ACHTUNG: Ab hier gehen die Stories über gruselig und schaurig hinaus und sind ziemlich schwer verdaulich. Ihr seid gewarnt.
Die Familie Likens, bestehend aus den Eltern Lester und Betty und den fünf Kindern Diana, Danny, Sylvia, Jenny und Benny, hatte es nicht immer leicht. Die Finanzen waren oft knapp, die Eltern waren verkracht und der generelle Haussegen war in permanenter Schieflage.
Als die Eltern im Sommer 1965 beschlossen, ein Leben als Karnevalsvolk zu bestreiten, ging es darum, ihre Kinder in vertrauenswürdige Hände zu geben. Die älteste Tochter war bereits verheiratet und eigenständig, die beiden Jungs landeten bei Großeltern und die beiden Mädchen wurden schließlich in die Obhut von Gertrude Baniszewski gegeben, einer Bekannten der Familie, die für 20$ wöchentlich auf die beiden Mädchen aufpassen wollte.
Was stattdessen passierte, ist eines der abscheulichsten Verbrechen, die Amerika im 20. Jahrhundert gesehen hat.
Mit der ersten Verspätung der wöchentlichen 20$-Zahlung schlug die Situation schnell ins Düstere um. Gertrude Baniszewski, eine mürrische, unterernährte Frau, die an Depressionen litt, ließ ihre gesammelte Wut an Sylvia Likens aus.
Wenn ihre Kraft nicht mehr reichte, übernahm die älteste Tochter Paula die körperliche Bestrafung und Folterung des jungen Mädchens. Und wenn das nicht mehr reichte, versammelten sich Kinder und Jugendliche aus der gesamten Nachbarschaft, um Sylvia zu quälen.
Die zahlreichen Torturen, die die Teenagerin über sich ergehen lassen musste, erinnern eher an das Mittelalter als an das 20. Jahrhundert. Sie wurde geschlagen, getreten, Nachbarskinder benutzten sie, um Judo zu üben, es wurden Zigaretten auf ihrer Haut ausgedrückt und auch sexuelle Misshandlungen, wie das Einführen von leeren Glasflaschen, gehörten zu Sylvias Martyrium.
Als sie schließlich nicht mehr „geeignet“ war, um mit den Kindern des Baniszewski-Hauses zu wohnen, wurde sie in den Keller gesperrt. Kurz vor dem Tod des 16-jährigen Mädchens ritzte ihre Peinigerin noch die Worte „I’m a prostitute and proud of it!“ („Ich bin eine Prostituierte und stolz drauf!“) in ihren Bauch.
Nach Monaten körperlicher und seelischer Misshandlung, die nicht einmal für den schlimmsten Albtraum geeignet wäre, starb Sylvia Likens am 26. Oktober 1965.
Das Martyrium des Mädchens und die anschließenden Gerichtsverhandlungen sorgten selbstverständlich für viel Aufmerksamkeit und zogen einen beachtlichen Medienzirkus nach sich. Es gibt gleich zwei Filme, die sich dem Thema widmen und kurioserweise recht nah beieinander veröffentlicht wurden.
„The Girl Next Door“ wurde von den wahren Begebenheiten inspiriert und erzählt eine ähnliche, aber nicht minder katastrophale Geschichte. „An American Crime“ hält sich näher an die grausame Vorlage, behält die Namen der Personen bei und richtet ein dokumentarisches Licht auf das Verbrechen. Die komplizierte Rolle der Sylvia übernimmt eine junge Ellen Page, die im selben Jahr mit „Juno“ den Durchbruch schaffte.
Um dieses undenkbare Verbrechen noch zu toppen, müsste ich ohne Zweifel in die buchstäbliche Hölle heruntersteigen. Aber Kreaturen aus der Hölle geben in der Realität ja leider keine Gastspiele.
... oder doch?