Regelmäßig werfen Entwickler wie LG, Samsung und Apple neue Android-Geräte auf den Markt mit Fokus auf Prozessor, Display und Optik. Aber ist das wirklich das, was Menschen wollen und brauchen? Hier sind 10 Smartphone-Features, die niemand wirklich braucht, die aber so gut wie jedes Phone hat.
Brauchen wir wirklich „Smartphones“ mit riesigem 7-Zoll-Display und gigantischem 16-Kern-Prozessor? Dazu kommt vielleicht noch eine 64-Megapixel-Kamera, damit wir Bilder bei Bedarf auch großflächig als Hauswand-Reklame ausdrucken können? Wo geht die Entwicklung unserer digitalen Allzweck-Tools hin? Und wollen wir das überhaupt?
Sagen wir mal so: Es gibt einen guten Grund warum ich seit Jahren immer noch mit meinem LG G2 Mini unterwegs bin. Zwar suche ich hin und wieder nach neuen Modellen, aber letztendlich komme ich immer wieder zu dem Schluss, keinen wirklichen Mehrwert zu erhalten, wenn ich die neuen Modelle kaufen würde. Nach der folgenden Bilderstrecke wisst ihr auch, warum das so ist.
Hier sind die Top 7 Smartphone-Features, die eigentlich keiner so wirklich braucht.
7. Große Displays
Smartphone-Displays werden immer größer; und das, nachdem es damals bei Handys als fortschrittlich galt, die Geräte immer kleiner zu machen. Und so langsam zeichnet sich nach den sogenannten Phablets auch wieder ab, dass die kleineren Displays von 4,5 bis 5 Zoll doch so ihre Vorteile haben: Sie passen meistens noch in Hosentaschen.
Das Problem ist allerdings: Wer sich ein kleines Smartphone kaufen will, findet meistens nicht die Leistung, die er sich vielleicht wünscht, da der Fokus der Hersteller dort primär noch bei den Geräten mit großen Displays liegt.
Klar: Zum Videos anschauen und Fotos machen ist ein großer Bildschirm praktisch. Aber für den Gelegenheitsnutzer, der sein Smartphone hauptsächlich zum Telefonieren, Messaging und um Internet-Browsing verwendet, muss es kein 6-Zöller sein. Außerdem ergibt sich aus den großen Displays meiner Ansicht nach das Primär-Problem heutiger Smartphones: Mehr dazu am Ende der Bilderstrecke.
6. Viel Kamera-Megapixel
Eine Kamera mit vielen Megapixeln muss keine gute Kamera sein. Es kommt viel mehr auf die Sensorgröße und die Qualität der Linsen und Objektive an. Was bringt mir eine Kamera, die große Bilder macht, die schlecht aussehen? Dann verzichte ich auf das Poster-Format und hätte lieber eine, die mir gute Bilder in regulärer Größe sowohl bei guten als auch bei schlechten Lichtverhältnissen liefert.
Besonders wichtig ist die Schnappschuß-Tauglichkeit: Wenn ich ein Bild machen möchte, soll es jetzt passieren, nicht erst nach 2 Sekunden Fokussierung.
5. Hochwertige Materialien
Kommt ein neues Smartphone auf den Markt, testen viele Portale zunächst Optik und Haptik. Während ich Zweiteres noch nachvollziehen kann – das Smartphone soll ja nicht aus der Hand rutschen (Stichwort: Samsung Galaxy S6) – sehe ich die Optik als fünftrangig an. Denn fast jeder Smartphone-Nutzer, der sein teuer gekauftes Gerät schützen will, kauft sich dazu sowieso eine Schutzhülle. Ergebnis: Optik und Haptik sind für die Katz‘. Die schönen Smartphones verstecken sich unter den Case-Materialien.
Wäre es nicht viel sinnvoller, wenn Hersteller ihre Smartphones ruhig in günstigen Materialien wie Plastik produzieren und die Case-Hersteller auf Optik und Haptik wert legen würden? Beispiel: Ich kaufe mir ein iPhone im Plastik-Look und kaufe mir dazu gleich das goldene Case. Zugegeben, das Beispiel hinkt etwas, weil Apple bekanntermaßen Wert auf Style legt und so etwas wohl unter ihrer Würde wäre.
Allerdings hätte das zwei Vorteile:
- Phones wären für den Endverbraucher günstiger.
- Das Smartphone würde auch mit Case gut aussehen.
4. Zu wenig Speicher (GB)
Wer ein Highend-Smartphone kauft, hat in der Regel auch genügend Speicher. Im Mittelfeld bis bis 200 Euro sieht es da leider recht mager aus. 8 GB ist in meinen Augen nicht mehr ausreichend für heutige Modelle. 16 GB sollten es mindestens sein.
Das liegt vor allem daran, dass vorinstallierte Software und Apps (Bloatware) unnötig wertvollen Speicherplatz belegen. Sicherlich lässt sich auch Speicher per MicroSD-Karte nachrüsten, aber das möchte ich nicht machen, nur weil der interne Speicher durch Apps belegt wird, die ich nicht brauche und nicht deinstallieren kann.
