Geplagt von schwachen Verkaufszahlen und Studio-Schließungen steckte die Reihe vor nicht allzu langer Zeit in der Krise. In unserem Switch-Test zu Mario & Luigi: Brothership entschlüsseln wir, wie das schnauzbärtige Brüder-Duo das Ruder herumreißt und wieder für lachende Gesichter sorgt.
Fazit zu Mario & Luigi: Brothership
Eine Grafik wie The Legend of Zelda: The Wind Waker, eine positive Stimmung wie Super Mario Sunshine. Der neueste Ableger der „Mario & Luigi“-Reihe fängt den Nintendo-typischen Wohlfühlfaktor richtig gut ein.
Leider ist Mario & Luigi: Brothership nicht die erhoffte Rollenspiel-Revolution, die sich einige Spieler gewünscht haben. Dafür sind die RPG-Elemente zu überschaubar und große Innovationen innerhalb des Genres bleiben aus.
Trotzdem ist das Abenteuer der Schnauzbart-Brüder ein gelungenes Gesamtpaket mit angenehmem Pacing und einer unterhaltsamen Mischung aus Kämpfen, Rätseln, Erkunden und Weiterentwickeln.
Wer sich die Zeit nimmt und die liebevollen Welten bis ins Detail erkundet, kann locker mit 35 bis 40 Spielstunden rechnen. Mochtet ihr die Vorgänger, werdet ihr eure Zeit in Konektania ebenfalls genießen.
- liebevoll gestaltete Spielwelt mit charmanten Charakteren und unterhaltsamem Helden-Duo
- spaßiges Kampfsystem, das durch konstante Neuerungen im Spielverlauf an Tiefe gewinnt
- innovative Spielideen für Rätsel und Minispiele
- hält RPG-Elemente simpel, um Neueinsteigern und jungen Spielern eine geringe Einstiegshürde zu bieten …
- … was wiederum einigen zu oberflächlich erscheinen könnte
- erfindet das Genre der Rollenspiele keineswegs neu
- die Geschichte ist nur Beiwerk
Charmante Charaktere, dröge Geschichte
Mario und sein treuer Bruder Luigi werden durch einen überdimensionalen Strudel in eine ferne, unbekannte Welt namens Konektania gesogen. Einst versorgte ein gigantischer Lebensbaum, der Konektarbor, das Land mit Energie. Dieser wurde zerstört, was die Welt von Konektania spaltete und in mehrere kleine Inseln aufteilte.
Die Bewohner bitten euch um Hilfe, die Driftinseln wieder zu vereinen. Mario und Luigi lassen sich auf das Abenteuer ein und gehen an Bord der Schiffinsel Kapitarbora. Von hier aus segelt ihr über Strömungen des blau-glitzernden Meeres und haltet Ausschau nach den verlorenen Inseln, auf die ihr euch per Kanone schießen lasst.
Das Zusammenspiel charmanter Charaktere, lustiger Wortwitze und dem komödiantischen Auftreten der Klempnerbrüder funktioniert richtig gut und macht Spaß. Die Geschichte allgemein wirkt im ersten Moment aber dröge und liefert wenig Antrieb im weiteren Spielverlauf.
Die Zwischensequenzen in Spielgrafik sind nicht vertont, unterhalten euch aber mit der typischen „Brabbel“-Sprache, wie ihr sie zum Beispiel aus Animal Crossing kennt.
Mario & Luigi: Brothership ist grafisch liebevoll, farbenfroh und detailliert gestaltet. Die kontrastreiche Cel-Shading-Optik erzeugt einen ganz eigenen Stil, der etwas an The Legend of Zelda: The Wind Waker erinnert. Technisch läuft das Rollenspiel im Dock und im Handheld-Modus recht stabil auf maximal 30 FPS – nur selten wurde das Spielerlebnis von Mikrorucklern unterbrochen.
Solides Kampfsystem, das sich fortlaufend entwickelt
Während ihr Mario und Luigi simultan durch die Spielwelt hüpfen lasst, begegnen euch Gegner in der Oberwelt ähnlich wie in den modernen Pokémon-Spielen. Das Kampfsystem ist rundenbasiert und erfordert gutes Timing. Mithilfe der A- und B-Knöpfe kettet ihr Sprungattacken von Mario und Luigi aneinander. Je besser euer Timing ausfällt, desto mehr Schaden teilt ihr aus.
