In den neunziger Jahren erschienen bereits zahlreiche Spiele-Hits, die auch heute noch einen Blick wert sind. Dumm nur, wenn ein Großteil dieser Klassiker nicht mit aktuellen Betriebssystemen kompatibel ist. Sind Anbieter wie Steam in der Pflicht, sich um die Pflege der Klassiker zu kümmern?
Half-Life ist zwar bereits 19 Jahre alt, läuft aber immer noch einwandfrei auf modernen Rechnern:
GOG verdient sich seit einigen Jahren eine goldene Nase mit dem Verkauf alter Spiele. Das liegt vor allem an der Qualitätssicherung, die Good old Games betreibt, bevor ein Spiel auf ihrer Plattform zum Verkauf angeboten wird: Es werden Bugs und Kompatibilitätsprobleme behoben und sichergestellt, dass das erworbene Spiel auch auf aktuellen Betriebssysteme, etwa Windows 10, läuft. Noch dazu ist jeder Einkauf DRM-frei, das Spiel ist anschließend also an keinen Account oder eine Internetverbindung gebunden.
Nun ist GOG natürlich nicht der einzige Anbieter, der alte Spiele im Sortiment hat. Auch Marktführer Steam bietet etliche Klassiker zum Kauf an, etwa das hauseigene Half-Life aus dem Jahr 1998. Nun ist die Reihe rund um Gordon Freeman natürlich nach wie vor ein Aushängeschild von Valve, dementsprechend gut wird die Reihe gepflegt. Erst vor wenigen Monaten erschien sogar noch ein Patch für das mittlerweile 19 Jahre alte Spiel.
Allerdings erfreuen sich nur die wenigsten Spiele einer solchen Pflege. Dementsprechend ist es durchaus möglich, dass ein altes Spiel nicht mit Windows 10 kompatibel ist. Auf NeoGAF ist über diese Problematik vor einigen Wochen eine Diskussion ausgebrochen, wie Valve mit solchen Spielen umgehen soll, ob es diese überhaupt zum Verkauf anbieten darf und warum sich das Studio nicht darum kümmert, diese Spiele für aktuelle Betriebssysteme zu optimieren.
Das Problem daran: Valve hat überhaupt keinen Einfluss auf den Inhalt der im Steam-Store angebotenen Spiele.
Diese grausamen Klassiker haben es leider nicht auf Steam geschafft:
Wer ist verantwortlich?
Zwar unterhält Valve mit Half-Life, Counter-Strike, Portal, Dota 2 und einigen anderen Marken auch eigene Spiele, die wie zum Beispiel von Half-Life auch weiterhin optimiert werden, den Rest der knapp 18.000 (!) auf Steam verfügbaren Spiele bietet das Unternehmen hingegen lediglich zum Verkauf an, ohne an der Entwicklung beteiligt zu sein. Es wäre also genauso zwecklos Amazon vorzuwerfen, die Webseite würde sich nicht um die Kompatibilität der von ihnen angebotenen Spiele bemühen. Steam sowie Amazon haben auf diese Faktore schlicht keinen Einfluss. Die Wartung und Qualitätskontrolle von Spielen liegt allein bei den Publishern und Entwicklern.
Dennoch ist die Frage berechtigt, ob Steam auf eventuelle oder gar bekannte Kompatibilitätsprobleme im Store besser hinweisen sollte, um Fehlkäufe zu verhindern. Per se sind auf Steam alle Spiele mit Systemvoraussetzungen gekennzeichnet. Eine klare Warnung, ob ein Spiel etwa auf den heutzutage populärsten Betriebssystemen Windows 10 und Windows 7 nicht kompatibel ist, fehlt hingegen. Zumindest dieser Schritt wäre durchaus eine denkbare Option.
Allerdings ist der PC natürlich auch eine extrem offene und modulare Plattform. Mit dem nötigen Know-How lassen sich so in der Regel Spiele zum Laufen bringen, welche eigentlich nicht von Windows 10 unterstützt werden. So verfügt praktisch jedes Spiel über ein Forum im Steam Community Hub, in denen betroffene Spieler schnell Hilfe finden. Zudem gibt es externe Webseiten mit umfangreichen Hilfestellungen, allen voran das PCGamingWiki.
Nützliche Zusatzinformationen bieten dir außerdem diese Tools:
Sollte das Spiel trotz aller Anstrengungen dennoch nicht lauffähig sein, existiert weiterhin immer noch das Rückgaberecht, das Valve innerhalb der ersten 48 Stunden nach dem Kauf anbietet. Genügend Zeit also um herauszufinden, ob das Spiel mit der eigenen Hardware kompatibel ist oder nicht.
Die Suche nach Schwarzen Schafen
Sollte ein Spiel — und dafür muss es sich nicht einmal um ein altes handeln — hingegen bei nahezu allen Käufern für technische Probleme sorgen, besitzt Valve durchaus das Recht, diesen Titel aus dem Steam-Store zu entfernen. So geschah es unter anderem mit der PC-Version von Batman: Arkham Knight, die zum Release von massiven technischen Problemen betroffen war und in Folge zur erheblichen Beschwerden der Community sorgte.
Was bei einem Triple-A-Titel wie Arkham Knight noch realistisch umsetzbar ist, insbesondere wenn tausende enttäuschte Käufer betroffen sind, ist angesichts der etwa 18.000 Titel im Steam-Store hingegen nicht möglich. Besonders wenn es sich um nischige Titel wie Retro-Spiele mit Kompatibilitätsproblemen handelt, ist es unwahrscheinlich, dass Valve die Mittel hat, auf alle betroffenen Publisher genügend Druck auszuüben, um die Qualität des Spiels zu gewährleisten.
Wusstest du, dass der perfekte Steam-Titel sechs Zeichen lang ist?
Noch dazu werden es täglich mehr Spiele. Seit der Umstellung von Steam Greenlight auf Steam Direct stehen die Tore für neue Releases weit offen, allein im Sommer 2017 fanden mehr als 100 neue Spiele ihren Weg auf die Plattform. Eine Kuration jedes einzelnen Titels durch Valve ist unmöglich. Umso mehr verlässt sich das Unternehmen daher auf die Mithilfe der Community, um etwa durch Nutzer-Reviews Schwarze Schafe im Store aufzuspüren. Und die Zusammenarbeit klappt: In dieser Woche wurden knapp 200 Spiele des Asset-Flipper-Studios Silicon Echo aus dem Angebot entfernt, die mit billig zusammengeklickten Spielen schnelles Geld machen wollten.
Zudem feilt Valve stetig an der Transparenz und Zugänglichkeit der Nutzer-Reviews. Angesichts der enormen Flut an Spielen, die täglich ihren Weg auf die Plattform finden und den Tausenden, die bereits seit langem erhältlich sind, kämpft Valve auf diesem Weg zwar lediglich gegen Windmühlen an — aber sie kämpfen. Übrigens: Wir haben zu dem Thema auch noch mal bei Valve direkt nachgefragt und leider keine Antwort bekommen.