Aus dem Nichts hat mich in diesem Jahr vor allem ein Spiel begeistert: Nobody Wants to Die. Der Grafikkracher ist ein Traum für Fans von Blade Runner und düsteren Noire-Krimis. Es gibt nur ein Problem: Das Spiel ist eher ein Film und wer spielerische Freiheit sucht, ist hier falsch.
Ein Kommentar von Daniel Boldt
Nobody Wants to Die: Mehr Film als Videospiel
Was für ein Spiel ist Nobody Wants to Die? Spontan würde ich sagen, der melancholische Cyber-Krimi mit Blade-Runner-Ästhetik bewegt sich irgendwo zwischen Walking Simulator und einem Spiel von Telltale Games. Und vermutlich stellt sich bei dieser Beschreibung bereits ein Gefühl der Langweile bei dem einen oder anderen Gamer ein. Wer indessen ganz und gar in eine Geschichte abtauchen will, der findet hier eine echte Perle.
Im Fokus steht nämlich vor allem die Story, die fantastische Präsentation und die dichte Atmosphäre. Das Gameplay ist Nebensache. Und das ist schon die größte Hürde, wenn man über Nobody Wants to Die spricht. Wer offene Spielwelten liebt oder generell spielerische Freiheit sucht, der wird hier vermutlich enttäuscht werden. Aber ganz von vorne.
Nobody Wants to Die ist ein Noire-Krimi, wie er im Lehrbuch steht: Ihr spielt einen traumatisierten Ermittler mit einem Alkoholproblem und einer toten Ehefrau. Ein vermeintlicher Selbstmord entpuppt sich als Auftakt für eine größere Verschwörung, die euch vor Augen führt, wie korrupt das System ist, indem ihr euch bewegt. Und während ihr in zahlreichen Sequenzen an eurer Zigarette zieht, sinniert ihr in Monologen über das Leben und die Schwere des Seins.
Schaut euch am besten den offiziellen Trailer zum Spiel an:
Dieses Spiel ist ein Muss für Blade-Runner-Fans
Das Gameplay selbst besteht in den meisten Fällen daraus, dass ihr Räume erkundet, mit Gegenständen interagiert und den vielen Dialogen und Monologen aufmerksam lauscht. Es gibt zwar kleinere Minispiele, aber in der Regel klickt ihr einmal alles an und wählt dann eine Dialog-Entscheidung aus. Das beeinflusst dann den Verlauf der rund vier bis fünf Stunden langen Story. Wirklich knobeln dürft ihr zwar ab und zu auch, aber wirklich Gehirnschmalz ist nicht notwendig, da man auch mit Trial-and-Error ans Ziel gelangt. Nobody Wants to Die will eine Geschichte erzählen und nimmt euch dafür konsequent an die Hand. Oder wie ein Steam-User es treffend formuliert hat:
Das Spiel sagt euch buchstäblich bei jedem Schritt, was zu tun ist. Welches Werkzeug man benutzen muss, wohin man gehen muss. Das Coolste ist, dass man die Zeit vorwärts und rückwärts spulen kann. Damit könnte man in einem Spiel wie diesem erstaunliche Dinge anstellen... Aber es zeigt dir genau, wohin du gehen musst, mit leuchtenden Markierungen überall. Du folgst ihnen im Grunde genommen eine nach der anderen... (Quelle: Steam)
Wenn euch diese Beschreibung abschreckt, dann solltet ihr besser passen. Wer allerdings Filme wie Blade Runner liebt oder ein Faible für die melancholischen Krimis der 20er-Jahre hat, der sollte sich dieses wirklich hübsche Spiel ohne Frage etwas genauer ansehen.
Nobody Wants to Die ist seit dem 17. Juli für die PlayStation 5, die Xbox Series X|S und den PC erhältlich. Kostenpunkt: 24,99 Euro.