Im weiteren Spielverlauf schaltet ihr immer mehr Werkzeuge wie zum Beispiel einen Hammer frei. Dieser wird nützlich, wenn Feinde ihren Kopf vor Sprüngen schützen. Die ikonischen grünen und roten Panzer erlauben dann mächtige Paar-Attacken. Im Zusammenspiel entfachen Mario und Luigi einen verheerenden Spezial-Move, der ein oder mehrere Ziele treffen kann.
Da ihr regelmäßig neue Techniken lernt, entsteht mit der Zeit immer mehr Spieltiefe und Kämpfe werden nie langweilig. Das liegt mitunter auch an den Angriffsmustern der Gegner, denen ihr ebenfalls mit entsprechendem Timing ausweichen müsst.
Chamäleons beispielsweise machen sich kurz vor ihrem Treffer unsichtbar. Neu ist die Möglichkeit mit der R-Taste zu blocken. Wer das Timing verpasst, kann trotzdem etwas Schaden verhindern.
Generell ergänzen sich Mario und Luigi im Rollenspiel prima. Mario besitzt einen höheren Angriffs- und Geschwindigkeitswert. Er teilt also mehr Schaden aus und ist schneller am Zug als seine Gegner. Luigi hingegen punktet mit mehr KP und „Bart“. Er steckt potenziell mehr Treffer ein und profitiert von einer erhöhten kritischen Trefferrate.
Auch bei Levelaufstiegen entwickeln sich die Attribute beider Brüder unterschiedlich schnell. Die Rollenspielelemente sind simpel gehalten, ermöglichen dadurch aber einen einfachen Einstieg – auch für junge Spieler.
Spaßige Bosskämpfe mit innovativen Ideen
Das Kampfsystem von Mario & Luigi: Brothership kann vor allem in Bosskämpfen glänzen. Hier müsst ihr nämlich alle gelernten Techniken einsetzen, um zu siegen. Der Klempnerbruder mit grüner Latzhose kommt zudem auf sogenannte „Luigideen“, die innovative Spielmechaniken freischalten.
Ein Beispiel: Der mürrische Steinklotz Schwankhard lässt große Felsen auf die Schnurrbartbrüder fallen. Ihr müsst diese Steine mithilfe eures Hammers zurückschlagen. Als Höhepunkt feuert ihr Luigi wie ein Katapult auf den Obermotz zurück. Dieses kleine Timing-Minispiel wird mit einer aufwendigen Zwischensequenz eingeleitet und belohnt euch mit großem Schaden, der den Boss niederschlägt.
Unterhaltsames Erkunden und Rätseln
Mario & Luigi: Brothership spielt nicht in einer offenen Spielwelt. Vielmehr stellen die unzähligen Driftinseln, die ihr bereist, kleine bis mittelgroße Welten mit unterschiedlichen Settings dar. Vom farbenfrohen Künstlerdorf Schwankum über dunkle, vernebelte Pfade in Dschungeloog bis hin zur sonnigen Tropeninsel namens Twisterland.
Die Level sind gespickt mit Rätseln und Minispielen, die Mario und Luigi im Zusammenspiel ihrer Fähigkeiten meistern und die das Gameplay regelmäßig auflockern. Zwar steuert ihr die beiden Helden gleichzeitig, doch mit einschlagender „Luigidee“ läuft der grüne Gefährte auch eigenständig umher.
Mithilfe des rechten Sticks wechselt ihr zwischen verschiedenen Paar-Fähigkeiten. Das sogenannte Kreisel-Ufo, beispielsweise, verwandelt Mario und Luigi in eine fliegende Untertasse, mit der ihr größere Abgründe überwindet.
Auch die Werkzeuge spielen bei der Erkundung der Inseln eine wichtige Rolle. So könnt ihr mit dem Hammer angeknackste Felsen zerschlagen und neue Wege offenbaren. Das wiederum hat zur Folge, dass ihr wiederholt Backtracking betreibt und öfter zu Inseln zurückkehrt, um alle Geheimnisse zu erforschen. Das ist anfangs sehr belohnend, wird bald aber repetitiv.
Es kommt auch ab und zu vor, dass ihr einen alternativen Pfad öffnet, ihn jedoch nicht betreten könnt. NPCs versperren euch den Weg und raten euch, doch später noch einmal vorbeizuschauen – das nervt und sorgt für Frust.
Für noch mehr Abwechslung sorgen Nebenaufgaben, mit denen euch die Bewohner der Inseln beauftragen. Besonders herausfordernd sind diese Quests nicht, da euch eure Mitmenschen quasi zur Lösung führen, wenn ihr sie ansprecht, aber für Zwischendurch lockern sie das Abenteuer etwas auf.