese Zeit noch wesentlich verlängern. Unser Kollege Peter Hryciuk hat ausgerechnet, wie viel beziehungsweise wenig er durch einen Speicher gespart hat.
Eine große Batterie für die Balkon-PV-Anlagen kostet deutlich mehr als die Solarmodule. Habt ihr eine große Anlage auf dem Dach und wollt den Strom für den Verbrauch in den sonnenlosen Stunden speichern, dann braucht ihr einen wesentlich größeren und kostspieligeren Speicher für eure Solaranlage. Bei den aktuellen Preisen amortisieren sich solche Anlagen alleine erst nach über 20 Jahren. Die Speicher für solche PV-Anlagen sind aktuell so teuer, dass sich diese Zeit rechnerisch merkbar verlängert. In vielen Fällen ergibt sich dadurch kein Vorteil.
Was wirklich hilft, wenn ihr weniger Strom bei einem Versorger beziehen und mehr vom eigenen Strom nutzen wollt, ist eine Verhaltensänderung.
- Verbraucht den selbst erzeugten Strom möglichst komplett.
- Schaltet die großen Stromverbraucher nur während der Sonnenstunden an.
- Gewöhnt euch ab, die Wäsche oder das Geschirr abends oder in der Nacht zu waschen.
Falls ihr ein E-Auto fahrt, hat das ein deutliches Sparpotential. Anstatt es mit teurem Strom zu laden und euren Strom billig an den Versorger abzugeben, könnt ihr es gleich mit eigenem Strom füllen und einen Haufen Geld sparen.
Wir haben untersucht, ob sich ein Balkonkraftwerk lohnt:
Die größten Mythen und Irrtümer über Batterien an Solaranlagen und Balkonkraftwerken
Die Verbraucherzentrale NRW hat einen Ratgeber zum Thema Batteriespeicher für Solaranlagen und Balkonkraftwerke zusammengestellt. Da werden unter anderem auch die Kosten gegenübergestellt und die Unterschiede zwischen den verschiedenen Speichertechniken aufgezählt.
Hier die größten Mythen rund um Batteriespeicher für Solaranlagen:
- Mit einem Speicher an der Solaranlage kann ich Strom für den Winter sammeln: Das ist aus mehreren Gründen falsch. Unter anderem deswegen, weil die Größe der handelsüblichen Speicher kaum ausreicht, euch im Sommer 24 Stunden lang mit eigenem Strom zu versorgen.
- Wenn der Strom ausfällt, bin ich mit meinem Batteriespeicher unabhängig: Nur die wenigsten Batteriespeicher an PV-Anlagen funktionieren noch, wenn das öffentliche Stromnetz keinen Strom mehr liefert. Die dazu notwendigen Notstromsysteme verteuern die Anlage deutlich.
- Ein Stromspeicher kann nicht nachträglich installiert werden: Auch das ist falsch. Sollte sich bei selbst nach jahrelanger Nutzung die Notwendigkeit ergeben, könnt ihr auch dann noch Speicherbatterien nachrüsten lassen.
- Mit einem Stromspeicher spare ich auf jeden Fall Geld: Das muss durchkalkuliert werden. Die Preise für Speicherbatterien sind (noch) so hoch, dass sie sich vermutlich während ihrer Lebenszeit nicht amortisieren.
In den meisten Fällen sollte man nicht den Beispielrechnungen irgendwelcher Firmen und Verkäufer glauben, sondern die Sache mit seinem Energieberater durchrechnen, den man sowieso braucht, wenn man eine Förderung für die Dach-Solaranlage kassieren will.
Eigene Erfahrung mit einem Akku an der Solaranlage
Ich betreibe eine 8,6-kW-Solaranlage auf dem Dach eines Einfamilienhauses. Die verfügt unter anderem über einen 5-kW-Speicher - und das lohnt sich! Oder anders ausgedrückt: Es sorgt dafür, dass ich so gut wie keinen Strom mehr von meinem örtlichen Versorger beziehen muss.
Während der „Sonnenstunden“ verbrauche ich Strom der PV-Anlage, lade die Batterie auf und speise den Überschuss ins Netz ein. Wenn die Sonne nicht scheint, wird immer noch Strom erzeugt. Allerdings nicht so viel, dass damit die Spülmaschine, die Waschmaschine oder der Trockner versorgt werden können. Auch abends produziert die Solaranlage nicht mehr genügend Elektrizität, um damit etwa Wäsche zu waschen. In dem Fall springt der Akku ein.
Wenn ich an einem trüben Tag also durchschnittlich 1 kW erzeuge und 2,4 kW für das Gerät benötige, holt dieses sich den Rest vom Akku. Sobald die Heizzeit beendet ist, brauche ich weniger Strom, als die Solaranlage liefert und dann wird die Batterie wieder geladen.
Selbst wenn die Sonne nicht stark scheint, produziert die Photovoltaik einen kleinen Überschuss, der in den Akku einfließen kann, anstatt ihn für ein paar Cent ins Netz einzuspeisen. Der beste Solar-Strom ist selbst verbrauchter Strom und dafür sorgt ein Akku. Bei der Berechnung der Amortisation solltet ihr unbedingt die Tatsache berücksichtigen, dass ihr einen guten Gewinn pro Kilowattstunde macht, die ihr selbst verbraucht, anstatt sie einzuspeisen.