Wie schön wäre ein Smartphone, das mich entscheiden lässt, welche Apps ich tatsächlich installiert haben will? – Und das ohne, dass ich Experte im Root-Hacking werden muss. Das wäre auf jeden Fall ein sehr freies System, was uns zum nächsten Punkt führt.
- Smartphone Speicherplatz: Warum wird so wenig Speicher verbaut?
3. Mangelnde Freiheit
Heutige Smartphones haben bis zu einem bestimmten Bereich Apps und Software vorinstalliert. Das wäre für den Nutzer alles noch in Ordnung, wenn sich diese auch deinstallieren ließe. Oft ist das aber nicht möglich, es sei denn man entsperrt den Bootloader und rootet sein Smartphone. Dadurch verfällt aber in der Regel die Garantie des Smartphones.
Gerootete Geräte haben aber unter anderem folgende Vorteile:
- Ihr könnt entscheiden, welche Berechtigungen Apps wirklich haben und ob sie im Hintergrund automatisch starten dürfen.
- Ihr könnt beliebige Apps installieren und deinstallieren.
- Ihr könnt ein neues Betriebssystem (ROM) auf das Smartphone installieren.
Allerdings muss man dabei schon wissen was man tut, da man sonst sein Smartphone auch kaputt machen kann. Das Freiheiten, wie oben aufgezählt, irgendwann auch von Nicht-Technik-Enthusiasten einfach auf dem Smartphone umsetzbar sind, ist wohl sehr unwahrscheinlich. Immerhin hängen hier sehr viele Wirtschaften daran, die ein Interesse haben, dass Nutzer eben nicht die volle Freiheit auf ihrem Smartphone besitzen. Allein mit den Berechtigungen, die sich vor allem kostenlose Apps oft erlauben, werden lohnende Geschäfte abgeschlossen. Stichwort: Ihr zahlt mit euren persönlichen Informationen.
2. Display-Auflösung
Ähnlich wie bei den Kamera-Megapixeln ist die Display-Auflösung bei Smartphones heutzutage anscheinend sehr maßgebend. Full HD oder Quad HD müssen es da schon sein, um anerkannt zu werden, oder? Ich frage mich allerdings, warum ich auf meinem 5-Zoll-Smartphone eine Auflösung brauche, welche die meines 24-Zoll-Monitors am PC übersteigt.
Eine Auflösung von 1280 x 720 Pixel entspricht noch HD und dürfte für die meisten Anwendungsgebiete ausreichen. 2560 x 1440 Pixel wie bei den Flagschiffen von LG klingen zwar auf dem Papier ganz gut, haben aber auch erhebliche Nachteile. Der Grund liegt vor allem bei dem nächsten Punkt.
Video | LG G5 im Hands-On
1. Kaum Akkuleistung
Wir leben im 21 Jahrhundert und Entwickler schaffen es nicht, Smartphones zu bauen, die eine Woche durchhalten ohne an die Steckdose zu müssen, ernsthaft? Das ist für mich der absolute Smartphone-Killer. Es gibt kaum Smartphones, die nicht süchtig nach Strom sind. Verständlich, wenn man die aufgepumpten Mega-, Giga- und Ultra-Displays und die Mehrkern-Prozessoren bedenkt, die den Akku schneller leer saugen, als ein Kind die Windbeutel-Füllung.
Sicherlich werden einige Nutzer Wert auf ein großes Display und einen starken Prozessor legen und das ist auch in Ordnung so. Allerdings designen die meisten Smartphone-Hersteller meiner Meinung nach am Großteil der Zielgruppe vorbei. Und da es keine wirklich guten Alternativen gibt, werden eben die Display- und Prozessor-Monster gekauft, obwohl sich viele wohl eher sehnsüchtig ein Smartphone wünschen, das bei mäßiger Nutzung auch mal den Wochenend-Tripp bei Freunden oder im Freien durchhält.
Ich könnte in Tränen ausbrechen, wenn Hersteller ihre Geräte verbessern und einen größeren Akku verbauen, dann aber die Auflösung beispielsweise von 1280 x 720 Pixel auf 2560 x 1440 hochschrauben, was die erhöhte Akkukapazität dann natürlich wieder zunichte macht.
Anders gedacht: Wenn ein Smartphone lange durchhalten würde, wäre das allerdings aber auch ungünstig für die Wirtschaft. Vermutlich werden sich die Stromlieferanten freuen, dass Smartphones so regelmäßig an die Leitung gesteckt werden müssen.
Zusammenfassend bleibt also zu sagen, dass das Smartphone-Geschäft auch viel Angeberei an den falschen Stellen ist: Viel Megapixel, viel Auflösung und viel Display sind Daten, mit denen im Marketing gut geworben werden kann. Langes Durchhaltevermögen, sinnvolle Display-Größen und großer Speicher ohne Bloatware sind da eher verschmäht. Ein Smartphone-Hersteller, der hier ansetzt, dürfte wohl der Liebling der Massen werden.