Schweissresistent und gegen Regengüsse gewappnet: Boses kabellose Soundsport-Kopfhörer sind für aktive Menschen konzipiert worden, die zugleich hohe Ansprüche an den Klang haben. Wie gut sich Sport und High Fidelity überhaupt vereinen lassen, erfahrt ihr im Test.
Der Begriff „Wireless“ ist etwas missverständlich: Der Bose Soundsport Wireless hat durchaus ein Kabel – eines, das die beiden Ohrteile verbindet und während der Benutzung um den Nacken gelegt wird. „Kabellos“ bedeutet hier also: Die Anbindung an das Abspielgerät wird per Bluetooth umgesetzt, anders als bei kabelgebundenen In-Ears, die man einstecken muss. Wer absolut kabelfrei unterwegs sein möchte, muss sich nach Earbuds umschauen, die separat getragen werden – beispielsweise Apples AirPods oder Samsungs Gear IconX.
„Sportkopfhörer“ Soundsport Wireless: Ausstattung und Design
Boses Marketing spricht von Jogging, Workout und Training – der Soundsport ist in erster Linie für Sportler gedacht, soviel ist schnell klar. Entscheidend dürften hier zwei Dinge sein: Zum einen eine gewisse Robustheit und zum anderen ein sicherer Sitz im Ohr.
Auffällig sind die Ohrpasstücke, vom Hersteller „StayHear+ Sport-Ohreinsätze“ genannt werden. Sie sind aus weichem und anschmiegsamen Silikon gefertigt und verfügen über eine Art Hörnchen, das sich in der Ohrmuschel „festklemmt“ und so den Treiber in der richtigen Position hält. Drei verschiedene Größen sind im Lieferumfang enthalten, dabei ist es entscheidend, die richtige Passform zu finden. Sind die Einsätze zu groß oder zu klein gewählt, ist die Benutzung stark eingeschränkt, weil sie drücken oder herausfallen.
Die Ohreinsätze stecken nicht wie Pfropfen im Gehörgang und schließen diesen auch nicht luftdicht ab, wie das beispielsweise bei In-Ear-Seals aus Memory-Schaum der Fall ist. Idealerweise sitzen sie locker, aber extrem sicher im Ohr und stören dabei nicht im Geringsten, auch über viele Stunden hinweg. Das Verbindungskabel liegt im Nacken und kann zusätzlich mit einer Klammer am Kleidungsstück befestigt werden. Den Soundsport Wireless zu verlieren, dürfte schwierig sein – selbst bei bewegungsreichen Übungen. Die Kombination aus weicher Kabelummantelung und gutem Sitz verhindert Kabelgeräusche effektiv, sie sind bei laufender Musik nicht zu hören.
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Dem Autor saßen die Kopfhörer wie angegossen, aber es gibt auch Redaktionsmitglieder, deren Ohrform sich einfach nicht mit Boses Konzept verträgt. Ähnliches haben wir auch bei Apples AirPods festgestellt. Eine weitere Gemeinsamkeit ist die moderate Schallisolierung. Durch den fehlenden „Komplettabschluss“ wie ihn manche In-Ears und Over-Ears (insbesondere aus dem Studiobereich) mit sich bringen, bekommt man bei Boses Soundsport Wireless noch etwas von seiner Umgebung mit, wenn man sie trägt – ein wichtiger Sicherheitsaspekt für Jogger. Der Soundsport Wireless hat zudem keine Noise-Cancelling-Funktion an Bord. Wer einen mobilen Quell der Ruhe für Flugzeugreisen sucht, sollte sich lieber entsprechende ANC-Kopfhörer anschauen.
Die Verarbeitung ist über alle Zweifel erhaben. Der mit 23 Gramm Gewicht nicht besonders leichte Soundsport (Beyerdynamic Byron BT: 13 Gramm) ist aus hochwertigem Kunststoff gefertigt, Bose verspricht sogar Schweiß- und Wetterresistenz, eine Gummiabdeckung schützt die Micro-USB-Ladebuchse vor Feuchtigkeit. Der Kopfhörer ist allerdings nicht wasserdicht, zumindest trägt er keine entsprechende Kennzeichnung. Einen Lauf durch den Regen sollte er aber laut Bose problemlos überstehen.
Der integrierte Akku hält gemäß Herstellerangabe bis zu sechs Stunden durch – ein ordentlicher Wert, den wir nach mehreren Testtagen so bestätigen können. In 15 Minuten Ladezeit lässt sich rund eine Stunde Hörzeit aufladen. Die im Kabel integrierte Fernbedienung hat einen etwas zu festen Druckpunkt, erfüllt aber ihren Zweck. Das gilt ebenso für die Freisprecheinrichtung, die für gelegentliche Telefonate ausreicht.
Das Design ist schön und unmöglich zugleich: Die grundlegende Form der Ohrstücke ist gelungen und wirkt minimalistisch-elegant. Sobald man sie aber trägt, lässt sich deren schiere Größe allenfalls durch eine tiefsitzende Mütze kaschieren. Boses Sportkopfhörer ist seitlich sehr ausladend und alles andere als dezent, der Träger wirkt ein wenig wie ein Cyborg – das sollte aber bei den meisten sportlichen Aktivitäten nicht von Bedeutung sein.
Die zugehörige Bose-Connect-App (Android und iOS) ermöglicht seit neuestem das Abspielen einer Quelle auf zwei Kopfhörern des Herstellers – ein nettes Feature, etwa falls die Jogging-Runde gleichzeitig ein Date ist.
Technische Daten: Bose Soundsport Wireless
- Abmessungen: 3,05 cm x 2,5 cm x 3,05 cm (HxBxT), Gewicht 23 Gramm
- Akkulaufzeit bis zu 6 Stunden; Ladezeit 2 Stunden
- Lieferumfang: StayHear+ Sport-Ohreinsätze in 3 Größen, USB-Ladekabel, Transportetui, Kurzanleitung
Der Klang: Sport und High Fidelity treffen sich
Der Soundsport ist ein typischer Vertreter des in HiFi-Foren kontrovers diskutierten „Bose-Sounds“: Alles andere als neutral, wuchtige Bässe, badewannenförmiger Frequenzverlauf. Ist das jetzt gut oder schlecht? Nun, in diesem Fall ist diese klangliche Auslegung eindeutig ein Punkt auf der Habenseite. Der Soundsport macht eine Menge Spaß, zaubert aus jedem Track eine runde Vorstellung. Vor allem antreibende Songs mit Kickdrum und Groove profitieren von den vollen Tiefen und leicht angehobenen Höhen. Gesangsstimmen tut das zuweilen nicht so gut, trotzdem bewältigt der Kopfhörer auch die eine oder andere Ballade mehr als ordentlich.
Der Soundsport ist keine Profiabhöre für Musikproduzenten, sondern ein bewusst kraftvoll abgestimmter Begleiter im sportlichen Alltag. Das zeigt sich im direkten Vergleich mit unserem In-Ear Testsieger Soundmagic E80C, der eine insgesamt hellere und differenziertere Interpretation des Quellmaterials anbietet. Percussion ertönt definierter, komplexe Filmsoundtracks werden besser ausgeleuchtet und zeigen mehr Details.
Andererseits hat Boses wuchtigerer und wärmerer Klang auch seine Vorteile: Angestaubte Aufnahmen des türkischen Arabesk-Stars Ibrahim Tatlises neigen beim Soundmagic zu einer gewissen Schärfe, der Bose ist hier hörbar gnädiger. Wenn man dann den Soundsport Wireless mit den pushenden Tracks von Detroit-Techno-Veteran Robert Hood füttert, springt der Hörer fast schon automatisch in die Laufschuhe. Druck, Volumen, Kraft – Boses Sportskanone zeigt sich von seiner besten Seite. Leider hüllt sich der Hersteller – wie bei den meisten seiner Produkte – in Schweigen und nennt keine Details, etwa zu den unterstützten Codecs (AptX, AAC).
Fazit und Wertung: Der Soundsport Wireless ist ein Trainingspartner in Topform
Der Soundsport Wireless ist eines der Bose-Produkte, bei denen man bedenkenlos zugreifen kann. Vorausgesetzt, man hat sich vorher genau überlegt, wofür man es braucht. Der Soundsport sitzt angenehm und sicher im Ohr, ist robust verarbeitet und glänzt durch eine gute Akkulaufzeit. Ausdauersport im Freien, untermalt mit druckvoll-rundem Sound: Ja. Analytisches Musikhören zu Hause oder Abschotten in einer lauten Bahn: Geht schon, es gibt aber geeignetere Vertreter.
Was die Zielgruppe „sporttreibende Menschen mit hohem Klanganspruch“ angeht, wird sich die Konkurrenz mit dem Bose Soundsport Wireless messen lassen müssen – was keine leichte Aufgabe ist. Um gegen diesen rundum gelungenen Champion punkten zu können, sollten Mitbewerber in Bestform antreten, ansonsten rennt ihnen der Soundsport zusammen mit den Kunden davon.
Einzelwertung für den Bose Soundsport Wireless:
Klang: 90 Prozent
Tragekomfort & Nebengeräusche: 75 Prozent
Hardware & Funktionen: 90 Prozent
Gesamt: 86 Prozent (der Klang bildet 50 Prozent der Gesamtnote)
Vorteile
- Kraftvoller Sound
- Sicherer Sitz und hoher Tragekomfort
Nachteile
- Sehr voluminöse Gehäuse, stehen deutlich aus den Ohren hervor