Wer ein Linux-Betriebssystem nutzen möchte, kann aus vielen unterschiedlichen Linux-Distributionen wählen, die auf unterschiedliche Zielgruppen zugeschnitten sind. Für Einsteiger, Windows-Umsteiger oder Profis ist alles dabei. Wir zeigen im Linux-Ratgeber die beliebtesten und bekanntesten Linux-Distributionen.
12 Linux-Distributionen für (fast) jeden Nutzertyp
Wer Linux nutzen möchte, kann aus vielen Varianten – den sogenannten Distributionen – auswählen. Das ist nicht einfach, da die zugehörigen Entwickler ihre Distributionen oft nicht klar genug voneinander abgrenzen. Oft läuft es dann bei Nutzern auf ein blindes „Ausprobieren“ hinaus, bis man sein Lieblings-Linux gefunden hat.
In unserer Bilderstrecke findet ihr die unserer Meinung nach 12 aktuell interessantesten Linux-Distributionen und deren Hauptmerkmale. Wir orientieren uns dafür an der Webseite Distrowatch.com. Dort gibt es ein Ranking der derzeitig beliebtesten Linux-Distributionen. Die Angaben sind dort aber nur bedingt repräsentativ.
Da Linux-Distributionen im Gegensatz zu Windows standardmäßig keine Nutzerdaten erfassen, weiß auch niemand, wie viele und welche Linux-Distributionen tatsächlich von wie vielen Menschen genutzt werden. Das Ranking geht daher danach, wie oft eine bestimmte Distribution aufgerufen wurde.
Linux Mint (Für Anfänger und Windows-Umsteiger)
Linux Mint gehört zu den besten Linux-Distributionen für Linux-Anfänger und Windows-Umsteiger. Alle bekannten Bedienelemente wie Startmenü, Taskleiste und Einstellungen gibt es hier ähnlich wie unter Windows. Alle wichtigen Programme wie LibreOffice, Medienplayer und (proprietäre) Codecs lassen sich bereits mitinstallieren, sodass alles gleich wie gewohnt funktioniert. Fehlende Software lässt sich einfach über die Anwendungsverwaltung downloaden.
Linux Mint lässt sich mit verschiedenen Benutzeroberflächen herunterladen und installieren. Standard ist die Desktop-Umgebung Cinnamon. Es gibt aber auch Mate und Xfce. Die Unterschiede der Desktop-Oberflächen, die es auch für andere Linux-Distributionen gibt, zeigt diese Bilderstrecke.
Wer Linux Mint möchte, sollte sich neben den wichtigsten Funktionen unsere Top 7 Linux-Tipps zur Einrichtung und Bedienung anschauen.
Manjaro (Benutzerfreundliches Arch Linux)
Manjaro hat sich in letzter Zeit ebenfalls zu einem der beliebtesten Linux-Betriebssysteme entwickelt. Grundsätzlich richtet es sich eher an Fortgeschrittene, die eine Arch-basierte Linux-Distribution ausprobieren möchten. Aber durch seine benutzerfreundliche Oberfläche können es auch Anfänger bedienen.
Standardmäßig gibt es Manjaro mit Xfce- und KDE-Desktop-Umgebung. Es gibt als Community-Projekt beispielsweise auch eine Cinnamon-Version.
Im Kern basiert Manjaro auf Arch Linux und greift daher auf das Arch User Repository (AUR) zu, was die Paketverwaltung (Pacman) mit sich bringt. Nützliche Systemprogramme wie Taskmanager, Massenumbenennen und Htop sind bereits vorinstalliert, ebenso LibreOffice und Steam.
Oft wird Manjaro temporär als Übergang zu einem reinen Arch-Linux genutzt. Manjaro gibt es nur als sogenanntes „Rolling Release“. Das heißt, es gibt keine festen Versionen. Das Betriebssystem wird kontinuierlich aktualisiert, wie neuerdings auch Windows 10.
MX Linux (Rustikal und funktional)
MX Linux wurde ähnlich wie Manjaro in relativ kurzer Zeit sehr beliebt. Die auf Debian basierende Linux-Distribution ist mit 1,5 GB relativ schlank und macht eher einen rustikalen Eindruck, hat aber interessante „MX Tools“ ab Werk installiert: Beispielsweise lässt sich das konfigurierte MX Linux als Live-USB-Stick einrichten und dann überall mitnehmen. Ähnlich wie in Ubuntu befindet sich die Taskleiste standardmäßig auf der linken Seite.
Pop_OS (Moderner Gnome-Desktop)
Pop_OS erschient erstmalig 2017 und wird von der amerikanischen Firma „system76“ entwickelt, die vor allem Notebooks mit diesem Betriebssystem verkauft. Die Distribution kann aber auch so heruntergeladen und auf anderen Rechnern installiert werden. Als Benutzeroberfläche wird Gnome eingesetzt (ähnlich wie bei Fedora). Außerdem ist Pop_OS besonders gut für Notebooks mit NVIDIA-Grafikkarten optimiert. Neben Linux Mint, Manjaro und MX Linux wird Pop_OS ebenfalls immer beliebter.
Ubuntu (Der Pionier für Linux-Desktops)
Einef der weltweit bekanntesten Linux-Versionen ist Ubuntu. Ursprünglich war es eines der ersten benutzerfreundlichen Linux-Systeme. Es stellt heute immer noch eine solide Basis für Linux-Nutzer dar. Linux-Fortgeschrittene, die Debian-basierte Distributionen bevorzugen, landen oft (wieder) bei Ubuntu. Für Anfänger ist es nicht so intuitiv wie beispielsweise Linux Mint. Meistens müsst ihr noch Software nachinstallieren und andere Einstellungen vornehmen.
Ebenso ist die Taskleiste an der linken Seite vermutlich gewöhnungsbedürftig. Sie lässt sich allerdings nach unten setzen. Weitere Tipps seht ihr in unserem Video:
Arch Linux
Die Version ArchLinux wurde 2002 entwickelt und zog fortgeschrittene Nutzer an. Sie zeichnet sich durch das Rolling-Release-Modell aus: Die Distribution muss nur einmalig installiert werden und aktualisiert sich über seinen umfassenden Paket- und Software-Manager selbst. Für Anfänger oder Heimnutzer ist Arch Linux nicht zu empfehlen.
Zusätzlich gibt es die Version AntiX Linux. Die Distribution ist extrem Ressourcen-schonend. Sie kommt mit 128 MB RAM aus und würde auch auf fast historischen Rechnern mit Pentium II laufen. Wer nicht viel mehr als Textverarbeitung und im Internet surfen will, für den reicht AntiX aus.
Elementary OS (Für macOS-Umsteiger)
Elementary OS sieht wie das macOS der Linux-Welt aus. Es basiert auf Ubuntu und hat ein Dock, ähnlich wie macOS. Es ist übersichtlich und beansprucht wenig Ressourcen und soll besonders Anfänger und Apple-Umsteiger ansprechen. Allerdings gibt es nicht besonders viele Anpassungsoptionen.
Oben links werden Anwendungen geöffnet. Programme und Updates installiert man über das sogenannte AppCenter im Dock.
Fedora (Neue Features frei Haus)
Die Entwickler des kostenpflichtigen Linux Red Hat haben auch eine kostenlose Linux-Version im Angebot: Fedora. Sie ist Community-basiert und übernimmt schnell technische Neuerungen. Geprüfte und bewährte Funktionen werden dann in Linux Red Hat übernommen, das für Firmen angeboten wird.
„Fedora Workstation“ richtet sich an den Privatnutzer und punktet mit besonders guten Sicherheitsfunktionen. Die Software und Funktionen sind meistens aktuell, können daher aber auch noch nicht ganz rund laufen oder Macken aufweisen. „Fedora Server“ gibt es für den Server-Betrieb.
OpenSUSE (Alter Favorit)
Früher gehörte OpenSUSE, das in Nürnberg entwickelt wurde, zu den am häufigsten verwendeten Linux-Distributionen in Deutschland. Damals wurde es noch kommerziell betrieben, mittlerweile ist es ein Community-Projekt. Heute greifen Nutzer, die einfach ein Betriebssystem brauchen, eher zu Linux Mint, Manjaro, MX Linux oder Ubuntu. OpenSUSE hat umfangreiche Konfigurations-Tools.
Zorin (Windows 7 als Linux)
Wer sich von Linux überfordert fühlt und einfach nur einen Windows-7-Ersatz haben möchte, kann sich neben Linux Mint auch Zorin OS anschauen. Die Core-Version ist kostenlos, die Ultimate-Variante kostet 19 Euro und umfasst Support und weitere Spiele- und Media-Apps.
Ehemalige Windows-Nutzer fühlen sich hier gleich Zuhause, da die Taskleiste und der Aufbau des Betriebssystems stark an Windows 7 erinnert. Auch die generelle Grafik und Präsentation wirkt durch das Fenster-Design und optionale Transparenzeffekte sauber und schön. Fortgeschrittene Nutzer finden aber unter Umständen zu wenig Stellschrauben für das Fein-Tuning.
Debian (Stabiler Desktop und Server)
Debian gehört zu den ältesten Linux-Distributionen und bildet die Grundlage für viele andere Betriebssysteme wie Linux Mint oder Ubuntu. Es ist sehr stabil und lässt sich stark anpassen.
Einer der größten Vorteile ist das vielfältige Paketsystem Dpkg (apt-get, gnome-apt), über das man unzählige Programme und Funktionen nachinstallieren kann. Debian lässt sich sowohl als Desktop- als auch als Server-Betriebssystem installieren und einrichten. Dabei werdet ihr gefragt, welche Desktop-Umgebung ihr nutzen wollt.
Grundsätzlich empfehlen wir Debian nicht für Anfänger, da sich das Betriebssystem nicht einfach anpassen lässt.
CentOS
CentOS ist auch gut bekannt und basiert auf Fedora und Red Hat Linux. Es ist in erster Linie im Server-Bereich von Web-Hostern oder kleinen Unternehmen zu finden. Allerdings lässt es sich auch als stabiles und sicheres Desktop-Betriebssystem nutzen.
Die Einrichtung kann etwas schwierig sein, aber auch sehr lohnend, wenn man erstmal alles fertig ist.