Rise of the Raven zeigt eine Mittelalter-Welt, in der es heiß hergeht. Kann die Serie rund um den Ungarn Janos Hunyadi auch noch mehr bieten?
Ein spoilerfreier Ersteindruck von Martin Hartmann
Rise of the Raven erinnert mich an Game of Thrones
Seit dem 5. Juni läuft die Mittelalter-Serie Rise of the Raven exklusiv bei MagentaTV. Wenn ihr Ritter und große Schlachten mögt, solltet ihr Rise of the Raven im Auge behalten. Ich durfte schon vorab in die zehn Folgen hineinschauen und kann sagen: Wow, sind die Leute dort oft nackt.
Ob in Ungarn, in Mailand oder im Harem des Sultans im Osmanischen Reich, mindestens einmal pro Folge fallen in Rise of the Raven die Hüllen. Ich habe bisher die ersten fünf Folgen geschaut, die mich sehr an frühe Staffeln von Game of Thrones erinnern, in denen auch ständig jemand nackt war. Genau wie im Fantasy-Epos sind die Schäferstündchen aber nicht nur Fan-Service. Mit Sex wird in Rise of the Raven unter anderem manipuliert und intrigiert – ganz wie man es auch in Westeros gewohnt ist.
Kann Rise of the Raven noch mehr als Sex?
Doch worum geht es in Rise of the Raven überhaupt? Die Geschichte dreht sich um den Heerführer Janos Hunyadi, der Ungarn gegen das vorrückende Osmanische Reich verteidigen will. Auch andere geschichtsträchtige Charaktere tauchen auf, darunter etwa Vlad der Pfähler, dessen Name Draculea als Inspiration für den berühmten Vampir Dracula gilt.
Als großer Fan von Kingdom Come Deliverance 2 hat es mich außerdem gefreut, den ungarischen König Sigismund wiederzusehen, einen der spannendsten Charaktere, sowohl in der Serie als auch im Spiel.

Bei vielen anderen Charakteren bedient sich Rise of the Raven meiner Meinung nach aber zu sehr an Archetypen des Genres. Die junge Adelige Elizabeth Szilagyi will nicht verheiratet werden, sondern lieber kämpfen (hat da jemand Eowyn aus Der Herr der Ringe gesagt?). Dann wäre da noch der intrigante Berater Ulrich Cillei, der sich sicherlich ganz wunderbar mit Kleinfinger aus Game of Thrones verstanden hätte.
Der Hauptcharakter Hunyadi ist über weite Strecken ebenfalls der typische Mittelalter-Serienheld, dessen stoische Miene verkündet: „Ich muss den Tod meiner Familie rächen und mein Volk beschützen“, während um ihn herum die Frauen dahinschmelzen. Ein paar mehr Ecken und Kanten hätten da nicht geschadet.
Nicht so gut wie Game of Thrones, aber trotzdem toller Mittelalter-Spaß
Insgesamt gefällt mir Rise of the Raven aber richtig gut und ich werde die Serie auf jeden Fall fertig schauen. Mit dem Krieg zwischen Ungarn und den Osmanen wird ein sehr interessanter Schauplatz beleuchtet, den ich bisher noch nicht in vielen Filmen und Serien gesehen habe. Immer wieder habe ich Wikipedia geöffnet, um noch ein paar mehr Hintergründe zur politischen Landschaft der Zeit zu erfahren. Auch die Action und die Mittelalter-Atmosphäre insgesamt können sich sehen lassen, obwohl einige Hintergründe deutlich erkennbar aus dem Computer stammen.
Rise of the Raven kann im Hinblick auf interessante Charakter-Motivationen und komplexe Intrigen nicht mit dem Gold-Standard aus Game of Thrones mithalten (aber das konnte Game of Thrones ja irgendwann selbst nicht mehr). Einzig mit den Sex-Szenen sind sich beide Serien mehr als ebenbürtig – die Ungarn dürften sogar die Nase vorne haben. Wenn ihr Mittelalter-Geschichten mögt, kann ich die Serie bei MagentaTV trotzdem nur empfehlen.