Erinnert sich noch jemand an Resistance? Die Ego-Shooter-Reihe von Entwickler Insomniac, die exklusiv für die PlayStation 3 entwickelt wurde, sich millionenfach verkaufte, tolle Kritiken erhielt und dann einfach verschwand. Seit nun mehr 13 Jahren ist kein neuer Ableger erschienen und das ist schade, denn die Reihe verdient ein Comeback. Ein Kommentar von Daniel Boldt.
Das goldene Zeitalter der Ego-Shooter
Wer sich heutzutage für Ego-Shooter für die Heimkonsole interessiert, der kann grob gesagt aus zwei Bereichen wählen. Auf der einen Seite sind da die großen Multiplayer-Blockbuster wie Call of Duty, Battlefield oder Halo. Während man auf der anderen Seite eher die Exoten findet, wie zum Beispiel Deathloop. Zur Zeit der PlayStation 3 war das Ego-Shooter-Genre allerdings wesentlich breiter und facettenreicher aufgestellt.
Um mal ein paar Namen zu nennen: Killzone, BioShock, Medal of Honor, Crysis, Deus Ex, Bulletstorm, The Darkness und noch viele mehr. Nebenbei bemerkt wurden in dieser Konsolen-Ära mit Call of Duty: Black Ops, Battlefield: Bad Company und Halo 3 auch einige der beliebtesten Ableger des jeweiligen Franchises veröffentlicht. Kurz gesagt: Ein goldenes Zeitalter für Ego-Shooter-Fans.
Und in dieser besagten Zeit entstand auch die Resistance-Reihe, bestehend aus den drei Hauptteilen und den beiden Handheld-Ablegern Retribution und Burning Skies. Resistance: Fall of Man, der erste Teil der Reihe, erschien Ende 2006 als Starttitel für die noch junge PlayStation 3 und trat mit seinem Szenario in direkte Konkurrenz zu Microsofts Gears of War für die Xbox 360. Beide Spiele wurden im selben Monat veröffentlicht und handeln von einer feindlichen Invasion und dem anschließenden Überlebenskampf der Menschheit.
Was zeichnet die Resistance-Reihe aus?
Die eigentliche Geschichte von Resistance ist recht banal, hat aber einen coolen Twist. Die Chimera erobern von Russland aus ganz Europa, wodurch die uns bekannte Zeitlinie ab 1930 verändert wird und es niemals zum zweiten Weltkrieg kam. Jedenfalls nicht zwischen Menschen. Stattdessen kämpft man nun als Teil der titelgebenden Resistance gegen die außerirdischen Invasoren. Dafür ballert man sich durch Gegnerhorden und diverse Level.
Typisch Ego-Shooter halt. Das Besondere an Resistance sind aber die Waffen. Durch die alternative Zeitlinie hat man nämlich nicht nur auf real existierende Pistolen, Gewehre und Granaten Zugriff, sondern auch auf die futuristischen Waffen der Feinde. Und eben diese speziellen Waffen machen einen großen Teil des Spielspaßes aus. Denn Insomniac, die zuständigen Entwickler für Resistance, sind auch die Entwickler hinter Ratchet & Clank – eine Videospiel-Reihe, die für ihre abgedrehten Waffen und Gadgets bekannt ist.
Da Resistance aber im Gegensatz zu Ratchet & Clank kein lustiges und buntes Jump 'n‘ Run ist, sondern ein knallharter Action-Shooter mit starken Horror-Einflüssen, ist auch das Feeling ein ganz anderes. So bekämpft man die Chimera in Resistance nicht nur mit herkömmlichen Maschinengewehren, sondern zum Beispiel auch mit einer Waffe, die eine Art grauen Schleim absondert oder einer Granate, die übergroße Spikes verschießt und Gegner an die umliegenden Wände nagelt. Die vielen Kämpfe spielen sich durch das große und vor allem ungewöhnliche Waffenarsenal wunderbar abwechslungsreich und haben zudem einen schönen Wumms.
Generell war Insomniac darauf bedacht dem Spieler möglichst viel Abwechslung zu bieten, entweder durch die vielen verschiedenen Gegnertypen oder auch Abschnitte, wo man einen Panzer fährt, ein Boot beschützen muss oder in einem Gefängnis um sein Leben kämpft.
Natürlich sind in den letzten 18 Jahren seit dem Release von Resistance: Fall of Man eine Handvoll Ego-Shooter erschienen, die ebenfalls ein verspieltes Waffenarsenal bieten oder Fahrzeugsequenzen beinhalten, aber trotzdem war Resistance durch sein Szenario, die kreative Bewaffnung und die schnörkellose Action immer ein rundes, qualitativ sehr hochwertiges Gesamtpaket.
Darüber hinaus konnte man die Kampagne zusammen mit einem Freund durchspielen (Stichwort: Couch-Koop) und sowas gibt bei mir immer Pluspunkte. Die beiden Fortsetzungen waren dann schlussendlich die sprichwörtliche Kirsche auf der Torte, da sie das grundlegende Konzept um mehr Waffen, bessere Effekte und noch mehr Action ergänzten und natürlich die Geschichte zu einem Abschluss führten.
Resistance überzeugt Kritiker und Fans gleichermaßen
Die internationale Fachpresse war ebenfalls begeistert. IGN wählte Resistance zum besten PS3-Spiel 2006 und fast alle Reviews vergaben Höchstwertungen. Daraus resultierte dann auch der beachtliche Metacritic-Score von 86 Prozent. Der Nachfolger erhielt sogar 87 Prozent und dazu etliche Auszeichnungen. Nur das Finale schnitt mit 83 Prozent etwas schwächer ab, wurde aber in seiner Gesamtheit ebenso gelobt.
Allerdings blieben die Verkaufszahlen von Resistance 3 hinter den Erwartungen von Sony zurück, was wohl auch zur Folge hatte, dass die Reihe nach Burning Skies im Jahr 2012 begraben wurde. Endgültig Schluss war dann 2014 als Sony die Server für den Multiplayer abschaltete. Und seitdem ist es still um die Reihe geworden. Insomniac entwickelt inzwischen sehr erfolgreich Spider-Man-Spiele für die PlayStation und Sony selbst lehnte erst 2021 ein mögliches Sequel zu Gunsten von The Last of Us ab. (Quelle: Gamerant)
Mir bleiben also nach aktuellem Stand nur die Erinnerungen an diese wirklich unterhaltsame Ego-Shooter-Reihe und die stille Hoffnung auf eine Remaster-Trilogie für die PlayStation 5. Moderne Auflösung, ein paar neue Texturen und alle drei Spiele auf einer Platte. Das würde mir schon reichen! Dann könnte ich noch einmal mit einem Freund gegen die Chimera in den Krieg ziehen.