Der „Club 27“ ist kein Ort zum Feiern – ganz im Gegenteil. Der Begriff bezeichnet eine traurige Legende, die insbesondere durch Prominente wie Amy Winehouse und Kurt Cobain berühmt wurde. Wir erklären euch, wer die Mitglieder vom „Club 27“ sind und was es mit der Bezeichnung auf sich hat.
TRIGGER-WARNUNG: Dieser Artikel behandelt sensible Themen wie Suizid, Drogenkonsum und Sucht. Die Inhalte könnten bei einigen Lesern starke emotionale Reaktionen hervorrufen oder persönliche Traumata auslösen. Lest bitte mit Vorsicht und achtet auf eure eigene emotionale Gesundheit.
Der „Club 27“ oder auch „Forever 27 Club“ ist ein Begriff, der eine Gruppe von Musikern einschließt, die mit 27 Jahren verstorben sind. Im Kern dieser Bezeichnung stehen sechs berühmte Künstler, die in den Medien auch als die „Big Six“ dieser Gruppe betitelt werden.
Um die Todesursachen dieser Künstler ranken sich Mythen und Theorien, die nicht alle bestätigt werden konnten. Auch hat der Begriff mit dem Ableben der letzten zwei „Big Six“ an besonderer medialer Aufmerksamkeit gewonnen. Dem „Club 27“ wurden unzählige Ausstellungen gewidmet, sowie Filme, Theaterstücke und Romane.
Die „Big Six“ vom „Club 27“: Alle Mitglieder
Wenn vom „Club 27“ gesprochen wird, werden sechs Musiker als Hauptmitglieder genannt, doch erst mit dem Suizid von „Nirvana“-Frontmann Kurt Cobain, hat der Begriff mediale Aufmerksamkeit bekommen. Als 15 Jahre später Amy Winehouse im Alter von 27 an einer Alkoholvergiftung verstarb, wurde der Begriff von den Medien erneut aufgegriffen. Doch noch vor ihnen kamen die anderen vier Mitglieder, die allesamt um die 70er Jahre herum verstorben sind:
- Brian Jones: Das Gründungsmitglied und Gitarrist der „Rolling Stones“ ist am 3. Juli 1969 in einem Schwimmbecken ertrunken. Die genauen Details seines Todes sind bis heute nicht bekannt.
- Jimi Hendrix: Der Rockgitarrist und Sänger erstickt am 18. September 1970 nach einer Überdosis von Schlaftabletten und Alkohol an seinem eigenen Erbrochenen.
- Janis Joplin: Die Sängerin erliegt am 4. Oktober 1970 einer Überdosis Heroin.
- Jim Morrison: Der Sänger der Band „The Doors“ starb am 3. Juli 1971 aufgrund eines Herzversagens. Auch hier sind die genauen Details seiner Todesumstände nicht geklärt.
- Kurt Cobain: Der „Nirvana“-Sänger begeht am 5. April 1994 unter dem Einfluss von Heroin mit einer Schusswaffe Suizid.
- Amy Winehouse: Am 23. Juli 2011 erliegt die Sängerin den Folgen einer Alkoholvergiftung.
Weitere Mitglieder des „Club 27“
Neben ihnen gibt es noch eine ganze Reihe an weiteren jungen Musikern und Künstlern, die im Alter von 27 Jahren verstorben sind. Unter anderem finden sich hier Kim Jong-hyun, Sänger in der K-Pop-Gruppe SHINee oder auch der russische Gitarrist Alexander Baschlatschow wieder. Auch wenn der Kern vom „Club 27“ aus Musikern besteht, werden manchmal Künstler anderer Richtungen in diesen aufgenommen. Selten finden sich auch Athleten in diesen Aufzählungen wieder.
Zudem gibt es wenige Fälle, in welchen Künstler in den „Club 27“ aufgenommen werden, die nicht mit 27 verstorben sind. In der Regel handelt es sich dabei aber um Künstler, die entweder ein sehr nahes Alter haben oder Ähnlichkeiten mit den Todesursachen der „Big Six“ aufweisen können. Ein Beispiel für dieses Szenario ist der Schauspieler Heath Ledger, der im Alter von 28 Jahren an einer Überdosis verschreibungspflichtiger Medikamente verstarb.
Auch der schwedische Musikproduzent Avicii wird oft im gleichen Atemzug mit dem „Club 27“ genannt. Tim Bergling, so sein bürgerlicher Name, war aber zu dem Zeitpunkt seines Todes wie auch Ledger bereits 28 Jahre alt.
Steckt nur ein Mythos oder Realität hinter „Club 27“?
Die Musiker, die einen Teil des Clubs sind, verbinden gewisse Eigenschaften, die zu einem frühen Ableben geführt haben können. Eine davon ist ein Lebensstil im Exzess. Diese jungen Menschen erlangen Ruhm und Reichtum, geraten jedoch in eine Welt, in der Sprüche wie „Live Fast, Love Hard, Die Young“ zum Alltag gehören. Kontakt zu harten Drogen und eine daraus resultierende Abhängigkeit gepaart mit Alkohol und verschreibungspflichtigen Medikamenten sind dabei keine Fantasie, sondern Realität.
Dieser Exzess kann unter anderem aus Impulskontrollstörungen stammen, welche nicht selten mit der Tendenz zu einem selbstverletzendem Verhalten sowie Suizid kommen. Borwin Bandelow, Facharzt für Neurologie und Psychiatrie sagt dazu:
Die Künstler vom „Club 27“ litten wahrscheinlich alle unter einer Borderline-Störung. Ich habe wissenschaftliche Patientenstudien ausgewertet, die ergaben, dass die Störung ab einem Alter von 13 Jahren ansteigt und mit 26,9 Jahren am schlimmsten ist. Danach sinkt die Kurve wieder ab. (Quelle: Berliner Morgenpost)
Zudem ist die alleinige Existenz des „Clubs 27“ einer der Gründe, warum Künstler in die oben genannten Verhaltensmuster fallen können. Die Legende des Clubs wirkt wie eine selbsterfüllende Prophezeiung. Sie kann in instabilen Persönlichkeiten Ängste hervorrufen, die letztlich zu selbstzerstörerischem Verhalten führen.
Bereits einige Musiker haben sich über ihre Angst, dem „Club 27“ beizutreten, geäußert. Unter anderem Britney Spears, die nicht wie Janis Joplin mit 27 Jahren sterben wollte. Auch Amy Winehouse, Mitglied der „Big Six“, hat sich angeblich gegenüber ihres Assistenten dazu geäußert, dass sie nicht überrascht darüber sei, dem Club beizutreten – eine Mutmaßung, die sich wenige Jahre später als Wahrheit herausgestellt hat.
Ist der „Club 27“ ein echtes Phänomen?
Es gibt keine aussagekräftige Häufung in der Statistik der verstorbenen Musiker, in der ein besonderes Augenmerk auf die 27-Jährigen geworfen werden kann.
Vielmehr kann der „Club 27“ als ein tragisches Muster betrachtet werden, welches auch zum Beispiel als „Club 32“ oder „Club 49“ betitelt werden könnte. Der Begriff ist hauptsächlich durch Medien geprägt und bleibt aufgrund des jungen Alters und den Todesursachen in der Erinnerung der Leute. Ein Argument dafür ist auch die selektive Wahrnehmung und die Berichterstattung der Medien auf Ereignisse wie diese.
Zudem wird die Legende des „Club 27“ gerne zu Werbezwecken oder für Merchandise verwendet. Auch erhalten die Mitglieder nach ihrem Ableben einen noch höheren Kultstatus, der sie spätestens dann zu Musiklegenden heranwachsen lässt.
Der „Club 27“ ist also ein tragisches Phänomen, welches durch die Medien immer wieder neu aufgegriffen wird. Eine wissenschaftliche Grundlage für den „Club 27“ gibt es jedoch nicht.