Wenn ihr Lieder oder Videos in 8D-Sound hört, habt ihr ein räumliches Klanggefühl, wie bei einem Konzert live dabei zu sein. Das Ganze funktioniert nur, wenn ihr Kopfhörer benutzt. Was genau 8D-Musik ist und wie der „virtuelle Sound“ erzeugt wird, erklären wir euch hier auf GIGA.
Seit Herbst 2018 laden immer mehr YouTube-Songs ihre selbst gemachten 8D-Versionen bekannter Songs ins Internet und die Community ist begeistert. Das folgende YouTube-Video hört ihr in 8D-Sound. Wichtig: Kopfhörer benutzen!
Wenn ihr die YouTube-Musik hört, schwebt die Sängerstimme quasi um euren Kopf herum und gibt ein starkes räumliches Klanggefühl. Da Menschen bislang nur gewohnt waren, ein normales Stereosignal auf beiden Ohren zu hören, ist 8D-Musik wie eine Offenbarung und hat einen ordentlichen Hype ausgelöst. Aber wie ist 8D-Musik möglich?
Was bedeutet 8D-Musik?
„8D“ steht nicht für „8 Dimensionen“, wie man es von 3D vermuten würde, sondern eher für „8 Directions“, übersetzt: 8 Richtungen. Die gehörte Musik kann also aus gefühlten 8 Richtungen kommen. Da die Kopfhörer aber bekanntlich auf den Ohren sitzen, wird hier durch eine bestimmte Manipulation der Audiosignale die Illusion erzeugt, dass der Sound aus anderen Richtungen kommen würde. Hierfür wird auf Stereo-Effekte zurückgegriffen, die es schon lange gibt.
Fazit: „8D-Musik“ ist nur eine Bezeichnung für Musik, die Stereo-Effekte nutzt, um dem Gehirn vorzutäuschen, dass der Sound aus unterschiedlichen Richtungen kommt.
Wie wird 8D-Musik erzeugt?
Die Musik selbst ist eine gewöhnliche MP3-Stereo-Datei, die mit spezieller Audio-Software für den 8D-Klang bearbeitet wurde. Unser Gehirn interpretiert die so aufbereiteten Audiosignale dann so, „als würden wir in 3D hören“. Dadurch lässt sich der Effekt erzeugen, dass die gehörte Musik hinter dem Kopf abgespielt wird oder ihn sogar umkreist.
Wie funktioniert 8D-Musik (Binaurale Lokalisation)?
Um das zu verstehen, muss man wissen, wie das menschliche Gehör funktioniert:
- Der Mensch hört nur deswegen, aus welcher Richtung ein bestimmter Ton kommt, weil er zwei Ohren hat.
- Wenn beispielsweise jemand hinten links von euch spricht, kommt das Signal zuerst beim linken und dann beim rechten Ohr an.
- Euer Gehirn berechnet dann aus dieser Differenz, aus welcher Richtung der Ton ursprünglich kam.
- Grundsätzlich kennt das Gehirn dann die Richtung, weiß aber noch nicht, ob der Ton von vorne oder von hinten gekommen ist.
- Dadurch, dass die Ohren „hinten“ eine Ohrmuschel haben, klingen Töne von hinten leicht anders, als wenn sie von vorne kommen.
- Dadurch weiß das Gehirn des Menschen also auch, welche Töne von hinten und welche von vorne kommen.
Der Fachbegriff hierfür lautet: Binaurale Lokalisation. Das bedeutet also auch:
- Ein Mensch der keine Ohrmuscheln hätte, könnte nicht zwischen Tönen unterscheiden, die von vorne und von hinten kommen.
- Ein Mensch der nur ein Ohr hätte, würde nicht genau wissen, aus welcher Richtung ein Ton gekommen ist.
Diese Gesetzmäßigkeiten nutzt man für den 8D-Klang aus:
Kleinste Zeitunterschiede der Ton-Signale zwischen dem linken und rechten Ohr können bereits eine sehr realistische Illusion erzeugen, dass der gehörte Sound eigentlich aus einer ganz anderen Richtung kommt. Klangkünstler laden einen existierenden Song in eine spezielle Audio-Software und ein Reverb-Plugin berechnet die gewünschte räumliche Tonbewegung in die nötigen Schall- und Lautstärkeunterschiede, um die Illusion zu erzeugen.
Warum funktioniert 8D-Musik nur mit Kopfhörern?
Wenn der speziell für beide Ohren berechnete 8D-Sound über Lautsprecher ausgegeben werden, stimmen die fein eingestellten Audiosignalberechnungen nicht mehr überein. Die Lautsprecherboxen stehen in völlig anderen Abständen zum Ohr als die Kopfhörer, die man direkt auf die Ohren setzt. Dadurch funktioniert die räumliche Musikillusion dann nicht mehr. Der Song hat dann eher ein verwirrendes Echo. Das ist vergleichbar, wie wenn ihr einen 3D-Film ohne 3D-Brille schaut.
8D-Musik: Potential nicht ausgeschöpft
Bislang findet ihr auf YouTube meistens nur 8D-Musik, wobei der gesamte Soundtrack um den Kopf kreist. Wenn sich heutige Tonstudios die Arbeit machen, um beispielsweise die Sängerstimme von den Instrumenten zu trennen, können noch viel interessante 8D-Remixe erschaffen werden. Beispielsweise kann sich die Sängerstimme „bewegen“, während die Instrumente sich in eine ganz andere Richtung bewegen oder „an Position“ verharren.