Filme und Serien stellen das Darknet als einen Teil des Internets dar, in dem alles illegal ist. Doch ist das wirklich so? Wir haben uns für euch einmal ein bisschen im dunklen Bereich des Internets umgesehen und räumen mit einigen Vorurteilen auf.
Drogen, Waffen, Menschenhandel, Auftragskiller – Wer Interesse an den diesen Dingen hat, stößt im „normalen“ Internet schnell an seine Grenzen. Doch dafür gibt es doch das Darknet, oder? Dieser versteckte Bereich des Internets, in dem ausschließlich Hacker und Kriminelle ihr Unwesen treiben. So stellt man sich es doch normalerweise vor? Doch stimmt das auch? Wir haben selbst einen Abstecher ins Darknet gewagt und räumen nun mit einigen Vorurteilen auf.
Schwer zugänglich
Ins Darknet kommen nur echte Hackerprofis – zumindest denkt man das doch, oder? In Film und Fernsehen wird das „Betreten“ des Dark- oder Deepwebs stehts als riesiger Akt dargestellt, der sowohl kompliziert als auch riskant ist.
Realität – einfacher als man denkt
Die Wahrheit sieht etwas anders aus. Mit wenigen Klicks könnt ihr euch den Tor-Browser aus dem Netz herunterladen und einrichten. Die Nutzeroberfläche des Programms ähnelt stark der von Mozilla Firefox, sodass ihr euch hier ohne Probleme zurechtfinden solltet.
Nach kurzer Recherche auf Reddit oder 4chan solltet ihr dann auch auf einige Links stoßen, die euch zu einem sogenannten „HiddenWiki“ weiterleiten. Eine Seite, die Links des Darknets sammelt. Von dort aus kann eure Reise durch das Darknet beginnen. Einfacher als gedacht!
Nur für Computer-Experten
Doch wie navigiere ich mich im Darknet, wenn ich erstmal drin bin? Bestimmt ist dieser versteckte Teil des Internets mit allerlei Sicherheitsmaßnahmen geschützt und bietet nur für auserwählte Nutzer Zugriff.
Realität – Mehr suchen als hacken
Grundsätzlich sind viele Seiten des Darknets über den Tor-Browser zugänglich. Benötigt wird lediglich die enstprechende .onion-Adresse der Webseite, die meist aus einer wilden Kombination aus Buchstaben und Zahlen besteht. In manchen Fällen wechseln die Webseiten diese Adressen regelmäßig.
Auf richtige Underground-Seiten stößt man in den meisten Fällen jedoch nicht durch Zufall, sondern wird von einem anderen Nutzer eingeladen.
Auftragskiller gibt es wie Sand am Meer!
Wer einen Auftragskiller braucht, geht ins Darknet. Ein bisschen Recherche, ein bisschen Geklicke und schon steht euch eine gerade zu absurde Auswahl an Profis zur Auswahl, die ihr auf euren unliebsamen Nachbarn loslassen könnt.
Realität – Mord übers Netz? Fehlanzeige!
Wir haben es selbst nicht ausprobiert, aber wer ein bisschen in Foren und Chatrooms unterwegs ist, wird schon bald merken, dass diese Killer-Seiten sogenannte „Scam-Seiten“ sind, die euch eure Bitcoin aus der Wallet ziehen wollen.
Einige Nutzer gehen auch davon aus, dass ein paar davon vom FBI oder CIA als Köder ausgelegt werden, um potenziell gefährliche Menschen herauszufiltern, um ihnen anschließend einen Besuch abzustatten.
Drogenhandel im Darknet boomt!
Wer in seinem Umkreis keinen Drogen-Dealer kennt, der kann sich die begehrten Substanzen auch über das Darknet liefern lassen. Im dunklen Bereich des Internets gibt es zahlreiche Anbieter, die euch mit Drogen versorgen können.
Realität – Drogenhochburg Darknet
In der Tat floriert der Drogenhandel im Darknet. Viele der .onion-Seiten bieten euch entsprechende Services an. Wir haben jedoch davon abgelassen, die entsprechenden Substanzen zu bestellen. Im Netz finden sich zahlreiche „positive“ Berichte von Nutzern.
Codesprache überall!
