ARD, ZDF und die sonstigen Profiteure des Rundfunkbeitrags stehen in der Kritik: Das Programm soll eingedampft, ganze Sender geschlossen werden. All das, damit sich die Öffentlich-Rechtlichen wieder auf das Notwendige konzentrieren. Da macht sich die neueste Show der ARD gar nicht gut.
Jetzt versuchts die ARD mit Reality
Wer sich bei RTLs noch vergleichsweise jungem Reality-Hit „Die Verräter“ schon an ein bekanntes Gesellschaftsspiel erinnert gefühlt hat, darf sich freuen: „Die Werwölfe vom Düsterwald“ schaffen es schon bald ebenfalls ins TV. Nach Informationen des Branchenmediums DWDL hat sich die ARD die Rechte für eine Adaption der französischen Originalshow gesichert.
Demnach setzen die itv Studios Germany im Auftrag des BR, der zur ARD gehört, die Show um – und haben offenbar auch bereits einen zugehörigen Casting-Aufruf gestartet (Quelle: itv Studios Germany). Das Studio zeichnet unter anderem verantwortlich für Dauerbrennerformate des Reality-Fernsehens wie RTLs „Ich bin ein Star, holt mich hier raus“ und steckt beispielsweise hinter „Grill den Henssler“ (Vox), „Love Island“ (RTL+) und dem „Quizduell Olymp“ (ARD).
Die neue Show wird sich DWDL zufolge am Konzept des Spielklassikers bedienen. Die Teilnehmer werden demnach in Dorfbewohner und Werwölfe (neben ein paar Extra-Rollen) unterteilt und müssen entweder die Wölfe unter ihnen enttarnen oder das Dorf übernehmen – je nachdem. Praktisch deckungsgleich also mit der RTL-Show Die Verräter, die beim Privatsender seit einigen Jahren für ordentliche Quoten sorgt.
Ob die Werwolf-Show im linearen TV landet, ist offenbar noch nicht fix. Laut DWDL wird die Show in erster Linie fürs Streaming-Programm der ARD-Mediathek produziert.
Wenn ihr euch einen Eindruck machen wollt, was euch erwartet, schaut euch den Trailer zum französischen Original an:
Das ist wirklich kein Programm fürs Öffentlich-Rechtliche
Der Grund dürfte klar sein: Erfolgreiche Shows sind bei der krisengeplagten ARD gerne gesehen. Nur liefert man mit dieser Wahl wohl eher den Kritikern noch mehr Argumente, als gegen sie anzukommen. So werfen Vertreter der Bundesländer den Sendeanstalten unter anderem vor, sich heutzutage zu sehr auf Unterhaltung zu konzentrieren.
Im Rundfunkstaatsvertrag heißt es zur Aufgabe der Öffentlich-Rechtlichen: „Auftrag der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ist, durch die Herstellung und Verbreitung ihrer Angebote als Medium und Faktor des Prozesses freier individueller und öffentlicher Meinungsbildung zu wirken und dadurch die demokratischen, sozialen und kulturellen Bedürfnisse der Gesellschaft zu erfüllen.“ Unterhaltung ist dabei explizit inbegriffen: „Auch Unterhaltung soll einem öffentlich-rechtlichen Angebotsprofil entsprechen.“
Nicht zuletzt vor dem Hintergrund steigender Beiträge und hoher Ausgaben sind gerade solche Formate und deren Anteil am Gesamtprogramm allerdings fraglich.
Rundfunkbeitrag vor die Säue
Ich habe nichts gegen den Rundfunkbeitrag und erst recht nicht gegen die Öffentlich-Rechtlichen. Kritik an deren Programmen – erst recht an ihrer Existenz – hat allzu oft eine politische Agenda. Wer die Notwendigkeit unabhängiger und nicht in erster Linie finanziell getriebener Berichterstattung anzweifelt, findet aktuell in aller Welt viele Beispiele, warum wir auf einen öffentlichen Rundfunk nicht verzichten können.
Das Geld aus dem Rundfunkbeitrag allerdings, für Reality-Shows von nicht allzu hoher zu erwartender Qualität auszugeben, ist Wasser auf die Mühlen derer, die den öffentlich-rechtlichen Rundfunk aus den falschen Gründen angreifen. Dieses Geld kann man zweifellos besser investieren.
Aus den Mediatheken von ARD und Co. könnt ihr Serien auch downloaden: