Die Kamera von iOS ist relativ idiotensicher konzipiert, ein bisschen kann man trotz allem falsch machen. Wir klären, welche Einstellungen für wen sinnvoll sind.
Viele Einstellungen bietet Apple in der iOS-Kamera von je her nicht an. Das hat den Vorteil, dass man sich um fast nichts kümmern muss und fast nichts falsch machen kann. Wer auf „Profi-Einstellungen“ zurückgreifen will, sucht sich eben eine funktionsreichere Kamera-App im App Store …
HEIF und 4K: Wirklich immer die bessere Wahl?
Seit iOS 11 gibt es das Dateiformat (genauer gesagt: Containerformat) HEIF. Sollte die iPhone-Kamera Fotos nun als HEIF/HEIC („High Efficiency“) oder JPEG („Maximale Kompatibilität“) abspeichern? Bietet das eine bessere Bildqualität? Manch einer dürfte von der Antwort überrascht sein. Genauso wie über die Erkenntnis, dass 4K-Auflösung bei Videos nicht immer die beste Wahl ist.
In den folgenden Bildern erklären wir, warum welche Einstellungen normalerweise am besten sind – und wann man auf andere zurückgreifen sollte.
HEIF: Ein guter Standard
HEIF ist als Standard eine akzeptable Wahl (siehe iOS-Einstellungen -> Kamera -> Formate). Die zwei großen Vorteile sind: Erstens, die Bilder nehmen deutlich weniger Speicherplatz ein, Apple spricht von halber Dateigröße. In der Praxis ist die Einsparung nicht so groß, aber doch immens: Speichere ich das Motiv oben als HEIF, verbraucht es 1,3 Megabyte. Als JPEG dagegen 2,4 Megabyte. Ein weiteres Vergleichsbild verbraucht sogar 4,2 Megabyte (HEIF) versus 6,3 Megabyte (JPEG).
Zweitens …
Tiefeninformationen in HEIF
… kann HEIF die Tiefeninformationen hinterlegen. Wer ein Apple-Smartphone mit Dualkamera (iPhone XS, iPhone 6-8 Plus etc.) oder das iPhone XR besitzt und ein Foto im Portraitmodus aufnimmt, kann im Nachgang somit die Tiefeneffekte beeinflussen. Die Unschärfe lässt sich zum Beispiel in der Fotos-App von iOS nachträglich einstellen.
Die Bildqualität von HEIF ist allerdings nicht besser, wie der Direktvergleich zeigt:
HEIF versus JPEG: Bildqualität
Im Gegenteil, das HEIF-Format zeigt minimal mehr Kompressionsartefakte. Hier eine starke Vergrößerung eines Bildausschnitts, Unterschiede sind fast nicht zu erkennen. Ein weiterer Vorteil von JPEG: Mit so ziemlich jeder Fotoimport-Software kann man die Bilder auf einem Desktop-Rechner importieren.
Wer dagegen Speicherplatz sparen wollte, bleibe bei HEIF – die Qualitätsunterschiede sind ja recht gering. Reicht man die Fotos über WhatsApp etc. weiter, konvertiert sie iOS automatisch ins überall kompatible JPEG. Und wer bei der Fotonachbearbeitung alle Potentiale der Kamera nutzen möchte, verwendet eine App mit RAW-Unterstützung.
Für Videos …
HEVC: Bildqualität in Videos
… gelten die Einstellungen ebenso, hier im Bild Screenshots aus Videos. Ein Qualitätsunterschied sollte in der Praxis in den seltesten Fällen auffallen. Wer fleißig Videos aufnimmt, profitiert bei HEIF deutlich von einem geringeren Speicherverbrauch. Bei 4K-Auflösung kann eine Minute Aufnahme laut iOS auf 350 Megabyte im bisherigen Format kommen, als HEVC dagegen auf 170 Megabyte. Zudem: Für 4K 60p und Slo-Mo 1080p 240 fps benötigt man zwingend HEVC.
Dass die 4K-Auflösung immer für eine bessere Qualität sorgt als Full-HD (1080p), stimmt leider nicht:
Bildstabilisierung von 4K-Videos
iPhone 11 und iPhone SE 2020 bieten eine tolle Bildstabilisierung auch bei hoher Videoauflösung. Besitzer dieser Smartphones können gleich weiterspringen. Dagegen ist bei älteren Gerätegenerationen die Bildstabilisierung bei Full-HD-Auflösung wesentlich besser als bei 4K, Beispiele vom iPhone X oben im Video ab Minute 2:19. Doch auch mit dem iPhone 8 und iPhone XR (siehe Test) sind Videos mit 4K 60 fps am ehesten verwackelt. Besser arbeitet die Bildstabilisation bei 4K 30 fps, noch besser bei 1080p 60 fps. Tatsächlich habe ich meine Urlaubsfilme mit dem iPhone XR mit letzterer Einstellung aufgenommen.
Also: Wer mit dem iPhone einen ruhigen Schwenk aufnimmt oder das iPhone auflegen kann, fährt mit 4K am besten. Wer dagegen mit einem älteren iPhone im Gehen filmt, bekommt mit 1080p ein insgesamt wesentlich ansehnlicheres Ergebnis.
Die Aufnahmewerte ändert man in den iOS-Einstellungen -> Kamera -> Video aufnehmen. Welche Einstellungen erlaubt die Kamera-App hier sonst noch?
QR-Codes und HDR auf dem iPhone
Einstellungen beibehalten kann man bei Kameramodus sowie Filter & Licht ruhig ausgeschaltet lassen.
Das Raster hilft bei der geraden Ausrichtung der Kamera, unterstützt also den Fotografen bei der Aufnahme. Ist QR-Codes-scannen eingeschaltet, erkennt die Kamera automatisch QR-Codes und bietet in einer solchen Situation an, den im Code hinterlegten Link in Safari zu öffnen.
Ist in den Einstellungen Auto-HDR aktiviert, entfällt leider die Möglichkeit innerhalb der Kamera-App, HDR manuell zu aktivieren oder deaktivieren. Letzteres ist nicht so tragisch, da man das normale Foto (ohne HDR) immer mitabspeichern kann. Das sollte man auch tun: Bei HDR kann es Bildfehler geben, weshalb man vereinzelt auf das normale Bild zurückgreifen möchte. Mehr dazu siehe HDR auf dem iPhone: Wieso, weshalb, warum?
Doch nicht immer schaltet das iPhone HDR ein, wenn es sinnvoll ist. Deshalb: In den Einstellungen die Funktion deaktivieren. Nun kann man innerhalb der Kamera-App HDR / Ein / Aus wählen (Bild oben).
Foto-Einstellungen auf dem iPhone
Gesammelt empfehlen wir für die meisten Fälle also diese Einstellungen in der iOS -Kamera-App.
Auch zum Ultraweitwinkel von iPhone 11 etc. gibt es noch ein paar Punkte zu sagen: In manchen Situationen sollte man es besser nicht nutzen, siehe unsere Empfehlungen.
Viel Spaß beim Filmen und Fotografieren!