Zu teuer, kein Disc-Laufwerk und kaum Mehrwert – das waren die vorherrschenden Reaktionen, nachdem Sony die PlayStation 5 Pro vorgestellt hatte. Aber ganz so einfach ist es nicht. Warum, das zeigt unser Test-Video.
PS5 Pro – wozu eigentlich?
Im Jahr 2016 war das Verkaufsargument für das Leistungs-Update zur PS4 Pro ganz klar: 4K-Fernseher verbreiteten sich. Hast du so einen, kannst du ihn nur mit einer PS4 Pro ganz ausreizen, für den Rest reichen die Basismodelle.
Mittlerweile hat fast jeder einen 4K-Bildschirm. Stellt sich die Frage: Was ist denn der Vorteil der PS5 Pro gegenüber der normalen PlayStation 5, ihr Alleinstellungsmerkmal – der Grund für die Existenz dieser 800-Euro-Konsole?
Natürlich ist die Welt der Grafik-Technologie nicht stillgestanden in den vier Jahren seit dem Release der PS5. Die Pro-Variante haut nun im Wesentlichen einen ordentlichen Schlag drauf bei der Grafik. Nicht mehr, nicht weniger.
Laut Sony ist erstens allein die reine Grafikleistung knapp 50 % höher als bei der PS5, dank mehr GPU-Kernen. Das heißt in der Praxis: Spiele können schärfer aussehen, mehr Details zeigen und flüssiger laufen.
Zweitens: mehr Raytracing-Power. In angepassten Spielen sind Effekte möglich, für die zuvor nicht genug Leistung vorhanden war: realistischere Schatten und Reflexionen, bessere Beleuchtung.
Drittens: Die Upscaling-Technik PSSR, kurz für PlayStation Spectral Super Resolution. In Spielen werden Bilder häufig in kleineren Auflösung gerendert und dann auf 4K hochgerechnet. Die PS5 Pro hat dafür spezielle Hardware, mit der die Qualität besonders gut sein soll gegenüber klassischen Software-Upscalern. Das heißt: mehr Bildschärfe, weniger Kantenflimmern und ähnliche Ärgernisse.
Spiele müssen auf die PS5 Pro optimiert werden
Das funktioniert nur dann, wenn das Spiel einen separaten Renderpfad für die PS5 Pro bekommt, sprich: auf die neue Hardware angepasst wird. Nicht optimierte Spiele können dagegen nur im kleineren Rahmen profitieren: durch stabilere Framerates, sofern die vorher instabil war, und mehr Bildschärfe, wenn das Spiel eine variable Auflösung nutzt. Denn die passt sich an die zur Verfügung stehende Rechenleistung an – und je mehr Reichenleistung, desto (minimal) hübscher sieht das Bild auf dem Schirm aus.
Ein paar Detailverbesserungen hat die PS5 Pro noch im Gepäck: Unterstützung für Wi-Fi 7, also eine bessere und stabilere Verbindung, sofern ihr passende WLAN-Hardware besitzt, und erheblich mehr interner Speicher. Für Spiele und eure Daten stehen tatsächlich 1,89 TB zur Verfügung, das ist effektiv dreimal so viel wie bei der normalen PS5 mit rund 667 GB nutzbarem Speicher. Was nicht oder kaum verbessert wird, sind Prozessorleistung und Arbeitsspeicher. Für letzteren stehen Entwicklern 2 GB mehr zur Verfügung, die bei der normalen PS5 noch vom Betriebssystem belegt waren.
PS5-Pro-Hardware: Überraschend klein und leicht
Die Konsole ist hardwareseitig gelungen. Sie spricht die Formsprache der PS5 Slim, ist dabei überraschend klein und leicht, vor allem im Vergleich zur Ur-Version der PS5. Auch hier dominiert wieder die geschwungene Form dieser Hardware-Generation. Anders als bei der PS5 Slim sind aber die weißen Platten rau und nicht in Klavierlack-Optik gehalten – eine gute Entscheidung von Sony.
Der Teil in der Mitte des „Sandwiches“ ist jedoch leider weiter schwarz und glänzend – Fingerabdrücke und Staub haben sich darauf schon nach ein paar Tagen der Nutzung verewigt. Von der Slim unterscheiden kann man die PS5 Pro schon aus der Ferne an den markanten schwarzen Kühlrippen in der Mitte.
Wie bei der PS5 Slim gibt es nur noch zwei USB-C-Buchsen an der Front, zwei klassische USB-A-Ports mit hoher Übertragungsgeschwindigkeit hinten, Ethernet, ein HDMI-2.1-Ausgang, mit dem man 4K120 ausgeben kann, manche Spiele erstmals sogar in 8K60.
Lautstärke und Stromverbrauch
In Sachen Lautstärke können wir euch beruhigen: Man merkt zwar an einem leisen Surren, dass die PS5 Pro a) Lüfter hat und b) diese auch an sind, aber das ist keinesfalls störend. Auch der Stromverbrauch geht in Ordnung: Im Vergleich zur Ur-PS5 erhöht der sich zum Beispiel nur leicht. In einer anspruchsvollen Szene in Horizon: Forbidden West zog die PS5 221 Watt, die PS5 Pro 232 Watt aus der Steckdose – also alles im Rahmen.
Der fehlende Aufsteller für die Vertikal-Halterung mag egal sein (für die Horizontal-Lagerung werden kleine Plastik-Halterungen mitgeliefert), aber auch ein Blu-ray-Laufwerk wird nicht mitgeliefert. Klar kann man sich ein Disc-Laufwerk dazukaufen, aber das kostet noch einmal 120 Euro. Ganz zu schweigen davon, dass das Zubehörteil derzeit vergriffen ist und Scalper es zum Release für 250 Euro und mehr verkaufen.
Will Sony nur Kosten sparen, damit die Pro-Pille nicht ganz so bitter schmeckt oder uns schon auf eine Zukunft ohne physische Datenträger einstimmen? Aus Sicht von Spielerinnen und Spielern ist die Entscheidung, dieses Bauteil für die Pro-Konsole optional zu machen, jedenfalls äußerst ärgerlich.
Das fehlende Laufwerk hat mich auch beim Testen vor logistische Probleme gestellt, denn die meisten Spiele besitze ich tatsächlich noch auf Disc. Zum Testzeitpunkt waren auch noch nicht allzu viele Spiele mit einer Pro-Version gepatcht, aber ein paar Titel konnte ich dann doch testen und mir daraus einen guten Eindruck zu den Fähigkeiten der PS5 Pro bilden.
PS5 vs. PS5 Pro: Spiele im Grafikvergleich
Sony hatte im Vorfeld angekündigt, dass Spiele auf der PS5 Pro im Prinzip die Grafik des Qualitätsmodus mit der Framerate des Performance-Modus haben sollten. Trotzdem bekomme ich dann in Spielen auf der PS5 Pro wieder unterschiedliche Grafikmodi zur Wahl angeboten. Bei The Last of Us 2 hingegen gab es noch den einzelnen Pro-Modus neben den Modi der normalen PS5. Das ist etwas verwirrend.
Wenn man dann in die Spiele reingeht, sieht man dann aber tatsächlich einen Unterschied zwischen PS5 Pro und PS5. Fast überall legt sich – entschuldigt die schiefe Metapher – ein „Schleier der Klarheit“ über das Bild. Das sieht man aber eher in Bewegung. Ein Hinweis zu den Screenshots im Artikel: Standbilder vermitteln den Unterschied leider nur unzureichend, weil gerade die Sony-Spiele auf der normalen PS5 das Bild künstlich nachschärfen, auf der PS5 Pro wird darauf verzichtet.
Wie eklatant der Unterschied zwischen PS5 und PS5 Pro ist, variiert. Am geringsten empfand ich ihn noch in Ratchet & Clank: Rift Apart. Subjektiv sieht das Bild zwar durchaus etwas detaillierter aus. Aber trotz PSSR kann man aber noch leichtes Flimmern an kontraststarken Kanten sehen.
Macht die verbesserte Grafik etwas aus? Nun, wenn man 80 cm vom 55-Zoll-Fernseher entfernt sitzt und „Pixel peept“, vielleicht – wenn man einfach zocken will und sich auf das Gameplay konzentriert, nicht. Insbesondere bei einem so schnellen und bunten Spiel wie Ratchet & Clank, das ja schon in der regulären Version einen RT-Performance-Modus mit sehenswerten Raytracing-Effekten besitzt, ist der Unterschied zwischen PS5- und Pro-Version zwar nett, aber einigermaßen vernachlässigenswert.
Im The Last of Us Part 1 und Part 2 Remastered empfand ich den Unterschied als etwas gravierender. Dass die beiden Spiele ein meistens langsameres Gameplay besitzen und nicht gerade kunterbunt sind, hilft da natürlich. Im Vergleich zum normalen Performance-Modus auf der PS5 ist das Bild auf der Pro deutlich detaillierter und knackig-scharf. Der Schnee auf Ellies Rucksack, die Details an den Häuserfassaden – da merkt man den Unterschied schon deutlich.
Aber: Wenn ihr The Last of Us im Qualitätsmodus auf der normalen PS5 und einem modernen Fernseher mit 120 Hz und VRR betreibt, könnt ihr im Spiel auch die Framerate-Begrenzung aufheben – und dann ist der Unterschied plötzlich gar nicht mehr so groß.
Noch stärker kommt der Unterschied meiner Meinung nach bei Horizon: Forbidden West raus. Da gibt es sehr viel Vegetation. Auf der normalen PS5 flimmern Gras, Blätter und Blumen in Bewegung immer subtil, auf der PS5 Pro ist das Bild ruhiger und schärfer. Das liegt vor allem an der höheren internen Auflösung, das Spiel verwendet nämlich überraschenderweise PSSR nicht.
Keinen Zugriff hatte ich leider auf Final Fantasy VII Rebirth und Gran Turismo 7, dort soll die PS5 Pro ja durchaus transformativen Charakter haben. In GT7 und anderen Games unterstützt die PS5 Pro sogar die Ausgabe in 8K. Wenn bei euch ein 8K-Fernseher steht, gibt’s jetzt endlich mal einen Zuspieler, der den ausnutzen kann.
Aber ich habe noch ein paar andere Spiele ausprobiert. Bemerkenswert fand ich Hogwarts Legacy. Das hat zwar meines Wissens noch keinen PS5-Pro-Patch, in der normalen PS5-Version gibt es aber einen Raytracing-Modus, der freilich unspielbar ruckelig läuft. Wenn man den Modus auf der PS5 Pro startet und die Framerate-Begrenzung aufhebt, ist der plötzlich ganz brauchbar.
Nicht mehr ins Test-Video geschafft haben es die Spider-Man-Spiele Remastered, Miles Morales und Spider-Man 2, die am Dienstag mit Pro-Updates ausgestattet waren. Ich habe zwei Missionen zum Ende von Marvel’s Spider-Man Miles Morales gespielt. Positiv aufgefallen sind die erhöhte Bildschärfe im Detail, die vollen Raytracing-Effekte mit 60 FPS und eine stabilere Darstellung vom New Yorker Schneegestöber. Störend wirkte jedoch ein auffälliger Moiré-Effekt an einer Hauswand mit Ziegeltextur – das werden wir in einem zukünftigen Video beleuchten. Außerdem wird auf der regulären PS5 noch ein zusätzlicher Schärfefilter angewandt, den Insomniac bei der Pro-Version abgeschafft hat. In Bewegung ist das eigentlich besser, auf Screenshots können die Bilder von der normalen PS5 daher sogar schärfer wirken.
Unterm Strich können die Verbesserungen in den auf die PS5 Pro optimierten Spielen von ganz subtil bis erheblich reichen. Ich erwarte, dass wir in den kommenden Tagen und Wochen einen bunten Strauß an weiteren Patches bekommen, sodass bald richtig viele Spiele von der neuen PlayStation 5 profitieren werden.
Test-Fazit zur PS5 Pro
Trotz der wahrnehmbar verbesserten Grafik kann man feststellen: Wunder bewirkt auch die PS5 Pro nicht. Kantenflimmern gibt es beispielsweise weiterhin. Was die Spiele mit der besseren Hardware anfangen, liegt letztlich am Engagement der Entwickler.
Ich bin gespaltener Meinung. Die PS5 Pro zu kaufen, ergibt rational nicht viel Sinn, insbesondere zum jetzigen Preis. Für eine Konsole plus Laufwerk knapp 1.000 statt 500 Euro auszugeben, um, und das ist jetzt ein gefühlter Wert, 10 % bessere Grafik zu erhalten, ist eigentlich Quatsch.
Spiele laufen in der Regel in guter Qualität auch auf der normalen PS5. Die meisten Gamer dürften mit deren Performance zufrieden sein, und das ist völlig nachvollziehbar. Die normale PS5 wird auch in Zukunft „gut genug“ bleiben, niemand wird darauf schlechter spielen, weil es die PS5 Pro gibt. Allein schon deswegen, weil die Pro gegenüber den mehr als 60 Millionen verkauften Exemplaren der normalen PS5 eine Nischen-Maschine ist und bleiben wird, kann sich kein Spiele-Entwickler leisten, nicht auf das Basismodell hin zu optimieren.
Und doch … mag ich die PS5 Pro sehr. Während ich beim ersten Testen noch dachte „Na ja, die kocht ja auch nur mit Wasser“, bemerkte ich ihre, zugegeben, nuancierten Vorteile nach und nach immer mehr, insbesondere als ich zu meiner normalen PS5 zurückkehrte. Es kommt ja oft vor bei technischen Fortschritten, dass man deren Wert erst dann richtig erkennt, wenn man sie wieder verliert.
Soll heißen: Nein, ich brauche die PS5 nicht, aber ich will sie. Ich liebe die höhere Bildschärfe in Spielen und das Gefühl, PS5-Spiele in bestmöglicher Qualität zu genießen. Ich freue mich darauf, weitere Games damit auszuprobieren, sobald die Patches eintrudeln.
Die PS5 Pro ergibt also durchaus Sinn. Und zwar im gleichen Maße wie ein teurer BMW, ein iPhone 16 Pro Max oder ein Signature-OLED-TV von LG. Es gibt sie einfach, diese Zielgruppe für Premium-Produkte, die bereit ist, 100 % mehr Geld für 10 % mehr Produkt auszugeben. Unternehmen müssen diese Zielgruppe ansprechen, um Geld zu verdienen – und auch hofieren.
In dem Sinne möchte ich aber nochmal mein Unverständnis zum weggelassenen Laufwerk zum Ausdruck bringen – das passt einfach nicht zu einer Konsole mit dem Anspruch, „Pro“ zu sein. Ich glaube, wenn Sony die PS5 Pro für 100 Euro mehr, aber mit Disc-Unterstützung verkaufen würde, wäre die Reaktion vermutlich weniger negativ ausgefallen.
Die PS5 Pro ist ein Luxus-Upgrade für die normale PS5, das sich für „Maximalisten“ lohnen kann. Aber: Wer überlegt, 400 bis 500 Euro zusätzlich auszugeben, sollte zunächst einen Blick auf das eigene Gaming-Setup werfen. Denn für viele potenzielle Kunden, die noch einen Mittelklasse-Fernseher haben, ist das Upgrade auf ein modernes OLED-TV mit HDMI 2.1, 120 Hz und VRR-Support sinnvoller, weil das einen stärkeren Boost für die wahrgenommene Bildqualität bringt.