Hater überrennen Kingdom Come Deliverance 2 momentan, obwohl das Mittelalter-RPG noch nicht einmal in den Release gegangen ist. Über den Grund dafür kann ich nur lachen – denn er macht KDC2 eigentlich nur besser. (Leichte Spoiler zu einem Charakter.)
Eine Kolumne von Marina Hänsel
Hater stornieren ihre Vorbestellungen, weil KDC2 wohl mehr RPG-Optionen hat
Es ist ein altes Lied: Sobald halbwegs klar wird, dass queere Romanzen-Optionen oder nicht-weiße und/oder nicht-heterosexuelle Charakter in Spielen auftreten, schreit eine sehr unangenehme Seite des Internets auf und verteilt eine Welle an Hate auf das entsprechende Spiel.
Jetzt ist Kingdom Come Deliverance 2 (auf Steam ansehen) dran: Stark vermutet wird, dass der Hauptcharakter Heinrich optional eine romantische Szene mit einem Mann haben kann. Game Director und Lead Writer Daniel Vávra bestätigt das indirekt:
KDC ist ein RPG, ihr seid verantwortlich für eure Entscheidungen. Wenn ihr wollt, dass Henry ein gleichgeschlechtliches Abenteuer hat, dann könnt ihr das ruhig angehen. Wenn ihr es nicht wollt, dann müsst ihr das auch nicht. Alle Affären sind (und waren in KDC1) komplett optional. Die Charaktere sind sich alle komplett im Klaren darüber, dass es eine verbotene Sünde gewesen ist.
Weiterhin tritt im Spiel der Charakter Musa auf, ein afrikanischer Händler, welcher König Sigismund begleitet, nachdem er ihn am Hof von Sultan Bayezid kennengelernt hat.
Unter dem X-Beitrag sowie auch auf Steam (etwa hier) regnet es nun Hate sowie Aussagen darüber, dass sofort die eigene Vorbestellung zurückgezogen wurde. Zweites ist ja total okay – wenn diese Leute es nicht spielen wollen, ist das ihr Problem. Aber trotzdem ist der Grund derart lächerlich, dass ich nicht weiß, ob ich weinen oder lachen soll.
Mein Henry wird bisexuell, und niemand kann mich aufhalten
Ich hoffe, irgendjemand wird tatsächlich eine schlaflose Nacht verbringen, einfach nur, weil ich meinen Henry bisexuell werden lassen kann. Ich hoffe wirklich, dass es einen Menschen mit derart wenigen Problemen gibt, dass er sich einzig über so etwas aufregen kann. Oder hat man dann vielleicht sogar zu viele Probleme?
Aber mal ein wenig ernster: Natürlich begründen die homophoben Spieler ihre Wut damit, dass KDC2 ja eigentlich versucht, historisch zu sein und deshalb – ja, was eigentlich? Keine historisch belegte Homosexualität darstellen darf? Keine Menschen mit nicht-weißer Haut darstellen darf, die sich sehr wohl am Hofe von König Sigismund aufgehalten haben könnten?
Es herrscht auch eine sehr große Angst davor, womöglich gezwungen zu werden, einer queeren Beziehung zwischen Henry und einem Mann beizuwohnen. Ich bin sicher, einige dieser Spieler würden das tatsächlich nicht aushalten – allein für diese besonders Zartbesaiteten ist es sicherlich frohe Kunde, dass jede Romanze im Spiel optional ist. Allerdings scheinen das einige trotz direkter Äußerungen von Vávra nicht zu verstehen, aber dann sollten sie vielleicht wirklich von dem Kauf eines etwas komplexeren Spiels, wie es KDC2 ist, absehen.
Schließlich fällt mir dazu nur noch Eines ein: Ein Rollenspiel mit mehr Optionen und mehr Entscheidungen, die man treffen darf, ist in meinen Augen immer besser. Ist das denn nicht eigentlich die Essenz von Rollenspielen?