Im Darknet wird nur über geheime Codes kommuniziert, die beinahe eine eigene Sprache darstellen. Auf diese Weise soll gewährleistet werden, dass das FBI und andere Behörden keinen Verdacht schöpfen.
Realität – Hier wird das Kind noch beim Namen genannt
Drogen, Waffen, Ausweise – im Darknet benutzt man eine recht klare und unmissverständliche Ausdrucksweise. What you see is what you get! Geheime Codenamen oder Ähnliches haben wir auf unserer kurzen Reise durchs Darknet auf jeden Fall nicht finden können, auch wenn es natürlich ein paar Slangworte gibt, die man kennen sollte.
Bezahlt wird nur in Bitcoin
Bitcoin ist DIE Währung im Darknet. Ohne die Kryptowährung läuft gar nichts!
Realität – Kein Bitcoin, kein Deal
Fast alle Webseiten und Shops im Darknet akzeptieren lediglich Bitcoin als Zahlungsmittel. Und wer kann es ihnen verübeln? Die Transaktionen der Kryptowährung lassen sich nur schwer bis gar nicht zurückverfolgen, geschweige denn bestimmten Parteien zuordnen. So bleiben Käufer und Verkäufer anonym und gehen ein geringeres Risiko ein.
Das sorgt aber auch dafür, dass Scam-Seiten im Darknet florieren und bereits viele naive Nutzer um Bitcoins betrogen haben. Eine Art „Käuferschutz“ wie bei PayPal gibt es hier schließlich nicht.
Alles illegal
Alles im Darknet ist illegal! Alleine das Surfen in den Untiefen dieses Bereiches des Internets ist verdächtig.
Realität – Ja, es gibt auch legale Sachen im Darknet
Das Darknet ist bei Weitem kein digitaler Sumpf der Kriminalität, sondern richtet sich vor allem an Nutzern, denen Privatssphäre und Anonymität sehr am Herzen liegen. Hier gelten keine sozialen Standards, hier scheint alles möglich zu sein.
Im Darknet gibt es also nicht nur Drogen, gefälschte Pässe oder Waffen, sondern vor allem auch zahlreiche interessante Foren und Chatrooms, sowie Datenbanken und Webseiten.
Red Rooms
Schon seit Jahren hält sich das Gerücht, dass es im Darknet auch zahlreiche „Red Rooms“ gibt. Das sind Webseiten, bei denen Menschen angeblich live vor laufender Kamera hingerichtet werden sollen und die Zuschauer sogar noch Geld setzen können, um die Art des Ablebens des Opfers festzulegen.
Realität – zum Glück nur Spinnerei
Zum Glück sind bisher keine Fälle von „Red Rooms“ bekannt. Alles entpuppte sich bislang als Fake und das darf auch gerne weiterhin so bleiben.
Hacker-Stereotyp
Kapuze über dem Kopf, heruntergelassene Rolladen und kein Licht im Zimmer – so stellt man sich doch im Allgemeinen Leute vor, die im Darknet unterwegs sind, oder?
Ganz normale Leute
Wer hätte es gedacht! Auch ohne Kapuzenpullover kann man sich ins Darknet einwählen und da die meisten Webseiten so aussehen, als stammten sie aus dem Jahre 1995, erregen viele von Ihnen nicht einmal Aufmerksamkeit, wenn man sie offen hat – außer, ihr seid gerade dabei, euch einen vollautomatischen Granatwerfer zu bestellen. Dann könnten die Kollegen schon mal misstrauisch auf euren PC gucken.
Überall Viren!
Ein falscher Klick, und schon ist es geschehen – der Rechner ist mit einem Virus infiziert. Das Darknet ist voll davon und wer kein Sicherheitsspezialist ist, kann sich hier ganz schnell etwas einfangen.
Realität – gesunder Menschenverstand reicht aus
Freilich gibt es im Darknet einige Scam-Seiten, die mit Javascript-Befehlen oder dubiosen Downloads versuchen, euren Rechner zu infizieren. Wer aber ein gesundes Maß an Menschenverstand an den Tag legt und sich nicht blindlings irgendwelche Dateien herunterlädt, von denen er nicht weiß, was sie beinhalten, ist im Darknet genauso sicher unterwegs wie im normalen Internet.
Einen guten Virenschutz empfehlen wir natürlich trotzdem, aber das gilt auch für das Surfen im normalen Netz.