Das Restaurant La Table Suisse sorgt derzeit für Aufregung im Netz: In dem Schweizer Etablissement werden den Gästen - festhalten - angeblich Hunde und Katzen auf dem Essteller serviert. So etwas gibt es nicht wirklich - oder doch?
La Table Suisse: PR-Aktion von Vegetarier-Organisationen
Update vom 15.02. 2016
Eigentlich war von vorneherein klar, dass es das La Table Suisse micht wirklich gibt. Darüber, dass Tierschützer bzw. Vegetarier hinter der ganzen Sache stecken, wurde ebenfalls bereits spekuliert. Jetzt ist es offiziell: Wie die Webseite 20Minuten berichtet, haben sich drei Organisationen zu der Aktion bekannt: Swissveg, der Vegetarierbund Deutschland und die Initiative Beyond Carnism aus den USA. Verantworlich für die Umsetzung der Kampagne war die deutsche Marketing-Agentur Scholz & Friends.
Mit dem fiktiven Restaurant hätte man auf „Karnismus“ aufmerksam machen wollen, so die Verantwortlichen Der Begriff bezeichnet den Vegetariern zufolge ein „unsichtbares System aus Überzeugungen, das Menschen darauf konditioniert, nur bestimmte Tierarten zu essen und andere nicht“. Diese Unterscheidung sei künstlich, so Renato Pichler von Swissveg im Gespräch mit 20 Minuten: „In Indien isst man keine Kühe, in China werden Hunde auf dem Markt verkauft – das wäre bei uns undenkbar. Aber im Restaurant isst man andere Tiere, ohne nachzudenken.“
Das Essen von Tieren sei aber - genau wie der Vegetarismus - eine bewusste Entscheidung, so Pichler – eben der Karnismus. „Diese Seite wird nie angeschaut, und das möchten wir den Leuten bewusst machen.“ Ob man mit dem „La Table Suisse“ wirklich einen Denkwandel einleitet, sei einmal dahingestellt - Aufmerksamkeit haben die Macher mit ihrem Projekt in jedem Fall bekommen. Auf Facebook und Co. gab es einen Riesentrubel - neben viel Zustimmung erhielten die Macher auch deutlichen Widerstand, bis hin zu massiven Drohungen.
La Table Suisse - Hunde und Katzen als Menü
Restaurants, die sich an etwas ausgefallenere Geschmäcker richten, gibt es inzwischen ja einige. So etwas wie das La Table Suisse gab es in Europa wohl aber noch nicht: Das Schweizer Restaurant wirbt damit die „traditionelle Schweizer Küche neu zu interpretieren“ und zwar indem man den Gästen Hunde und Katzen serviert. Seit die Webseite vor einiger Zeit online ging ist das La Table Suisse ein heißes Thema im Netz. Viele Leute fragen sich: Was soll das Ganze? Und ist so etwas überhaupt legal? Auf der Facebook-Seite des Restaurants häufen sich die Kommentare - und wie man sich denken kann, fallen die meist nicht gerade positiv aus.
So funktioniert das La Table Suisse
Schaut man sich den Netzauftritt des La Table Suisse an, fällt zunächst auf, dass die Medienpräsenz des Restaurants professionell aufgezogen ist, komplett mit Werbeclips, einer ansprechend designten Webseite und einem Foto des angeblichen Inhabers Moritz Brunner. Wüsste man es nicht besser und wäre da nicht diese Sache mit den Hunden und Katzen könnte man tatsächlich meinen, dass man es hier mit einem neuen, exklusiven Luxus-Restaurant zu tun hat.
Um eventuelle Zweifel zu vertreiben, gehen die Betreiber auch direkt auf die Frage ein, ob der Verkauf von Hunde- und Katzenfleisch legal ist. Dazu heißt es auf der Webseite des La Table Suisse:
In der Schweiz ist es nach wie vor nicht verboten, den eigenen Hund oder die eigene Katze zu verspeisen – doch erst unser innovatives Adoptionssystem macht das Servieren dieser ausgefallenen Spezialitäten möglich.
Da das Gesetz den Verkauf von Katzen- und Hundefleisch verbietet, ist es zwingend notwendig, dass jeder Hund und jede Katze vor der Schlachtung von dem Gast adoptiert wird, der dieses Tier im Rahmen seines Aufenthaltes in unserem Restaurant verspeisen wird. La Table Suisse fungiert hierbei ausschließlich als Vermittler zwischen dem Bauern als Anbieter und dem Gast als Käufer des Tieres.
Wir garantieren, dass die Schlachtung vor Ort von einem qualifizierten Metzger gemäß der Schweizer Tierschutzverordnung vorgenommen und nur Fleisch aus artgerechter Haltung verarbeitet.
Sprich: Da die Tiere vor dem Verzehr zuerst von den Gästen adoptiert werden und damit in den Besitz des Gastes übergehen, ist es möglich Hunde und Katzen auf dem Speiseplan zu servieren, auch wenn das eigentlich per Gesetz nicht gestattet ist.
Nur ein Fake - oder gibt es das La Table Suisse wirklich?
Soweit so gut. Insgesamt wirkt der Auftritt des La Table Suisse also ziemlich professionell und man scheint sich auch legal abgesichert zu haben. Aber gibt es dieses Restaurant wirklich? Wir haben da so unsere Zweifel.
- Auf der Seite wird kein Impressum und keine Adresse angegeben: Angeblich habe man diese aufgrund von Vandalismus entfernt - das kann aber auch genauso gut ein vorgeschobener Grund sein, um die wahre Identität der Betreiber zu verschleiern.
- Auch die Gesetzeslücke, die das Verspeisen von eigenen Haustieren ermögliche ist bei näherer Betrachtung nicht ganz so lupenrein: In der Schweizer Verordnung über Lebensmittel tierischer Herkunft ist das Servieren von Hunden und Katzen zu kommerziellen Zwecken ausdrücklich verboten - und dabei handelt es sich hier ja, Adoption hin oder her.
- Im Netzt findet sich zudem kein eingetragenes Restaurant mit dem Namen La Table Suisse - auch über den angeblichen Betreiber Moritz Brunner gibt es keine weiteren Informationen.
- Dazu kommt, dass das Restaurant und der Webauftritt quasi aus dem Nichts aufgetaucht sind (die Webseite wurde erst am 08. Februar 2016 registriert) und in sehr kurzer Zeit für sehr viel Aufregung im Internet gesorgt haben - ein gutes Indiz dafür, dass es hierbei um virales Marketing in Reinform handelt.
Fazit: Man darf davon ausgehen, dass es La Table Suisse nicht wirklich gibt und es sich bei der ganzen Sache nur um einen Hoax handelt - auch wenn man zugeben muss, dass die Fälschung täuschend echt wirkt. Warum die Betreiber damit an die Öffentlichkeit gegangen sind, darüber lässt sich nur spekulieren. Handelt es sich dabei vielleicht um eine Vegetarier-Organisation, die mit dem Projekt auf unser Konsumverhalten aufmerksam machen wollen? Wir würden uns darüber jedenfalls nicht wundern.
Lest bei uns auch, was es mit Burundanga auf sich hat.