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Beoplay H4 im Test: Einstieg ins kabellose Luxussegment

Beoplay H4 von Bang & Olufsen (© GIGA)
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Ein 300-Euro-Bluetooth-Kopfhörer, der aussieht, als käme er direkt vom Laufsteg – da rümpfen sich Technikexperten die Nase. Zurecht? Nein, wir waren von der Performance des Beoplay H4 positiv überrascht, der Spagat zwischen Design und Technik ist meisterhaft gelungen.

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Der „B&O PLAY by Bang & Olufsen Beoplay H4“ – so der vollständige Name – gesellt sich zu seinen teureren, ebenfalls kabellosen Geschwistern Beoplay H7 (399 Euro UVP), H8 und H9 (je 499 Euro UVP) dazu. Der H4 stellt in Sachen „Over-Ear mit Bluetooth“ das neue Einstiegsmodell dar und geht für 299 Euro (UVP) über den Ladentisch.

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Beoplay H4 im Test: Tragekomfort und Design

Die Materialauswahl des H4 liest sich wie die Innenraumausstattung eines Oberklassefahrzeugs: Aluminium (Gehäuse), Stahl (Bügel), Lammleder (Bügel, Ohrpolster) und Textilien (Kabelummantelung). Wo andere Hersteller auch in dieser Preisklasse noch größtenteils auf Kunststoff setzen, umgeht der dänische Hersteller Bang & Olufsen das auch bei seinem Label Beoplay so gut wie nur möglich. Der Name steht für einen gehobenen Anspruch, das gilt dann eben auch für's Einstiegsmodell. Nur an den Gehäusen kommt teilweise Kunststoff zum Einsatz, allenfalls das Bedienfeld (Ein/Aus, Laut/Leise) fühlt sich etwas einfach geraten an. Wir sehen darin allerdings keinen großen Minuspunkt, denn im Alltag läuft vieles über die Smartphone-App ab.

Die allgemeine Verarbeitung des H4 ist schlichtweg perfekt, die minimalistisch-noble Gestaltung konsequent durchgeführt – man sieht dem Kopfhörer an, dass der Produktdesigner Jakob Wagner und sein Team keine Stelle vernachlässigt haben.

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Beoplay H4: Hoher Tragekomfort und anspruchsvolles Design
Beoplay H4: Hoher Tragekomfort und anspruchsvolles Design

Der Tragekomfort ist schnell und mit einem Wort beschrieben: Hervorragend. Die großzügig bemessenen Hörmuscheln dürften die meisten Ohren problemlos abdecken, der gepolsterte Bügel sorgt für den richtigen Andruck, ohne dabei zu fest zu sitzen. Mit 235 Gramm wiegt der Beoplay nur ein Gramm mehr als der – ebenfalls häufig für seinen Tragekomfort gelobte – Bose Quiet Comfort 35, der hier ernsthafte Konkurrenz bekommt, was den bequemen Sitz angeht. Auch nach mehreren Stunden hinterlässt der H4 kein unangenehmes Gefühl.

Bei Beoplay zahlt der Kunde auch fürs Design, das ist kein Geheimnis. Da wundert es nicht, dass der Hersteller seine Produkte auf eine Weise anpreist, wie wir es aus der Modebranche kennen. Das erinnert ein wenig an die Apple Watch, die Fashionistas ebenso ansprechen soll wie Technikliebhaber. Neulich flatterte uns eine Pressemitteilung von B&O PLAY ins Haus, deren Betreff „Frühjahrs-/Sommer-Kollektion 2017“ eine „erfrischende, dynamische Farbpalette inspiriert durch internationale Mode- und Design-Trends“ versprach. Die passenden Bilder möchten wir euch nicht vorenthalten, ihr findet sie in der Galerie. Wir finden, der Beoplay H4 sieht schick, erwachsen und exklusiv aus – der Kopfhörer kann sich klar aus der Masse der Mitbewerber abheben.

