„Talahon“ ist nicht lediglich ein Begriff, der für das Jugendwort des Jahres 2024 nominiert wurde. Es ist ein Wort, das eine schnelle Veränderung erlebt hat. Was als ein Rapsong begann, wurde zu einem Social-Media-Phänomen und anschließend zu einem rassistischen Begriff. Doch was bedeutet „Talahon“?
Der Begriff „Talahon“ fällt oft in deutschsprachigen Videos bei TikTok, wird aber auch in geschriebenen Beiträgen genutzt. Es ist eine Bezeichnung für eine bestimmte soziale Gruppe. Das Wort ist seit Juni 2024 vermehrt in der Online-Sprache zu finden.
Was soll „Talahon“ beschreiben?
Der Begriff „Talahon“ beschreibt eine Gruppe von Jugendlichen mit bestimmten Eigenschaften. Gemeint sind damit meist junge Männer im Alter zwischen 10 und 25 Jahren, die in der Öffentlichkeit rumhängen.
In der Regel bezieht sich „Talahon“ auf Männer mit einem migrantischen Hintergrund. Dabei weisen sie einige stereotypische Merkmale auf. Dazu gehören sogenannte Männer-Handtaschen und Bauchtaschen von namhaften Marken. Diese seien oft gefälscht. Zu den Marken gehören unter anderem Gucci, EA7-Jacken, Fußball-Trikots von internationalen Teams wie Paris St. Germain oder AC Mailand, Nike-Schuhe, Cappys.
Zu dem Outfit eines „Talahon“ gehören in der Regel auch nach außen hängende Goldketten und Jeans oder Jogging-Hosen sowie Airpods, die in den Ohren hängen. Eine gegelte Mittelscheitelfrisur, Einweg-Vapes und Energy-Drinks vor allem von Red Bull.
Woher kommt der Begriff „Talahon“?
Der Begriff „Talahon“ ist eine Neuschöpfung, die zurückgeht auf die Phrase „Ta'al La'hon“. Übersetzt bedeutet es „komm her!“ Der arabische Ausdruck ist also eigentlich kein Substantiv.
Das Wort taucht im Jahr 2022 im Song „Ta3al Lahon“ des Deutsch-Rappers Hassan auf. Dort soll der Begriff zum ersten Mal in der Form verwendet worden sein. Hier ein Textauszug:
„Ta3al lahon, ich geb‘ dir ein'n Stich, bin der Patron
Ta3al lahon, du machst Marjalle, du sagst mir: Pardon
Ta3al lahon, ich geb‘ dir ein'n Stich, bin der Patron
Ta3al lahon, du machst Marjalle, du sagst mir: Pardon“
In einem Interview sprach der Deutsch-Rapper Hassan selbst über das Phänomen. Er sei überrascht, dass sich seine Schöpfung „Talahon“ zu einem Jugendwort entwickelt habt. Einen Ausschnitt des Interviews seht ihr hier:
In Tiktok-Videos stellen sich Jugendliche, in der Regel arabischer Herkunft, selbst als „Talahons“ dar. Zu den Aktivitäten ihrer Inszenierung gehören unter anderem:
- Das „Rumhängen“ in der Öffentlichkeit, zum Beispiel in Parks oder Malls, an Bushaltestellen oder Bahnhöfen.
- Auf den Boden spucken sowie aggressive Auseinandersetzungen untereinander oder mit anderen Jugendgruppen.
- In TikTok-Videos sieht man „Talahon“ oft wild durch die Luft boxen.
Kritik und rassistische Verwendung
Vor allem in den ersten Tagen wurde der Begriff eher scherzhaft und ironisch gemeint. Mittlerweile hat sich die Bedeutung aber verschoben und „Talahon“ wird immer häufiger rassistisch und als abwertende Bezeichnung gegenüber migrantischen Jugendlichen verwendet.
In Memes werden entsprechende Videos oft überarbeitet und lächerlich gemacht, indem man zum Beispiel die Gesichter der Jugendlichen verändert oder Videos mit anderer Musik unterlegt.
Hinzu kommt, dass unter den Videos der selbst ernannten „Talahons“ häufig sexistische und rassistische Kommentare hinterlassen werden. Durch die Abwertung der Frau und die Aggressivität seien die „Talahons“ zu einem Feindbild geworden (Quelle: WDR).
Ein weiterer Begriff, der euch interessieren könnte, wird von uns im folgenden Video erklärt:
Beispiele für Talahons
In den sozialen Netzwerken wie X oder TikTok gibt es seit Mitte des Jahres 2024 zahlreiche Memes und Videos, die das Klischee vom „Talahon“ zeigen. Dabei wird vor allem auf vorhandenes Material zurückgegriffen, das zum Beispiel bereits von den entsprechenden Jugendgruppen bei TikTok selbst als Video hochgeladen wurde.
In den Videos steht meistens ein junger Mann im Mittelpunkt, der in die Luft schlägt oder aggressive Aussagen vor der Kamera tätigt. Der Stil erinnert an Clips aus der Gangsta-Rap-Szene. Einige Beispiele könnt ihr hier sehen: