Netflix hat es schon wieder getan und eine originelle und hochwertige Serie ansatzlos abgesetzt. Zurück bleiben eine mittlerweile allzu bekannte Leere und ein massiver Vertrauensverlust. Die Konsequenz dürfte dem Streaming-Dienst nicht gefallen.
Ein Kommentar von Gregor Elsholz
Serien-Aus bei Netflix: Kaos hätte mehr verdient gehabt
Eine Tragödie in nur einem Akt: Netflix hat mit Kaos eine hervorragende Fantasy-Serie nach der ersten Staffel abgesägt. Netflix verliert damit ein Projekt, das aus der Masse an Ramsch auf seiner Plattform herausgeragt hat und für mich zu den besten Serien-Debüts 2024 zählt. (Quelle: Variety)
Die Absetzung lässt sich für mich kaum nachvollziehen: Kaos ist eine moderne und äußerst unterhaltsame Interpretation der griechischen Mythologie mit einem brillanten Jeff Goldblum als paranoider Göttervater Zeus. Die Serie hat einen durchweg starken Cast, eine hochwertige Inszenierung und balanciert ernste Momente mit großartiger Charakterkomik.
Mit dem Aus für Kaos ist das Damoklesschwert, das traditionell über jeder neuen Streaming-Serie hängt, herabgerauscht – und neben dem Ärger und der Enttäuschung, die ich dabei empfinde, ist dabei auch erneut eine Lektion zu lernen, die viele andere vor mir bereits verinnerlicht haben: Serien sollten nicht beim Release geschaut werden.
Ich hatte bereits befürchtet, dass Kaos keine zweite Staffel erhält:
Netflix-Entscheidung lässt nur eine Lösung zu
Serien bekommen im Streaming-Zeitalter immer seltener die Möglichkeit, ein zufriedenstellendes Ende zu erzählen. Zumeist werden sie entweder zu früh und überhastet abgesetzt oder sie sind so erfolgreich, dass sie so lange laufen, bis sie einer untoten Version von sich selbst ähneln.
Um sich hier nicht jedes Mal allzu sehr aufzureiben, werde ich es in Zukunft vorsichtiger angehen lassen. Wenn eine Serie interessant aussieht, packe ich sie einfach auf meine Watchlist und warte, bis ich Neuigkeiten zu einer möglichen Fortsetzung gehört habe.
Diese Methode dürfte bei Netflix und anderen Streamingdiensten sicherlich nicht für Begeisterung sorgen, schließlich reduziert sie Engagement und Hype rund um neue Projekte, doch das ist als Zuschauer schlicht nicht mein Problem – zumal es genug Mini-Serien und Filme gibt, die ihre Geschichten zuverlässig in von vornherein begrenztem Umfang auserzählen.
Denn im Gegensatz zur griechischen Sagenfigur Sisyphos bin ich nicht bereit dafür, immer wieder aufs Neue Begeisterung für eine Serie zu entwickeln, nur damit Netflix diese mühsam aufgebaute Beziehung zur Unzeit wieder zunichtemacht.
Streaming-Zuschauer sind an traurige Fälle dieser Art bereits gewöhnt – hier sind neun weitere Serien, die Netflix und Co. viel zu früh abgesetzt haben:
