CoD-Spieler haben auf der Konsole einen unfairen Vorteil. Der Aim-Assist ist ja quasi ein halber Aimbot, oder? Ein kurzer Abstecher in die Welt von Warzone auf der Xbox hat mir die Augen geöffnet. CoD-Spieler auf der PlayStation und Xbox haben es verdammt schwer. Und ich ziehe meinen Hut vor allen, die sich auf der Konsole in die Warzone wagen.
Ein Kommentar von Robert Kohlick.
Abgehobener PC-Spieler: „So schwer kann das ja nicht sein!“
Immer wieder sonntags machen zwei Freunde und ich einen kleinen Abstecher in die Warzone oder in die DMZ und frönen der munteren digitalen Fratzenballerei. Während ein alter Studienfreund und ich auf dem PC unterwegs sind und uns mit Maus und Tastatur unseren Widersachern stellen, zockt der Letzte in der Runde auf der PS5 und mit dem Controller – ein Hoch aufs Crossplay!
Wenn ich mein digitales Leben vorzeitig aushauche und einem der beiden zusehe, brülle ich meist folgende Sätze ins Mikrofon:
- „Wie konntest du den denn nicht treffen?“
- „Ach komm! Der Schuss war doch mega easy!“
- „Schießt du mit Absicht so schlecht?“
Kurz gesagt: Ich war ein echter Arsch, der keine Ahnung hatte, wovon er redet. Denn bis zu diesem Zeitpunkt bin ich Ego-Shootern auf der Konsole gezielt aus dem Weg gegangen. Ohne Maus und Tastatur, ohne mich!
Ein schicksalhafter Abend sollte meine Einstellung gegenüber meinen Konsolero-Freunden jedoch für immer verändern. Als ich zu meiner Familie fuhr, musste ich meinen Gaming-PC zurücklassen. Stattdessen packte ich die Xbox Series S und den passenden Controller ein, damit ich dennoch am Sonntagabend wieder mit allen zusammen CoD spielen konnte.
Aim-Assist wirds richten! Von wegen …
Nach einigen Startschwierigkeiten – die Server zicken am Wochenende gerne mal rum – landeten wir wieder im Spiel. Und bereits nach wenigen Sekunden wurde mir schmerzlich bewusst: Shooter auf der Konsole zu spielen ist deutlich schwerer als gedacht! Der Aim-Assist hilft mir zwar dabei, Gegner auf kurze bis mittlere Distanz im Visier zu behalten, auf lange Distanz ist das Feature jedoch beinahe unwirksam. Am Ende ist der Aim-Assist halt immer noch genau das: eine Zielhilfe und kein Aim-Bot.
Die Folge: Meine KD fiel ins Bodenlose, in unserer Gruppe bildete ich die meiste Zeit das Schlusslicht im Scoreboard. Ich schämte mich. Nicht für meine unterirdische Performance im Spiel, sondern vor allem für all die dummen Kommentare, die ich meinen beiden Freunden in den vergangenen Monaten immer wieder an den Kopf geworfen hatte. Reumütig gestand ich mir ein, dass ich einen großen Fehler gemacht hatte. Dieser eine Abend auf der Konsole hat mir die Augen geöffnet.
Seitdem zeige ich deutlich mehr Verständnis für meine Teammitglieder – zumal ich ja selbst alles andere als unfehlbar bin:
Die Erkenntnis: Konsolenspieler, ihr verdient meinen Respekt!
Ein selbstloser Samariter bin ich seit meinem Ausflug auf die Konsole aber trotzdem nicht geworden. Auch heute gebe ich meinen Mates ab und zu noch Feedback, das äußerst unkonstruktiv ausfällt. Die Frequenz meines Smack-Talks hat jedoch deutlich abgenommen. Bevor ich meinen Mund aufmache, frage ich mich nun des Öfteren: „Hättest du es denn besser hingekriegt? Nein, oder? Dann halt einfach mal deine Schnauze und lass den Jungen in Ruhe zocken!“
Ich werde immer ein Hitzkopf auf dem digitalen Schlachtfeld bleiben, aber meine unqualifizierten Kommentare werde ich in Zukunft versuchen, für mich zu behalten.