Superhelden-Serien gibt es wie Sand am Meer. Aus dem Einheitsbrei der Marvel-Projekte auf Disney+ sticht Netflix mit The Umbrella Academy heraus – auch wenn die vierte und finale Staffel der Serie alles andere als perfekt geworden ist. Den Trailer dazu könnt ihr euch über diesem Artikel ansehen.
Ein Kommentar von Gregor Elsholz
Dieser Artikel enthält Spoiler zur vierten Staffel von The Umbrella Academy.
Um es direkt vorwegzunehmen: Die letzte Staffel von The Umbrella Academy war nicht perfekt. Je mehr ich darüber nachdenke, desto unvollständiger wirkt sie. Ihr mangelte es an Hintergrundinformationen, Charakterentwicklung und sie ließ viel zu viele Fragen offen.
Rey und Sloane sind ohne ausreichende Erklärung einfach verschwunden. Klaus’ Nebenhandlung ergab wenig Sinn. Was genau hat es mit der Zeitreise-U-Bahn auf sich? Wie kam Jennifer in Kontakt mit Durango und wie landete sie im Bauch eines Tintenfischs?
Die vierte Staffel hätte noch mindestens vier weitere Folgen benötigt, um alle Handlungsfäden zufriedenstellend zu einem Ende zu bringen.
Trotz all der berechtigten Kritik ließ mich The Umbrella Academy aber dennoch mit einem Gefühl zurück, das ich bei all den Superhelden-Serien auf Disney+ noch nie gespürt habe: Ich würde gerne mehr von diesen Charakteren sehen und werde sie nach ihrem dramatischen Ende vermissen.
The Umbrella Academy: Netflix-Serie ragt heraus
Die größte Stärke von The Umbrella Academy waren von Beginn an ihre Persönlichkeiten. Die zerrüttete Familie selbst war ein Highlight, vor allem Klaus und Five waren für mich originelle und unterhaltsame Charaktere, die beinahe jede Szene aufgewertet haben.
Aber auch die anderen kleinen und großen Figuren haben Spaß gemacht – sie waren verletzlich, unvollkommen und fühlten sich menschlich an. Im Gegensatz zu den flachen Abziehbildchen aus dem MCU mit ihren 0815-Heldenproblemchen, die am Ende ohnehin immer spielend leicht gelöst werden, fühlten sich die Konflikte in The Umbrella Academy realer und persönlicher an.
Auch deswegen stand in allen Staffeln merklich etwas auf dem Spiel – die emotionalen Einsätze waren hoch, auch bei der finalen Staffel, die mit dem ultimativen Selbstopfer aller Hauptcharaktere endet.
Eine mehr als mutige Entscheidung, die aber perfekt zu dem Rest der Serie passt, die nach vier Staffeln insgesamt ein einzigartiges, kreatives, alternatives und unperfektes Konstrukt mit schrulligen und liebenswerten Charakteren darstellt.
Netflix, Disney+ oder Amazon: Wer hat die beste Superhelden-Serie?
Mit einem polierteren Ende hätte The Umbrella Academy zumindest für mich persönlich gute Chancen auf den Titel der besten Superhelden-Serie aller Zeiten gehabt. Leider hat sich Netflix hier selbst Steine in den Weg gelegt, in dem die letzte Staffel auf sechs Folgen heruntergekürzt wurde.
Dennoch reiht sie sich für mich irgendwo am oberen Ende der Skala ein – Seite an Seite mit The Boys, Watchmen und den ersten Staffeln von Misfits. Auch wenn der letzte Eindruck nun bittersüß ist und ich über so manche verpasste Chance noch länger nachdenken werde, werde ich sie in der Zwischenzeit immer wieder gerne weiterempfehlen.
Auch The Umbrella Academy ist im Original-Ton einfach besser – hier sind 8 Gründe dafür: