Diablo 4 ist mit dem im Oktober 2024 erschienenen DLC "Vessel of Hatred" und dem Update 2.0 zu meinem Spiel des Jahres geworden. Blizzard hat mit dem Action-RPG in den vergangenen Monaten bewiesen, dass sie doch noch auf die Community hören, und es zu einem Spiel gemacht, das für Menschen mit begrenzter Freizeit nahezu ideal ist.
Ein Kommentar von Claudio Müller
Bleibt ein Weilchen und hört zu
Ich gebe zu, ich mochte Diablo 4 von Beginn an. Natürlich gab es viele Aspekte, die nach dem Release 2023 zu Recht bemängelt wurden. Zu komplizierte Item-Werte, zu wenig Endgame-Content, zu repetitive Spielmechaniken, nicht genug Anreize für das ewige Grinden nach besserem Loot – so lauteten die Hauptvorwürfe. Doch an diesen Schwächen hat Blizzard gearbeitet und mit der Version 2.0 die richtige Balance gefunden.
Die düstere Open World lädt zum entspannten Erkunden ein, Quests kann ich in überschaubaren Häppchen absolvieren und das Crafting-System erlaubt es mir, auch mit wenig Zeitaufwand konkurrenzfähige Builds zu erstellen. Ich kann verstehen, dass es irgendwann an Reiz verliert, den nach Schema F erstellten Tier-S-Build durch die immer gleichen Pit- und Duriel-Runs zu jagen (ja, ich meine euch, liebe Quill-Volley-Spiritborns). Aber so muss es nicht enden.
Weg von der Meta, hin zum Spielspaß
Die wahre Stärke von Diablo 4 liegt nicht in der Jagd nach optimalen Builds oder effizienten Farming-Routen. Stattdessen entfaltet sich der Spielspaß dann am besten, wenn man das Spiel als das behandelt, was es ist: ein atmosphärisches Action-Rollenspiel. Die Freiheit, eigene Charakterkonzepte zu entwickeln und die vielen Aktivitäten nach persönlichem Geschmack zu wählen, macht Diablo 4 zu einem entspannten Hobby statt zu einem anstrengenden Abarbeiten einer To-do-Liste.
Ich habe inzwischen mein Limit ausgereizt und 14 Charaktere erstellt, die ich nach Lust und Laune durchrotiere. Habe ich das Bedürfnis, Dinge kaputt zu hauen? Hallo, HotA-Barbar! Oder steht mir der Sinn nach einem Bildschirm-füllenden Effektfeuerwerk? Guten Abend, lieber Blitz-Zauberer. Und wenn ich mich einfach gar nicht anstrengen will, dann spaziere ich mit meinem Minion-Necro durch Sanktuario und sehe zu, wie meine Skelettdiener die Höllenhorden schreddern (der sogenannte Chefredakteurs-Build).
Vielleicht bin ich nicht der typische Diablo-Fan, denn ich fand jedes neue Diablo immer besser als den Vorgänger. Diablo 1 war ein besonderes Spiel, bis auf diesen verdammten Butcher. Diablo 2 hat das noch etwas rohe Spielprinzip veredelt und bot genug Anreiz, es jahrelang zu spielen. Diablo 3 führte dann neue Mechaniken wie die Nephalem-Rifts, die Paragon-Stufen oder den Kanai-Würfel ein, mit denen sich das Endgame richtig rund anfühlte. Und über die Kuh-Level muss ich wohl nichts mehr sagen.
Diablo 4 hat auf dieser Erfolgsformel aufgebaut und ist heute, gut ein Jahr nach dem Release, erwachsen geworden. Nach über 800 Stunden im Spiel ist mir noch nicht langweilig geworden – und das, obwohl ich die Seasons bislang weitgehend ignoriert habe.