Wer sich einen NAS-Server kaufen will oder schon hat, überlegt sich vielleicht SSDs statt Festplatten zu verwenden. Aber ergibt das überhaupt Sinn? Ich sage: NEIN! Und ich erkläre auch, warum das so ist.
Im Video erklären wir, was SSDs sind:
NAS mit SSD? Nein, weil...
Vorneweg: Als Cache kann eine SSD im NAS sinnvoll sein, allerdings ist das nicht der Fall, wenn man die SSD als Datenspeicher im NAS einsetzen möchte.
Ein NAS-Server ist ein kleiner PC, der im Grunde aus vielen Festplatten besteht, um Speicherplatz für die Computer im Heimnetz bereit zu stellen: Videos, Bilder, Musik – alles! SSDs sind bekanntermaßen nun viel schneller als Festplatten. Sollte man in die Slots seines NAS daher SSDs statt Festplatten einbauen? Nein!... nicht wirklich.
Es kommt auf die Geschwindigkeit der Übertragung an, nicht auf die der Festplatte/SSD
Viele SSDs erreichen Lese- und Schreibgeschwindigkeiten um die 500 MB/s. Das gilt vor allem bei großen Dateien. Eine Festplatte ist eher um die 80 bis 100 MB/s schnell. Nun könnte man auf die Idee kommen, deswegen SSDs ins NAS zu bauen, da sie ja viel schneller sind als Festplatten.
ABER: Dabei muss man bedenken, dass ein NAS per Netzwerk-Kabel (Ethernet) mit dem Router verbunden ist. Dieser ist wiederum per Netzwerk-Kabel mit eurem Computer oder per WLAN mit euren mobilen Geräten verbunden. Es müssen also auch die Übertragungssgeschwindigkeiten des Ethernet-LAN beziehungsweise WLAN beachtet werden.
Einen aktuellen Router und Computer vorausgesetzt, habt ihr ein Netzwerk mit einer Übertragungsrate von maximal 1 Gbit/s (siehe Bild oben). Umgerechnet sind das maximal 125 MB pro Sekunde an Datenübertragung – wohlgemerkt bei einer LAN-Kabelverbindung UND unter Idealbedingungen, die fast nie erreicht werden. Bei dem heutigen WLAN-Standard 802.11ac kommt ihr auf eine Übertragungsgeschwindigkeit von maximal 163 MB/s (Idealbedingungen). In der Praxis sind es aber eher 60 MB/s. Beim N-Standard sind es praktisch nur an die 30 MB/s.
Max. Geschw. in MB/s (theoretisch) | Max. Geschw. in MB/s (praktisch) | |
SSD | 750 | 500 |
Festplatte | 133 | 80 - 100 |
LAN-Verbindung (1 Gbit) | 125 | 117 |
WLAN (ac) | 163 | 60 |
WLAN (n) | 75 | 30 |
Egal wie schnell die SSD ist, ihre Geschwindigkeit wird bei der Übertragung der Daten auf die Netzwerkgeräte immer durch die Verbindungstechnik gebremst. Nach der obigen Tabelle würde also eine SSD im NAS mit etwa 500 MB/s bei einer LAN-Verbindung doch nur maximal mit 117 MB/s übertragen; und wenn euer Router die Daten ans Smartphone oder Tablet per WLAN-ac sendet, dann sind es maximal sogar nur 60 MB/s. Bei kleinen Dateien sinkt die Geschwindigkeit oft noch weiter ab. Das Potential einer SSD im NAS würde nur beim Kopieren oder Lesen von kleinen Dateien genutzt, allerdings nur in einem vernachlässigbaren Ansatz.
Hinweis: Wenn ihr hingegen ein kabelgebundenes 10-Gbit-Netzwerk haben solltet, dann spürt ihr auch die SSD-Geschwindigkeit.
SSDs sind zu teuer für NAS-Speicherplatz
Update: Mittlerweile gibt es auch SSDs recht günstig zu kaufen. Ihr könnt euch also auch SSDs in euer NAS einbauen, wenn ihr günstig an SSDs ausgekommt. Allerdings werden SSDs weiterhin durch die Übertragungsgeschwindigkeit im Netzwerk auf einfache Festplatten-Geschwindigkeit ausgebremst. Außerdem habt ihr bei einer kaputten Festplatte aufgrund der Bauweise eine höhere Wahrscheinlichkeit die Daten nachträglich retten zu können.
SSDs sind zudem immer noch bedeutend teurer. Die Hauptaufgabe eines NAS ist es, große Speichermengen bereit zu stellen. Eine NAS-Festplatte mit 4 TB Speicherplatz kostet derzeit um die 175 Euro (Stand Januar 2017). Bei einem 2-Bay-NAS wären das also schon 350 Euro (8 TB Speicher), bei einem 4-Bay-NAS 700 Euro (12 TB Speicher), nur um das NAS mit diesen Festplatten zu füllen.
Eine 4 TB SSD von Samsung allein kostet im Vergleich um die 500 Euro. Eine Festplatte von Western Digital mit 4 TB kostet rund 100 Euro. Bei der Festplatte bekommt ihr also für den Preis fünf mal so viel Speicherplatz. SSDs im NAS lohnen sich also erst dann wirklich, wenn sie pro Speicherkapazität genauso günstig sind wie Festplatten.
Die besten NAS-Modelle findet ihr in unserer Kaufberatung:
Backup/Raid einberechnen: Wenn ihr im NAS ein RAID aktiviert, um die Daten automatisch zu spiegeln (Backup), habt ihr im schlechtesten Fall nur die Hälfte der eingebauten Kapazität zur Verfügung.
FAZIT: NAS mit SSDs
Wenn ihr irgendwo alte SSDs herumliegen habt, die ihr nicht anderweitig benötigt, dann nur zu: rein ins NAS. Allerdings empfehle ich nicht, extra SSDs für das eigene NAS zu Hause zu kaufen. In einer Firmenumgebung mit 10-Gbit-Netzwerk kann das wiederum anders aussehen. Hier erfahrt ihr, wie ihr einen NAS-Server einrichten könnt.