Ein Fehler in der Software ist in den meisten Fällen ärgerlich. Ein Bug aufgrund von wenigen fehlerhaften Codezeilen kann zu katastrophalen Problemen führen. Aber die Softwarefehler können auch weit desaströser sein. Wir haben hier die berüchtigsten Bugs der Geschichte zusammengefasst, bei denen einem der Spruch „It's not a bug, it's a feature“ wahrscheinlich im Halse stecken bleibt.
Der Spruch „it's not a bug, it's an undocumented feature“, zu Deutsch „es ist kein Fehler, es ist eine undokumentierte Funktion“, wird vielen berühmten IT-Persönlichkeiten in den Mund gelegt. So soll unter anderem Bill Gates, Linus Tovalds oder Steve Jobs den Spruch erfunden haben – in Wirklichkeit ist der Ursprung jedoch unbekannt.
Man kann zwischen dem „Bug“, also einem Fehler in einem Computerprogramm, und dem „undocumented feature“, also einer geheimen oder nicht beschriebenen Funktion in einer Anwendung unterschieden. Der Spruch „it's not a bug, it's a feature“ wird jedoch in den meisten Fällen ironisch verwendet, um sich über einen graviernden oder dämlichen Programmierfehler lustig zu machen.
Jeder hat wahrscheinlich schon selbst die Auswirkungen eines Bugs zu spüren bekommen. Doch es gibt weit Schlimmeres als einen Blue Screen of Death, den Verlust der eigenen Bilder, Dokumente oder gar des ganzen Geräts. Wir haben hier die fünf verheerendsten Computerfehler der Geschichte zusammengefasst, die euch beim nächsten Systemabsturz wohl nur noch müde schmunzeln lassen.
Millennium-Bug / Y2K-Bug
Das Jahr-2000-Problem beziehungsweise auch Millennium- oder Y2K-Bug genannt, ist das wohl bekannteste Computerproblem. Der Bug, der bei der Jahrtausendwende zur wahren Katastrophe hätte führen können, geht zurück auf die 1960er Jahre. Da zu dieser Zeit Speicher knapp und teuer war und das Jahr 2000 noch in unerreichbarer Ferne schien, sparte man sich die 19 vor der Jahreszahl und speicherte nur die letzten beiden Ziffern ab.
Leider übernahmen viele Programmierer diese Art der Speicherung und Verarbeitung der Jahreszahlen, weswegen bei der Jahreszahl 2000, viele Maschinen und Programme plötzlich von 1900 ausgegangen wären. Alle Funktionen und Formeln, die an die Zeit gebunden sind, wären plötzlich falsch berechnet worden. Personen die beispielsweise 1980 geboren sind, wären plötzlich -80 Jahre alt, Konten wären plötzlich mit Minuszinsen belegt und die Steuerung verschiedener zeitgebundener Operationen (Gleisnetz, Stromnetz etc.) hätten komplett einbrechen können.
Zum Glück wurden die größten Horrorszenarien verhindert, indem Ende der 90er eine der wohl größten Bug-Fixing-Aktionen der IT-Welt gestartet wurde oder teilweise sogar veraltete Hardware komplett ausgetauscht wurde.
Ariane 5
Der Fehlstart der ersten Ariane 5 Trägerrakete ist zu seiner Zeit mit 370 Millionen US-Dollar einer der teuersten Softwarefehler der Menschheitsgeschichte. 37 Sekunden nach dem Start sprengte sich die Rakete selbst, da das Lenksystem zusammenbrach.
Wie man später herausfand, lag dies an Teilen des Codes, der einfach von der Ariane 4 übernommen wurde. Die Ariane 4 hatte eine längere Startvorbereitung, dies wurde jedoch bei der Ariane 5 nicht beachtet. Für den Flug war die Software überflüssig, sie lief aber aufgrund der schneller startenden Ariane 5 weiter und behakte sich dann mit dem Lenksystem, was zu einem Overflow und damit zum Systemabsturz des Bordcomputers führte. Einziger Ausweg für die Rakete: Selbstzerstörung.
Pipeline-Explosion in Sibirien
Aufgrund eines Softwarefehlers explodierte 1982 eine Gaspipeline in Sibirien. Zum Glück wurde hierbei kein Mensch verletzt, jedoch gehört die Explosion zu einer der größten nicht-nuklearen Explosionen der Geschichte.
Darüber hinaus gibt es Theorien über die Explosion, die darauf hinweisen, dass es sich hierbei nicht um einen Unfall gehandelt hat. So sollen Computerspezialisten der CIA den Bug absichtlich in die Software geschrieben haben, als sie erfahren haben, dass sowjetische Spione sich das Technologie-Know-how der USA über Umwege angeeignet haben. Ob es wirklich so war, ist nicht ganz geklärt, zu Zeiten des Kalten Krieges wäre so eine Geschichte jedoch durchaus denkbar gewesen.
Therac-25
Der Therac-25 war ein Linearbeschleuniger, der zur Strahlentherapie eingesetzt und damit eigentlich zur Verlängerung des Lebens von Krebspatienten dienen sollte. Durch mangelnde Anforderungen in der Sicherheit und einen Softwarefehler kam es jedoch in einigen Fällen zu einer schweren Funktionsstörung.
Eine zu hohe Strahlenbelastung und - einwirkund durch das Gerät führte schließlich dazu, dass zwischen 1985 und 1987 drei Patienten verstarben und drei weitere schwer verletzt wurden.
Patriot-Missile-Bug
Einer der berüchtigtsten Softwarefehler ist der Patriot-Missle-Bug aus dem Jahr 1991. Die Waffenkontrollcomputer der Partiot-Luftabwehrsysteme hatten den Fehler, dass sie umso stärker von der korrekten Zeit abwichen, je länger sie in Betrieb waren. Das konnte wiederum zu starken Fehlberechnungen führen.
Um den Fehler – der zu dem Zeitpunkt bereits bekannt war – entgegenzuwirken, sollte das System regelmäßig neugestartet werden. Leider wurde anscheinend jedoch nicht kommuniziert, was „regelmäßig“ genau bedeutet.
Zum Zeitpunkt des Unglücks lief das System bereits 100 Stunden, was zu einer Zeitverschiebung von 340 Millisekunden führte. Diese 0,34 Sekunden machten bei der Berechnung der korrekten Position einer Rakete ungefähr einen halben Kilometer aus. Als sich eine irakische Scud-Rakete näherte, beschloss das Luftabwehrsystem diese aufgrund der falschen Berechnung nicht abzufangen. So konnte die Rakete ungehindert in eine amerikanische Baracke einschlagen und tötete dabei 28 Soldaten, weitere 98 wurden verletzt.