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Beoplay H4 im Test: Funktionen

Dem Beoplay H4 fehlt aktives Noise Cancelling, das so manch anderer Kandidat aus dieser Preisklasse mitbringt. Der Hörer muss hier also mit einer passiven Dämmung der Außengeräusche vorliebnehmen. Die ist ganz ordentlich, aber echte Ruhe – etwa für Flugreisen oder Bahnfahrten – das bieten erst Modelle mit ANC. Zur Außenwelt dringt vom H4 im normalen Gebrauch nur wenig Schall, bei hohen Lautstärken kann dann allerdings auch der Sitznachbar mithören.

Die Bluetooth-Verbindung zum Smartphone oder Laptop war stets stabil, fürs erste Pairing müssen Laut- und Leisetaste am H4 gleichzeitig gedrückt werden, ein eigener Button ist nicht vorhanden. Zur Übertragung wird, wenn möglich, Apples „AAC Codec“ verwendet – das soll etwa im Zusammenspiel mit einem iPhone und entsprechend kodierten Songs (z.B. bei iTunes gekauft) für eine verlustfreie Übertragung sorgen. Die passende Beoplay-App für Android und iOS bietet mit „Tone Touch“ einen recht intuitiven Equalizer an, viel mehr allerdings aber nicht. Im Zweifel kann man sich die Installation auch ersparen.

Beoplay H4:  Gute Akkulaufzeit, aber insgesamt wenige Features
Beoplay H4: Gute Akkulaufzeit, aber insgesamt wenige Features

Anschlussseitig steht zum Aufladen eine Micro-USB-Buchse zur Verfügung. Der 600-mAh-Akku ist in 2-3 Stunden geladen und hält laut Hersteller bis zu 19 Stunden. Bei moderatem Pegel holten wir ungefähr 22 Stunden, verteilt auf mehrere Tage raus. Über den 3,5-Millimeter-Klinkenanschluss lässt sich der H4 auch betreiben, wenngleich sich hier ein potenter Verstärker empfiehlt, da sonst die Lautstärke zu gering ausfallen könnte. Ein kleines Mikrophon in der rechten Ohrmuschel macht die Annahme von Telefonaten möglich, die Verständlichkeit war beim Testanruf auf beiden Seiten gut.

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Alles in allem kann der Beoplay H4 nicht mit Ausstattungswundern wie dem Plantronics Backbeat Pro 2 mithalten, er beschränkt sich so betrachtet auf das Wesentliche und einen guten Look.

Beoplay H4 im Test: Klang

Kann der Schönling auch klanglich was bieten? Oh ja, das kann er. Allen Studioprofis sei gesagt: Beoplay setzt auf Klangtuning, weicht hörbar von der absoluten Neutralität ab. Aber was hier an Feinschliff vorgenommen wurde, führt zu einem sehr alltagstauglichen und frischen Ergebnis, das wunderbar klingt.

Der H4 betont Bässe und Höhen – die übliche Taktik im Consumer-Bereich, andere Hersteller setzen auf den selben Trick. Das sorgt für Groove und Glanz, bringt bei vielen Songs etwas mehr Spaß hinein. Den Preis zahlen meist die Mitten (Gesangsstimmen), die hierbei mehr oder weniger in den Hintergrund zurücktreten. Die Frage ist also, wie weit sich die Ingenieure bei dieser Gratwanderung trauen, ohne es zu übertreiben.

Der Beoplay H4 stellt auch ernsthafte Musikliebhaber zufrieden
Der Beoplay H4 stellt auch ernsthafte Musikliebhaber zufrieden

Der Beoplay H4 liefert mit seinen 40-Millimeter-Treibern einen tiefen und konturierten Bass. Nicht zu verwechseln mit dem Gedröhne, das so mancher „Lifestyle-Kopfhörer“ aus den unteren Preisklassen als Megabass bezeichnet. Der H4 spielt warm und kontrolliert, zeigt schön die Abstufungen in Basslines, gibt House-Tracks die notwendige Power und Metal-Songs ein stabiles Fundament. Gerd Jansons Sampler „Fabric 89“ macht ungeheure Laune, der Beoplay verleitet zum ausgelassenen Hinhören und Aufdrehen. Beeindruckend ist die Transparenz der Darbietung, es bleibt nichts verborgen, manche länger nicht mehr gehörte Songs lassen sich regelrecht neu entdecken – der H4 wird HiFi-Ansprüchen auf jeden Fall gerecht, er kann sich sehr deutlich von günstigeren Lösungen, aber auch direkten Konkurrenten absetzen. Für Menschen, die noch nie einen Kopfhörer aus dieser Klangklasse auf hatten, eröffnen sich neue Welten. Glasklar, spielfreudig, ein satter und sauberer Bass – der Beoplay H4 zeigte auch nach Stunden keinerlei Schwächen, er macht einfach alles richtig.

Der Beoplay H4 ist scheinbar der perfekte Kopfhörer – aber kann das sein? Einige Tage später lassen wir ihn gegen einen würdigen Gegner antreten, allerdings aus einem anderen Lager: Ein Audio Technica ATH-M50x (Studiokopfhörer) in Kombination mit einer Native Instruments Traktor Audio 2 (externe Soundkarte) sollen zeigen, wo der H4 womöglich etwas vertuscht. Nach unzähligen Songs und Wechseln zwischen den beiden Geräten lässt sich sagen: Wenn der Beoplay H4 überhaupt Makel hat, dann in den Bereichen Attacke und Gesang. Wo der ATH-M50x den Hörer beim Bläsereinsatz von „Gotham's Reckoning“ (Hans Zimmer) zusammenzucken lässt, fällt die Beoplay-Version etwas milder aus. Bei ausgefüllten Balladen werden Gesangstimmen von den Instrumenten leicht verdeckt. Die insgesamt gelassenere Performance des Beoplay ist besser für stundenlanges Hören geeignet, wer es gnadenlos ehrlich mag, greift lieber zum Audio Technica oder anderen Studiovertretern.

Der Beoplay H4 spielt nicht ganz neutral, aber trotzdem sehr schön
Der Beoplay H4 spielt nicht ganz neutral, aber trotzdem sehr schön

Fazit: Design und Klang feiern eine Traumhochzeit

Bei der gigantischen Auswahl am Markt und den unterschiedlichen Geschmäckern der Hörer lassen sich keine endgültigen Aussagen treffen – wir äußern es also als Verdacht: Der Beoplay H4 dürfte einer der besten Bluetooth-Kopfhörer sein, die man in dieser Preisklasse kaufen kann. Ja, die Ausstattung (kein Noise-Cancelling, keine Tragetasche) ist etwas mager, aber offenbar hat der dänische Hersteller hier alles in hochwertige Materialen (Lammleder!), super Tragekomfort und – glücklicherweise – in herrlichen Klang investiert. Das skandinavisch-sachliche Design hebt sich angenehm von der technisch orientierten, bulligen Formensprache anderer Hersteller ab.

Die Investition in die obere Klangliga ist kostspielig und will wohl überlegt sein. Viele Käufer schauen sich die Premiumklasse gar nicht erst an, im Irrglauben, ein Laie könne hier keine Unterschiede hören. Leider verpassen sie dann Freude, Gänsehaut und eine auf jahrelange Benutzung ausgelegte Verarbeitungsqualität. Der Beoplay H4 bestätigt die neulich von Kollege Tuan geäußerte These: „Meine Kopfhörer sind absurd teuer – aber ich bereue keinen Cent“. In diesem Sinne: Unbedingt anhören, es lohnt sich.

Beoplay-H4-Badge

Einzelwertung für den Beoplay H4:

  • Klang: 95 Prozent
  • Tragekomfort: 85 Prozent
  • Hardware, Design & Funktionen: 80 Prozent
  • Akku: 95 Prozent

Gesamt: 91 Prozent (der Klang bildet 50 Prozent der Gesamtnote)

Vorteile

  • Glasklarer, frischer Klang mit tiefreichendem Bass
  • Erwachsenes Design und hochwertige Materialien
  • Sehr hoher Tragekomfort

Nachteile

  • Klanglich nichts für Verfechter absoluter Neutralität
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